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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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sie es mit letzter Kraft.
    Sarah fing an zu bluten und war zuerst verschreckt, dann fasziniert. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie keine Periode mehr gehabt. Die Blutung erinnerte sie daran, dass sie ihre Pille nicht genommen hatte, und erzwang eine Unterbrechung der unkontrollierten Ausschweifungen. Sie schickte Daniel zur Apotheke und wartete in der Dusche, bis er zurückkam. Er war verlegen und linkisch, ein Mittvierziger mit einem blauen Auge und zerschrammten Wangen, der ihr fünf Schachteln Tampons hinhielt, weil er nicht die richtige Größe gewusst hatte.
    Er trug eine schwarze Leinenhose und ein dunkelgrünes Polohemd. Draußen war es sonnig, aber kühl, berichtete er. Wie lang war es her, dass er zum letzten Mal Kleider angehabt hatte? Sarah duldete es nicht, dass er sich auszog. Sie schlüpfte in dicke graue Socken, rosa Unterwäsche und eine dunkelblaue Trainingshose. Nach einer Woche Nacktheit war es geradezu quälend erotisch, wieder etwas zu tragen. Der Baumwollstoff ihrer Unterwäsche rieb über ihre Haut wie forschende Fingerspitzen, und das Gummiband ihrer Socken zerrte an ihren Knöcheln.
    Daniel hatte von seinem Ausgang frisches Brot und Schinken mitgebracht, und sie standen an der Küchentheke und stopften sich hastig zubereitete Sandwiches in den Mund. Nachdem sie ihren lange ignorierten Appetit auf diese Weise angeregt hatten, durchwühlten sie fieberhaft die Küche und schlugen sich mit schalen Keksen und halb aufgetautem Käsekuchen voll. Dann tranken sie Rotwein, bis sich Sarah übergeben musste, und Daniel brachte sie ins Bett.
    Sie träumte von Jamie und wachte schluchzend mit seinem Namen auf den Lippen auf. Es beunruhigte Daniel, dass sie Jamies Namen so voller Sehnsucht gerufen hatte.
    Er setzte sich auf und rauchte, sein Gesicht war dunkel und furchterregend. Sarah schwor, dass es nur ein verrückter Traum gewesen war, ein wirres Durcheinander von bedeutungslosen Bildern, das ihr betrunkenes Gehirn ausgespuckt hatte. Sie erzählte ihm den Traum aus der vergangenen Nacht, in dem alle Menschen in Sydney wegen einer Kaninchenplage zu Hause bleiben mussten, bis die Behörden das Problem in den Griff bekommen hatten. Sarah – die Sarah aus dem Traum – war trotzdem hinausgegangen und von Bunnies zu Tode gedrückt worden. Daniel lachte und bezeichnete sie als geistesgestört.
    Doch sie hatte diese Geschichte nur erfunden, um ihn abzulenken. Ihr heutiger Traum war nämlich erschreckend lebhaft gewesen und so schlüssig wie nur selten einer ihrer Träume. Sie hatte beobachtet, wie sich Jamie ein Seil um den Hals band, dessen anderes Ende an einem Deckenventilator befestigt war. Sie hatte ihn angeschrien, komm runter, hör auf, es tut mir Leid, ich war blind und egoistisch und blöd, bitte, bitte, bitte, komm da runter.
    Doch Jamie hatte sie nur mit leeren Augen angesehen und den Stuhl unter sich weggestoßen. Das laute Knacken seines brechenden Genicks hatte sie aufgeweckt.
    Trotz ihrer Beteuerungen und Kaninchengeschichten war Daniel aufgewühlt. Er zog sich nackt aus und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen aufs Bett, den Blick auf Sarah gerichtet. Er boxte sie aufs Ohr, auf den Hals, in den Bauch. Lächelnd ertrug sie es, dass er sie ohrfeigte und in die Wangen kniff. Selbst als er sie an den Haaren zog, bis ihre ganze Stirn brannte, reagierte sie nicht. Er war wie ein Kind, das ein kleines Tier herumstieß und quälte. Und wie ein Kind tat er es nicht aus Grausamkeit, sondern aus Neugier. Er wollte wissen, wie weit er gehen konnte, bis sie sich wehrte.
    Da Sarah völlig reglos blieb, wurde ihm sein Spiel zu langweilig, und er fing an, sie auszuziehen. Sie sagte nein, und als er trotzdem weitermachte, schlug sie ihm ins Gesicht. Das erregte ihn, er zog sich ein wenig zurück und begann sich zu streicheln. Er forderte sie auf, ihm von Jamie zu erzählen. Vor allem wollte er wissen, was sie zusammen im Bett getrieben hatten. Sie versuchte es, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, und so erzählte sie ihm Geschichten über all die Männer, die sie nicht geliebt hatte, angefangen beim ersten nach Daniels Abschied. Sie war noch nicht einmal bis zu ihrem sechzehnten Geburtstag gekommen, als er sich mit einem Seufzer voll saute.
    »Du bist wirklich so was von verdorben«, sagte Sarah.
    »Daran bist nur du schuld.« Daniel drückte Sarah die Hand und den Arm auf den Mund. Er redete weiter, während sie ihn mit der Zunge sauber leckte. »Allein schon wenn ich bei dir bin, fühle

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