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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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mitlachte , und war froh, als er keine an ihre Stimme erinnernden Klänge vernahm.
    »Danke«, sagte die Staatsanwältin. »Ich habe keine weiteren Fragen.«
    Augenblicklich sprang Jake auf. Er trat vor die Geschworenen, vier Männer und acht Frauen sowie zwei Ersatzleute , ebenfalls Frauen.
    »Mr. Butler , Sie sagten eben , Ihre Frau habe Sie an dem fraglichen Abend etwa um sieben Uhr angerufen.«
    »Meine Ex-Frau« , korrigierte Butler.
    »Natürlich , Ihre Ex-Frau« , bestätigte Jake. »Die Frau , der Sie nach einunddreißig Jahren Ehe den Laufpass gegeben haben.«
    »Einspruch!«
    »Herr Verteidiger!« , warnte der Richter.
    »Tut mir Leid« , versicherte Jake hastig. »Ihre Ex-Frau rief sie also um sieben Uhr an , sagte , sie brauche Sie dringend, weil es mit Ihrer Tochter Probleme gebe, und Sie sind daraufhin sofort zu ihr gefahren. Ist das richtig so?«
    »Ah, nein. Kelly und ich waren gerade dabei, uns für die
    Sylvesterparty anzuziehen. Wir beschlossen, uns fertig zu machen und auf dem Weg zur Party bei Nora vorbeizufahren.«
    »Aha. Und um welche Zeit sind Sie bei Ihrer Ex-Frau in Lake Forest
    angekommen? Halb acht? Acht?«
    »Ich glaube , es war kurz nach neun.«
    »Um neun Uhr? Volle zwei Stunden, nachdem Ihre Frau Sie
    angerufen und dringend um Ihre Hilfe bei einem Problem mit Ihrer
    gemeinsamen Tochter gebeten hatte?« Jake schüttelte wie voll
    abgrundtiefer Verwunderung den Kopf. »Nora hatte früher auch schon
    solche Nummern abgezogen« , versetzte Butler , unfähig , seinen Ärger ganz zu unterdrücken. »Ich war nicht überzeugt , dass die Sache so dringend war.«
    »Nein , offensichtlich nicht.« Jake lächelte eine der älteren Frauen unter den Geschworenen an. Sind Sie von Ihrem Ehemann auch schon
    einmal so rücksichtslos behandelt worden? , fragte das Lächeln.
    »Und ich hatte ja Recht.« Wieder hüstelte Butler hinter vorgehaltener Hand.
    »Sie sagten eben , Sie wollten zu einer Sylvesterfeier in der Gegend Ihres früheren Zuhauses«, wechselte Jake unvermittelt das Thema.
    »Ja, die Party war in Lake Forest.«
    »Bei Freunden von Ihnen?«
    »Einspruch, Euer Ehren. Das ist ohne Belang.« Ungeduldig zog die
    Staatsanwältin die schmalen Augenbrauen hoch.
    »Es wird sich gleich zeigen, dass das sehr wohl von Belang ist«,
    entgegnete Jake.
    »Dann fahren Sie fort«, sagte der Richter.
    »Also eine Feier bei Freunden von Ihnen?«, wiederholte Jake.
    »Ja«, antwortete Butler. »Bei Rod und Anne Turnberry.«
    »Aha. Sind die Turnberrys neuere Bekannte?«
    »Nein, nein, ich kenne sie seit vielen Jahren.«
    »Seit wie vielen?«
    »Bitte?«
    »Seit wie vielen Jahren sind Sie mit den Turnberrys bekannt? Seit
    fünf? Seit zehn? Oder seit zwanzig Jahren?«
    »Seit mindestens zwanzig Jahren.« Butlers dicker Hals lief rot an.
    »Gehe ich richtig in der Annahme , dass die Turnberrys auch Freunde Ihrer Ex-Frau waren?«
    »Ja , das ist richtig.«
    »Aber Ihre Ex-Frau war zu der Sylvesterfeier nicht eingeladen?«
    »Nein. Rod Turnberry meinte, unter den gegebenen Umständen wäre es
    ein bisschen peinlich, uns beide einzuladen.«
    »Womit gemeint war, dass Sie Ihre neue Freundin mitbrachten?«
    »Womit gemeint war, dass Nora und ich in Scheidung lagen und ich
    im Begriff war, mir ein neues Leben aufzubauen.«
    »Ein neues Leben, das die Angeklagte ausschloss, aber praktisch alle ihre alten Freunde einschloss« , stellte Jake fest.
    »Einspruch, Euer Ehren.« Die Staatsanwältin war aufgesprungen.
    »Wir warten immer noch auf die Relevanz.«
    »Ich versuche , die seelische Verfassung der Angeklagten
    herauszuarbeiten, Euer Ehren«, erklärte Jake. »Es war Sylvester, die Angeklagte verbrachte den Abend allein, während ihr Mann ein Fest
    besuchte, zu dem alle ihre alten Freunde eingeladen waren. Sie fühlte sich einsam und im Stich gelassen.«
    »Einspruch!«, rief Eileen Rogers wieder. »Euer Ehren, Mr. Hart hält hier ja ganze Vorträge!«
    »Ja, sparen Sie sich das für Ihr Schlussplädoyer« , sagte der Richter und ermahnte die Geschworenen, Jakes letzte Ausführungen nicht zu
    beachten. Den Einspruch der Anklage lehnte er jedoch ab.
    »Also, Mr. Butler«, fuhr Jake fort und sah wieder in den
    Zuschauerraum in der Hoffnung , dem Blick seiner Tochter zu begegnen.
    »Sie haben uns gesagt, dass Sie Ihre Frau in einem Zustand heftiger
    Erregung vorfanden, als Sie schließlich in dem Haus eintrafen, das
    einmal auch Ihr Zuhause gewesen war.«
    »Aber mit unserer Tochter hatte das nichts zu tun«, gab

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