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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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verbrannte, gewann er ihre Bewunderung.
    Wirf dich auf den Boden, Kiyoko-san!
    Die stumme Botschaft von Sora drang in genau dem Moment in ihren Geist ein, in dem die zweiunddreißig Krieger auf dem Hof die Haltung veränderten. Von Kampfbereitschaft zum Angriff.
    Sie war sofort alarmiert.
    Und Murdoch reagierte auf ihre Angst, als ob er sie spüren konnte. Er stieß ein wildes Gebrüll aus, das die Wand hinter ihr erzittern ließ und wie Donner in ihrer Brust widerhallte. Er schwang den Schwertarm, die Klinge pfiff, und schon blutete Sora.
    »Nein!«
    Panisch versuchte Kiyoko, unter Murdochs Arm durchzutauchen und an die Seite ihres Mentors zu eilen. Aber der berserkerbesessene Seelenwächter war damit nicht einverstanden. Er rammte ihr seinen Ellbogen in den Magen, so dass sie zurück gegen die Zeremonialhalle prallte. Sie traf hart auf und sackte benommen und angeschlagen auf die Knie.
    Wieder erschütterte drohendes Gebrüll die Gebäude auf dem Gelände, wie um seinen Anspruch zu unterstreichen, und diesmal galt es ihr ebenso wie den Kriegern, die ihn umzingelten. Was hatte Murdoch einmal gesagt?
Was mir gehört, will ich auch behalten.
    »Ich gehöre dir nicht, du begriffsstutziger Bär«, murmelte sie, während sie wieder auf die Füße kam. »Und du wirst gleich lernen, dass du mir nicht den Rücken zuwenden solltest.«
    Sie zog ihr Katana aus der Scheide.
    Aber sie bekam keine Gelegenheit zuzustoßen. Murdoch machte einen großen Schritt rückwärts und warf sie erneut mit Wucht gegen die Wand; zugleich schlug er ihr die Waffe aus der Hand. Zunächst dachte sie, dass dies ein strategischer, wenn auch frustrierender Schachzug von ihm war, doch als sie sein volles Gewicht zunehmend gegen sich drücken spürte, kamen ihr Zweifel. Die Last seines steinharten Körpers raubte ihr den Atem. Und als er stolperte und vollends auf sie fiel, wusste sie sicher, dass dies nicht mit Absicht geschah. Selbst als Berserker würde er ihr niemals weh tun.
    Ihre missliche Lage wurde ihr zu spät bewusst, als dass sie noch einen Schutzschild hätte aufrufen können. Bei Murdochs plötzlichem Zusammenbruch über ihr und dem folgenden Sturz zu Boden brach sie sich ein paar Rippen. Sie hörte sie knacken.
Spürte
sie knacken.
    Während sie sich vor Schmerzen auf die Lippen biss, versuchte sie, sich von Murdoch zu befreien, indem sie seinen gewaltigen Körper von sich drückte. Aber er war wie ein schlaffer Sack, und es gelang ihr nicht, ungünstig zwischen ihn und das Gebäude geklemmt, wie sie war, ihn von der Stelle zu bewegen. Seine Muskeln waren kräftiger, wenn er ein Berserker war. Wog er dann auch mehr? So kam es ihr jedenfalls vor.
    Ein kleines Wunder war, dass sie nicht auf ihrem Katana gelandet waren. Das Schwert war nach links gefallen, als es auf dem Boden aufgekommen war, doch sie konnte es nicht sehen. Ehrlich gesagt, konnte sie so gut wie gar nichts sehen. Nur Murdochs Haar, sein blutbeflecktes T-Shirt und eine wachsende Anzahl schwarze Punkte.
    Es wäre doch eher unglücklich, wenn sie unter Murdoch erstickte. Dann würde nichts aus der glanzvollen Zukunft, auf die Sora für sie hoffte.
    Sora!
Lebte er noch?
    Kiyokos Brust brannte, und ihre Lungen rangen um Luft. Sie öffnete den Mund und wollte tief Atem holen, schaffte es aber nicht. Die schwarzen Punkte drohten, ihr die Sicht zu nehmen. Mit Hilfe des letzten Rests Bewusstsein erweiterte sie ihre Aura, um nach dem alten Sensei zu suchen. Sie fand nur Murdoch, dessen Aura langsam zu einem ruhigeren Violett zurückfand. Dahinter erreichte sie Yoshio und einige andere Krieger, deren Auren hellblau waren. Aber weit und breit kein Sora.
    Sie zog sich zurück, erschöpft und benommen.
    Wenn er tot war, musste sie sich die Schuld daran geben. Sie hatte Murdoch so lange gereizt, bis er die Kontrolle über sich verlor, und so den Berserker frech an die Oberfläche gelockt.
    Das Schwarz war nun ein wirbelndes Meer.
    Kiyoko kämpfte, um bei Bewusstsein zu bleiben, in der Hoffnung, dass Yoshio und die anderen Murdoch jeden Moment von ihr herunterzerren und sie retten würden. Aber der Kampf erwies sich als mühevoll. Ihre Gliedmaßen wurden kalt und schwer. Ermattung kroch in jeden Muskel, und die Augen fielen ihr zu.
    Wenn sie nicht rasch etwas unternahm, würde sie sterben.
    Eines sinnlosen, kläglichen Todes.
    Erneut, nun schwächer, dehnte sie ihre Aura aus, doch diesmal nicht mehr allzu weit. Nur bis an den Rand von Murdochs pulsierendem Energiefeld. Mit ihrem letzten

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