Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
Vom Netzwerk:
ganzen Körper, auch wenn sie vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen musste, als sich die Flüssigkeit zischend über die Millionen Risse und Abschürfungen ergoss.
    Die Wohnung war eine einzige Müllhalde. Eineinhalb Stunden lang machte Sarah sauber, und dann musste sie sich noch einmal duschen, weil sie sich wieder ganz schmutzig fühlte. Sie überzog das Bett mit frischer Wäsche und pflückte sogar ein paar Kamelien aus dem Balkontopf, um sie in einer Vase auf den Esstisch zu stellen.
    Noch immer keine Spur von Daniel. Inzwischen waren schon Stunden vergangen.
    Sie rauchte drei Zigaretten, dann griff sie zum Telefon und wählte Jamies Nummer. Shelley meldete sich. Sie beschimpfte Sarah als Hure und legte auf. Sarah trank zwei große Gläser Wild Turkey pur und rauchte, den Blick immer auf der Wohnungstür. Als der Whiskey leer war, probierte sie es noch mal bei Jamie. Shelley drohte ihr mit einer einstweiligen Verfügung, falls sie wieder anrief. Sarah genehmigte sich noch einen Drink und machte noch einen Anruf.
    »Scheiße, das war aber auch Zeit!«
    »Schrei mich nicht an, Mike.«
    Sie hörte, wie er langsam ausatmete, um sich zu beruhigen. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut. Hast du Jamie in letzter Zeit gesehen?«
    »Wo bist du?«
    »In Daniels Wohnung. Wie geht’s Jamie?«
    »Sarah, Baby, ich vermisse dich, und ich mach mir Sorgen, weil dieser Kerl ein verdammter Psychopath ist.
    Ich muss dich einfach sehen. Bitte. «
    »Sag mir jetzt bitte, wie es Jamie geht.«
    Er seufzte. »Die Sache hat ihn ziemlich mitgenommen, Sarah. Was hast du denn erwartet? Er hatte einen totalen Zusammenbruch und rennt jetzt so ziemlich jeden Tag zum Psychiater. Und er nimmt Medikamente, die ihn müde machen. Er schläft die ganze Zeit.«
    Es kostete Sarah große Überwindung, die Worte auszusprechen. »Kannst du ihm von mir bestellen, dass ich ihn liebe?«
    »Nein, Sarah, das mache ich bestimmt nicht.«
    Sie fing an zu weinen und zu betteln, doch dann ging die Wohnungstür auf. Daniels Beine erschienen. Seine Hände hielten so viele weiße Rosen, dass von seinem Kopf nichts mehr zu sehen war. Sie hängte auf, und Daniels Rosen regneten auf ihre Tränen herab.
    Daniel reagierte voller Mitleid auf Sarahs Trauer, wie sie zuerst dachte. Sie hatte seinen Zorn gefürchtet, wenn er herausfand, dass sie Jamie vermisste, doch seine Stimme blieb leise und mild. Er überschüttete sie mit Rosen und Küssen und besänftigenden Worten. Er überschüttete sie mit seinem Verständnis. Erst Stunden später, nachdem sie sich bei ihm ausgeheult und ihm die Geheimnisse ihrer Seele verraten hatte, wurde ihr klar, dass er sie hereingelegt hatte.
    »Armer Liebling«, sagte er, »du bist ja innerlich ganz zerrissen.«
    Sarah konnte ihm keine Antwort geben. Sie lag unter ihm, niedergedrückt von seinem Gewicht. Sie hatte so viel geweint, dass ihr die Kehle wehtat und ihre Augen zugeschwollen waren. Seine Gelassenheit war ein Geschenk.
    Ein Geschenk wie die Rosen, die er ihr mitgebracht hatte.
    Die Rosen, die um sie herum auf dem Küchenboden verstreut lagen.
    »Ich glaube«, fuhr Daniel fort, »du musst gehen.«
    »Nein«, krächzte Sarah, und ihre Augen füllten sich mit frischen Tränen.
    »Doch, Sarah. Ich glaube, es ist das Beste. Wenn du so viel an Jamie denken musst, solltest du zu ihm gehen. Wenn du nicht hier bei mir sein willst, dann will ich dich nicht aufhalten.«
    »Nein.«
    »Nein? Was, nein, Sarah? Ich hab dir nicht einmal eine Frage gestellt. Was soll das heißen, nein! «
    »Nein, ich will nicht gehen. Einfach nein zu allem, was du gesagt hast. Ich bin nicht innerlich zerrissen. Ich liebe dich.
    Ich will nicht von hier weg; und ich werde auch nicht weggehen. Nie.« Jedes Wort verursachte ihr Schmerzen, doch als sie es ausgesprochen hatte, ging es ihr besser.
    Daniel fing wieder an sie zu küssen und stützte sich jetzt mit den Ellbogen ab, sodass der Druck auf ihre Rippen und ihre Brust leichter wurde.
    »Na schön, Sarah, na schön. Aber wenn ich jemals, jemals herausfinde, dass du dich mit Jamie getroffen oder mit ihm geredet hast, dann ist das das Ende.«
    »Das Ende von was?«
    Daniel schob sich hoch und kniete aufrecht über ihr. Er nahm eine Rose und ließ sie über Sarahs Brust schweben.
    Dann stach er sich mit einer jähen Bewegung einen Dorn in den Hals. So fest, dass ein nadelspitzengroßer Fleck erschien, der schnell zu einem Blutstropfen anschwoll. Er ließ die Rose auf

Weitere Kostenlose Bücher