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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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eine blutige Nase geholt. Den zweiten Grund nannte er Mike, aber den ersten behielt er für sich.
    »Na und?«, rief Mike. »Eine besonders ruhige Unterhaltung wird das sowieso nicht.«
    Jamie schwankte. Der Wunsch, Sarah zu sehen, brannte in ihm, aber er wollte sie auch nicht vor den Kopf stoßen.
    Es würde sie wütend machen, wenn er ungebeten aufkreuzte, und noch wütender, wenn er zusammen mit Mike ankam. Außerdem würde es sich Mike nicht nehmen lassen, sie anzufassen, und Jamie musste dann ruhig dasitzen und dabei zusehen, wie Mikes Hände überall dorthin wanderten, wo seine Hände hinwandern wollten.
    »Wir könnten es noch mal mit einem Anruf probieren«, schlug Jamie vor.
    Mike drosch mit beiden Fäusten auf den Tisch, leerte sein Bier und schnappte sich seine Autoschlüssel. »Scheiß drauf. Wir fahren hin und reden mit ihr.«
    »Ich probier’s noch mal.«
    Mike hieb wieder auf den Tisch, erhob aber keinen Einwand mehr. Er biss sich auf die Unterlippe und kratzte sich mit den Schlüsseln am Arm, während er Jamie beim Wählen beobachtete.
    Jamie erwartete nicht, dass sie ans Telefon ging, es war mehr eine Hinhaltetaktik. Er hatte sich dazu hinreißen lassen, Mike alles zu erzählen, um eine möglichst starke Allianz gegen den alten Mr. Carr zu schmieden, doch inzwischen bezweifelte er bereits die Klugheit dieses Schachzugs. Er musste an Shelley denken, obwohl er sein Versprechen eigentlich nicht brechen würde, wenn er zusammen mit Mike zu Sarah ging. Doch wenn Mike dabei war, konnte er gar nicht richtig mit ihr reden. Und sie würde es Jamie übel nehmen, dass er Mike in alles eingeweiht hatte. Jamie nahm es sich ja selbst übel, dass er Mike eingeweiht hatte. Aber er brauchte ihn doch, um …
    ach, Scheiße. Er drehte sich im Kreis.
    »Hallo?« Sarahs Stimme, belegt und ein wenig unruhig.
    Jamie hätte fast das Telefon fallen lassen. Sein Magen war nur noch Matsch.
    »Daniel?«, fragte sie.
    O Gott »Ich bin’s, Sar.«
    Kurze Pause. »Hi, du. Wie geht’s denn so?«
    »Ich mach mir Sorgen um dich. Bist du okay?« Jamie wäre fast geplatzt. Mike ruderte wild mit den Armen.
    Jamie wandte sich ab und schaute hinaus auf den Parkplatz.
    »Ja. Ich wollte dich sowieso sprechen. Komisch, dass du es gerade jetzt probierst, ich wollte dich nämlich in fünf Minuten anrufen, oder so.«
    »Ich probiere es schon die ganze Woche, Sarah.«
    »Oh.« Er hörte das Klicken ihres Feuerzeugs. »Hör mal, kannst du zu mir kommen? Ich muss dich sehen.«
    »Sofort?« Auf einmal hatte Jamie Shelley und Mike und alles andere völlig vergessen. Er erinnerte sich nur noch an weiße Haut, blaue Augen, kitzlige Füße. »Ich kann sofort kommen.«
    »Das wäre super.«
    »Bin schon unterwegs.« Jamie war begeistert über seinen Erfolg.
    »Gut gemacht, Kumpel.« Mike boxte ihn auf den Arm.
    Jamie schlug sich mehrmals mit dem Telefon auf den Kopf. Danach musste er laufen, um Mike einzuholen, der schon in den Wagen kletterte.
    Obwohl es bereits nach Mittag war, öffnete Sarah die Tür in einem rosa Flanellpyjama. Die Tränensäcke unter ihren Augen waren schlimmer, als Jamie sie je gesehen hatte.
    Teigige Haut, aufgesprungene Lippen, ein bräunlicher Bluterguss über der rechten Augenbraue. Sie war in einer fürchterlichen Verfassung, aber gleichzeitig atemberaubend hübsch.
    »Was macht er denn hier?« Sarah spähte über Jamies Schulter. »Mike, was willst du hier?«
    Mike trat vor und schob Jamie zur Seite. »Kannst du nicht wenigstens so tun, als würdest du dich freuen, mich zu sehen?«
    Sie nahm Jamies Hand und zog ihn zu sich. Sie roch sauer, als ob sie sich übergeben hätte. Jamie küsste sie auf die Stirn und wiegte ihren kostbaren Kopf. Sie wimmerte, was wirklich seltsam war, und packte ihn noch fester. »Warum hast du ihn mitgebracht? Ich muss allein mit dir reden.«
    »Würdest du bitte nicht so über mich sprechen, als wäre ich gar nicht da?«
    Seufzend ließ Sarah Jamie los und wandte sich an Mike.
    »Ich muss unter vier Augen mit Jamie reden.«
    »Warum zeigst du mir die kalte Schulter?«
    »Ich hab wirklich keine Zeit für Erklärungen.«
    »Nimm dir die Zeit. Ich hab ein Recht auf eine Erklärung.«
    Sarah wandte sich mit einer Grimasse zu Jamie, dann ging sie zu Mike und legte ihm die Hände auf die Schultern. Sie war so klein, dass sie die Arme ganz ausstrecken musste.
    »Du hast Recht. Wir müssen genauso miteinander reden, und das machen wir auch, aber nicht sofort. Zuerst muss ich mit Jamie reden.«
    Mike

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