Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
kleines Problem die Mission in null Komma nichts den Bach runtergehen lassen kann.«
»MacGregor vertraut mir«, warf Murdoch ein.
»Es ist nicht von Belang, was MacGregor denkt«, entgegnete Webster leise. »Er hat das Kommando nicht mehr. Ich habe es.«
Die Muskeln in Murdochs Magen verkrampften sich. MacGregors Entscheidung, Webster zu seinem Nachfolger zu machen, schmeckte noch immer nach Versagen, auch sechs Monate später.
»Ich stelle deinen Führungsanspruch nicht in Frage«, sagte er. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatte Webster seine Sache bisher außerordentlich gut gemacht. Er besaß eine Tiefe, die Murdoch nicht bei ihm vermutet hatte, und hatte nicht nur wiederholt Klugheit bewiesen, sondern auch Mut und ein angeborenes strategisches Geschick. »Ich gebe dir mein Wort als Hochländer, dass ich das südafrikanische Team zum Erfolg führen werde.«
Webster starrte aus dem großen Panoramafenster. Wasser tropfte von den Stühlen und Sonnenschirmen auf die rötliche Zedernterrasse. Der erste Regentag in San José seit einem Monat.
»Tut mir leid, Murdoch«, erwiderte er. »Das kann ich nicht machen.«
Eine unsichtbare Hand drückte Murdochs Kehle zusammen. Der verfluchte Berserker in ihm ruinierte sein Leben.
Schon wieder.
»Na gut«, entgegnete er giftig. In einer wohlkalkulierten Demonstration seiner eindrucksvollen Muskulatur verschränkte er die Arme vor der Brust. Der weiche Stoff des T-Shirts straffte sich über Schultern und Brustmuskeln.
Mach mir das erst mal nach, du kleine Ratte.
»Ich fliege nach Japan. Während überall auf dem Globus Aufstände toben und eine beispiellose Anzahl an dämonischen Attacken stattfindet, verdrücke ich mich also auf unbestimmte Zeit, um der vagen Möglichkeit nachzuspüren, dass es eine Waffe gegen die Dämonen geben könnte, über deren zweifelhafte Existenz wir nur vom Hörensagen wissen.«
»Ausgezeichnet.«
Murdoch konnte sich ein Schnauben kaum verkneifen. Der Mann war selbst gegen triefenden Sarkasmus immun. »Aber hör mir gut zu! Wenn ich dieses verdammte Teil finde, wirst du zu Kreuze kriechen und mir einen Auftrag geben, der mir gerecht wird.«
Der andere lächelte. »Klar. Mach deine Sache gut, schlachte keine Unschuldigen ab, und wir sind im Geschäft.«
»Leck mich, Webster!«
Voller Neugier betrachtete Kiyoko den Mann, der den Videomonitor ausfüllte. Er musste über 1,80 Meter groß sein – eine bemerkenswerte Größe für Sapporo. Er hatte braunes Haar, das wie bei einem Krieger aus den alten Tagen aus dem Gesicht zurückgestrichen war. »Sind Sie sicher, dass er gesagt hat, Lena Sharpe hätte ihn geschickt?«
»Ja.«
Sie lehnte sich im Chefsessel ihres Vaters zurück und rieb mit den Armen über die ledernen Armstützen. Selbst nach all der Zeit haftete der leichte Zimtduft seines Parfums ihnen noch immer an. »Dann ist er ein Dummkopf. Lena und ich haben uns vor ein paar Monaten überworfen. Ich zähle sie nicht länger zu den Kollegen, denen ich vertraue.«
Die Assistentin verbeugte sich. »Soll ich ihm sagen, dass Sie nicht zu sprechen sind?«
Kiyokos Blick flatterte zurück zum Videomonitor und den markanten Gesichtszügen des Mannes, der den Empfang der Ashida Corporation beinahe zu erdrücken schien. »Glauben Sie, dass ihn das abschrecken wird?«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Er wirkt sehr entschlossen.«
»Dann lassen wir ihn einfach warten. Seine Statur lässt vermuten, dass er ein Mann der Tat ist, und solche Männer haben naturgemäß wenig Geduld. In ein paar Stunden wird er es satthaben und freiwillig wieder gehen.«
Die Assistentin verbeugte sich erneut und verließ den Raum.
»Die Frage ist doch nicht, ob er gehen wird, sondern warum er hergeschickt wurde«, sagte Ryuji Watanabe, während er sich von seinem Stuhl an dem riesigen Panoramafenster erhob. Sein grauer Wollanzug war nicht zerknittert, obwohl ein langer Tag im Büro hinter ihm lag. »Sagten Sie nicht, dass diese Sharpe eine Diebin ist?«
»Ja.« Kiyoko hätte beinahe hinzugefügt:
»Aber sie bestiehlt nur Kriminelle.«
Allerdings hatte sich Lena als viel weniger ehrenhaft erwiesen, als Kiyoko ursprünglich gedacht hatte, da sie sich auf einen scheußlichen Deal mit dem Bösen eingelassen hatte. Das Wissen darum versetzte Kiyoko noch immer einen Stich.
»Dieser Murdoch-san sieht gar nicht wie ein Geschäftsmann aus.« Ryuji trat zu ihr an den Schreibtisch. »Eher wie ein Vollstrecker.«
Oder ein Samurai.
Seine Bewegungen waren
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