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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Butler
    aufgebracht zurück.
    »Nein«, stimmte Jake zu. »Ihre Frau war erregt, weil sie die
    Scheidungspapiere erhalten hatte, sagten Sie uns vorhin. Sie war mit der von Ihnen vorgeschlagenen finanziellen Regelung nicht einverstanden.
    Ist das richtig?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Wie sah denn Ihr Vorschlag aus?« »Wie bitte?«
    »Was haben Sie Ihrer sechzig Jahre alten Ehefrau nach mehr als
    dreißig Jahren Ehe als Abfindung angeboten?«
    »Mein Angebot war sehr großzügig.« Butler sah die Anklägerin um
    Hilfe flehend an, aber die ließ die Frage stehen. Jake konnte förmlich hören, was sie dachte: Wunderbar, er nimmt mir die ganze Arbeit ab und arbeitet schon mal das Motiv für den Mordversuch heraus. Da werde ich doch keinen Einspruch erheben. »Ich wollte ihr das Haus lassen , den Wagen , Schmuck, Pelzmäntel und bot ihr dazu sehr großzügige Unterhaltszahlungen«, sagte Butler.
    »Und was ist mit der Firma?«
    »Die Firma habe ich von meinem Vater geerbt«, erklärte Butler. »Ich
    bin nicht der Meinung, dass Nora ein Anteil daran zusteht.«
    »Obwohl die Firma kurz vor dem Ruin stand, als Sie die Angeklagte
    heirateten? Obwohl die Angeklagte Sie vor dem Bankrott bewahrt hat.«
    »Das ist doch etwas übertrieben –«
    »Wollen Sie bestreiten, dass sie praktisch ihr gesamtes eigenes Erbe dafür verwendet hat, 7 h r e Gläubiger zu befriedigen?«
    »Die genauen Zahlen sind mir nicht bekannt.«
    »Oh, ich bin sicher, die lassen sich feststellen.«
    »Nora hat mir sehr geholfen« , bekannte Butler widerstrebend.
    »Aber was hatte sie in letzter Zeit schon groß für Sie getan?«
    »Einspruch!«
    »Ich ziehe die Frage zurück.«
    »Sie sagten . Ihre Frau hätte vor Ihrer Ankunft getrunken gehabt.«
    »Stimmt.«
    »Sie sagten ferner , sie hätte während Ihrer ganzen Ehe immer stark getrunken. Wann genau hat sie angefangen zu trinken?« »Das kann ich wirklich nicht sagen.«
    »Hat sie vielleicht zu der Zeit angefangen, als Sie anfingen, sie zu prügeln?«
    Die Staatsanwältin warf beinahe ihren Stuhl um, so hastig sprang sie auf, um Einspruch zu erheben. »Also wirklich . Euer Ehren , das geht zu weit! ›Wann haben Sie aufgehört, Ihre Frau zu prügeln?‹ «
    »Die Frage lautete: Wann haben Sie angefangen, Ihre Frau zu prügeln«, korrigierte Jake unter allgemeinem Gelächter, »aber ich bin gern bereit, sie umzuformulieren.« Er machte eine kurze Pause. »Mr. Butler, was würden Sie sagen, wie oft Sie Ihre Frau im Lauf Ihrer Ehe geprügelt haben?«
    »Einspruch, Euer Ehren!«
    »Bestreiten Sie, Ihre Frau geprügelt zu haben?«, beharrte Jake.
    »Einspruch.«
    »Abgelehnt«, sagte der Richter, und Eileen Rogers ließ sich mit einem hörbaren Plumps auf ihren Stuhl fallen. »Der Zeuge wird die Frage
    beantworten.«
    »Ich habe meine Frau nicht geprügelt.« Butler senkte die
    grobschlächtigen Hände zu seinen Knien hinunter, als wollte er sie vor den Geschworenen verstecken.
    »Sie leugnen also, sie von Zeit zu Zeit geschlagen zu haben?«
    »Es kann schon sein, dass ich ihr ein- oder zweimal im Streit eine
    Ohrfeige gegeben habe.«
    »Ein- oder zweimal im Monat, in der Woche, am Tag?«, fragte Jake
    mit einem Blick zu Nora Butler, deren stolzes Bemühen, die mageren Schultern zu straffen, sie umso verletzlicher erscheinen ließ.
    »Einspruch.«
    »Stattgegeben.«
    »Trifft es nicht zu, Mr. Butler, dass Sie Ihrer Frau einmal einen so heftigen Schlag versetzt haben, dass ihr Trommelfell platzte ?«
    »Das war ein Unfall.«
    »Daran zweifle ich nicht.« Jake drehte sich in einem schnellen kleinen Kreis und zog die Geschworenen mühelos in seinen Bann. Sein Blick
    schweifte über die Reihen der Zuschauer , bis er mit dem seiner Tochter zusammentraf , die jetzt vorgebeugt saß. Aber sobald sie seinen Blick wahrnahm, zuckte sie zurück und flegelte sich so lässig wie vorher in den Stuhl. Jake hätte beinahe gelächelt.
    »Trifft es nicht zu, dass praktisch alle Ihre Auseinandersetzungen
    damit endeten, dass Sie Ihre Frau schlugen , Mr. Butler?«, fragte er.
    »Einspruch, Euer Ehren. Mr. Butler steht hier nicht unter Anklage.«
    »Stattgegeben. Fahren Sie fort, Herr Verteidiger.«
    »Am fraglichen Abend kam es zwischen Ihrer Frau und Ihnen zum
    Streit, ist das richtig?«, fragte Jake.
    »Ich habe sie nicht geschlagen«, erklärte Butler sofort.
    »Aber sie hatte begründeten Anlass zu der Befürchtung, dass Sie es
    tun würden« , versetzte Jake und wartete auf den unvermeidlichen Einspruch, der auch prompt folgte.

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