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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Jake. Was man Galgenhumor nennt. Aber wie
    dem auch sei«, fuhr sie fort, »wenn du für heute fertig bist, wieso verbringst du dann die Zeit nicht mit deiner Freundin? Sie wäre
    bestimmt überglücklich, dich so früh zu Hause zu sehen.«
    »Ich gehe nicht mehr zu ihr«, sagte Jake so leise, dass Mattie nicht sicher war, recht gehört zu haben.
    »Was?«, fragte sie, obwohl sie das gar nicht wollte.
    »Ich kann nicht mehr zu ihr gehen«, korrigierte er sich, fügte dem
    aber nichts mehr hinzu.
    »Sie hat dich rausgeworfen?« , fragte Mattie ungläubig. Er hatte sie nach mehr als fünfzehn Jahren wegen einer Frau verlassen, die ihn nach nicht einmal drei Wochen an die Luft gesetzt hatte? Und jetzt erwartete er, dass sie seinen Verrat ohne mit der Wimper zu zucken vergessen , ihre Wut und ihre verletzten Gefühle begraben und ihn mit offenen Armen
    wieder aufnehmen würde? Mein Haus steht dir immer offen? Da
    täuschst du dich gewaltig , mein Junge. So funktioniert das nicht.
    »Es war ein gemeinsamer Beschluss«, erläuterte Jake. »Und was genau
    habt ihr beschlossen?«
    »Dass ich nach Hause zurückkehre.«
    »Nach Hause«, wiederholte Mattie. »Das heißt, du hast vor, wieder
    hier einzuziehen?«
    »Das heißt, ich möchte wieder hier einziehen.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Mattie spitz,
    obwohl sie die Antwort schon wusste. Er wollte nicht nach Hause
    zurückkehren , weil er sie liebte oder weil ihm klar geworden war , dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hatte , oder weil er ihr Ehemann sein wollte; nicht einmal weil seine Freundin ihn vor die Tür gesetzt hatte. Er wollte nach Hause zurückkehren , weil er überzeugt war, dass sie bald sterben würde. »Diese Ehe braucht keine zweite Meinung , Jake« , sagte Mattie ärgerlich. »Sie ist aus und vorbei. Tot und begraben. Es hat sich nichts geändert , seit du gegangen bist.«
    »Alles hat sich geändert.«
    »Ach , wirklich? Liebst du mich?«
    »Mattie –«
    »Weißt du, dass du mir in den mehr als fünfzehn Jahren unserer Ehe
    nicht ein einziges Mal gesagt hast, dass du mich liebst? Willst du
    behaupten , das hätte sich plötzlich geändert?«
    Jake sagte nichts.
    »Ich will es dir leicht machen, Jake. Du liebst mich nicht.«
    »Du liebst mi c h nicht«, konterte er.
    »Also, was streiten wir dann überhaupt? Wir sind uns doch einig. Es
    gibt keinen Grund für dich, hierher zurückzukommen.«
    »Aber es ist das Richtige«, sagte Jake.
    »Und wer sagt das?«
    »Wir wissen beide, dass es die richtige Entscheidung ist.«
    »Und wann genau hast du diese Entscheidung getroffen?«
    »Ich hatte schon seit mehreren Tagen darüber nachgedacht. Und
    heute Morgen wurde es mir plötzlich klar.«
    »Aha. Und wann ist es deiner Freundin klar geworden?« Jake fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar und setzte sich auf das Sofa, das hinter ihm stand. »Mattie , das ist doch alles nicht relevant.«
    »Sie sind hier nicht bei Gericht, Herr Anwalt. Hier bin ich die
    Richterin, und ich finde es ausgesprochen relevant. Beantworten Sie also gefälligst die Frage.«
    Jake wandte sich ab, tat so, als betrachtete er Ken Davis ’
    impressionistische Wiedergabe einer stillen Straßenecke im rosigen Licht, das durch belaubte Sommerbäume fiel. »Wir haben es heute Morgen
    besprochen. Sie war meiner Meinung.«
    »Inwiefern?«
    »Sie ist auch der Meinung , dass ich hier bei dir und Kim sein sollte.«
    »Deine Freundin ist der Meinung, du solltest daheim bei Frau und
    Tochter sein. Wie ungeheuer aufgeschlossen von ihr. Und was tut sie, während du hier bei Weib und Kind bist?«
    Jake schüttelte den Kopf, breitete die Hände aus, als wollte er sagen, er wisse es nicht, als wollte er andeuten, es gehe ihn nichts mehr an.
    »Was hast du zu ihr gesagt, Jake? Ich finde, ich habe ein Recht, das zu wissen«, fuhr Mattie fort, als er schwieg.
    »Sie weiß über die Situation Bescheid«, sagte Jake schließlich.
    »Sie denkt also, dass ich sterbe.« Mattie begann wieder im Zimmer
    herumzugehen wie ein Tiger im Käfig, gereizt und bereit zuzuschlagen.
    »Und jetzt hat sie wohl vor, einfach zu warten, bis ich tot bin, wie? Ein, zwei Jahre, denkt sie sich, wird sie es schon aushaken, wenn ich es nur nicht zu lang verschleppe, stimmt ’ s?«
    »Sie versteht, dass ich hier sein muss.«
    »Ja, sie ist sehr verständnisvoll. Das ist mir klar. Und weiter? Hast du vor, dich weiterhin mit ihr zu treffen? Sieht so euer Plan aus? Auf die Weise schlägt sie zwei

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