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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Maguire
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über ein Versprechen ?
    »Ähm, was für ein Versprechen denn?«
    Mike lehnte sich über den Tisch. »Vor ein paar Monaten ist Jess zu diesem Fortbildungskurs für die Arbeit gefahren, und Sarah ist zu mir gekommen. Wir hatten zwei Tage zusammen, und es war …« Mike fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Mann, Jamie, das war das beste Wochenende meines Lebens. Wir haben es in jedem Zimmer getrieben, wir haben es in jeder bekannten Stellung getrieben und dann noch einige neue dazuerfunden. Sie hat mich Sachen machen lassen, die ich vorher höchstens mit einer gut bezahlten Professionellen gemacht habe.« Er unterbrach sich, um einen Schluck Bier zu trinken. »Wir haben festgestellt, dass es cool ist, wenn man endlich mal jemand hat, der auch auf ausgefallenes Zeug steht. Wenn man mit irgendeiner wildfremden Person ins Bett geht, kann man ja schlecht fragen, ob …
    na ja, auf jeden Fall waren wir der Meinung, dass das etwas Besonderes zwischen uns ist und dass wir ab jetzt monogam sein sollten, was die Körperflüssigkeiten angeht.«
    Jamies Zunge klebte am Gaumen. Wenn er sie bewegt hätte, hätte er den Mund geöffnet und geschrien und geschrien, ohne aufhören zu können. Er ließ die Zunge, wo sie war, und zog nur fragend eine Augenbraue hoch.
    Mike kratzte sich am Hals. »Weißt du, wir haben uns darauf geeinigt, keine Kondome mehr zu benutzen, unter der Bedingung, dass wir sie bei anderen immer benutzen.
    Ich weiß, das klingt irgendwie kitschig, aber das war es nicht. Es war … ich hasse das Wort, aber es war wirklich romantisch. Heutzutage muss man sehr viel Vertrauen zu jemandem haben, wenn man es ungeschützt macht. Ich und Sarah, wir haben dieses Vertrauen, Mann.«
    Jamie starrte auf Mikes Gesicht und Hals. Er hatte sich die ganze Zeit gekratzt, während er redete, und hatte jetzt rote Striemen auf der Haut. Für Mike war Sarah eine Verseuchung. Die kriechenden, wühlenden Insekten waren durch seine Genitalien in ihn eingedrungen, hatten sich unter seiner Haut eingenistet, fraßen an seinen Eingeweiden, blockierten seine Atemwege, nagten an den Ausläufern seines Herzens. Auch wenn sich der arme Kerl zerkrallte, bis er wund war, wenn er sich die Haut herunterriss, konnte er Sarah nicht vertreiben, weil sie so tief von ihm Besitz ergriffen hatte. Sarah drang bis in den Kern vor. Und wenn sie erst da war, konnte der Befallene sie nicht ohne erheblichen Schaden loswerden.
    »Und deswegen lasse ich mir das nicht gefallen. Wenn sie Schluss machen will, schön, aber dann muss sie es mir wenigstens ins Gesicht sagen. Es ist wirklich das Letzte, dass ich diese Scheiße jetzt von dir erfahre.« Mike fuhr sich mit der Hand sechs- oder siebenmal über die Nase.
    »Weißt du, was ich mache? Ich geh zu ihr rüber und stell sie zur Rede. So kann sie nicht mit mir umspringen.«
    »Sie wird dir nicht zuhören. Wenn du den Kerl gesehen hättest! Er ist ungefähr hundert, und er ist wirklich aalglatt, wirklich … eiskalt. Sarah ist total in ihn verknallt.«
    Mike schniefte, rieb sich die Nase, kratzte sich am Hals.
    »Du kennst ihn?«
    Jamie schnaubte. »Ja. Er war mein Englischlehrer in der neunten Klasse. Unser Englischlehrer in der neunten Klasse.«
    Mike starrte Jamie an. »Willst du mich verarschen?«
    »Frag Jess. Frag sie nach Mr. Carr. Sie kann dir erzählen, dass er plötzlich mitten im Schuljahr abgehauen ist. Und dass Sarah ungefähr zur gleichen Zeit auf einmal nichts mehr gegessen hat und angefangen hat, zu trinken, zu rauchen und alles zu ficken, was in Hosen rumgelaufen ist.«
    Mike wollte ihm nicht glauben. Jamie erzählte ihm die ganze Geschichte oder zumindest so viel, wie er selbst von dieser Geschichte wusste. Am Ende schmiedete Mike Mordpläne gegen Daniel Carr. Jamie war es egal, dass er Staub aufwirbelte, dass er Sarahs Intimsphäre und Würde verletzte. Sie war in Gefahr, und da es ihm – bei Androhung der Scheidung – verboten war, Sarah allein zu sehen, und da Sarah nicht ans Telefon ging, war Mike vielleicht das beste Mittel für Jamie, um Sarah vor sich selbst zu retten.
    »Komm, wir hämmern so lange an ihre Tür, bis sie uns aufmacht«, sagte Mike.
    Mit diesem Gedanken hatte Jamie schon tausendmal gespielt. Er hatte sich nicht dazu durchringen können, weil er – zu diesem Zeitpunkt – nicht geschieden werden wollte. Außerdem war es nicht ganz ungefährlich, ungebeten vor Sarahs Wohnung aufzutauchen; Mike hatte es beim letzten Mal mit einem nackten Riesen zu tun bekommen und sich

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