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Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman

Titel: Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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unterbringen«, gab Emily zurück und reichte Sora die Hand. »Hi, ich bin Emily.«
    Er starrte einen Moment auf ihre magere Hand, dann schüttelte er sie. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Emily-san. Ich bin Sora Yamashita.« Er verbeugte sich.
    Während der Vorstellungsrunde lernte Emily schnell, sich zur Begrüßung vor den anderen zu verbeugen und ihnen nicht die Hand zu geben. Dann wies sie Richtung Haustür. »Bitte, kommen Sie herein.«
    Während die vier Japaner die Verandatreppe hinaufstiegen, raunte Murdoch Emily zu: »Gut gemacht.«
    »Danke.« Als Murdoch Anstalten machte, Yoshio zu folgen, ergriff Emily seinen Arm. »Äh, da wäre noch etwas.«
    Er blieb stehen. Bei Emily konnte »noch etwas« eine haarsträubende Untertreibung sein.
    »Ich fange seltsame Schwingungen von dem alten Kerl auf.« Die junge Frau rümpfte die Nase. »Seine Energie ist goldfarben.«
    Murdoch blinzelte. »Sind die deiner Mutter und die von Lachlan nicht auch goldfarben?«
    »Doch«, bestätigte Emily. »Aber das meine ich ja mit ›seltsam‹. Seine hat einen anderen Goldton. Er ist blasser und funkelnder.«
    »Das hilft mir nicht viel weiter«, bemerkte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich erzähle dir nur, was ich sehe.«
    »Hängt es vielleicht mit seinem Alter zusammen?«
    »Das glaube ich nicht. Mrs Carlyle, meine Geschichtslehrerin, ist auch schon alt, und ihre Energie hat die normale Goldfarbe.«
    Murdoch war drauf und dran einzuwerfen, dass ihre Definition von »alt« möglicherweise durch ihre Jugend beeinflusst war, beschloss aber, diesen Punkt als akademisch zu verwerfen. Emily fing seltsame Schwingungen von Sora auf. Das war alles, was er wissen musste.
    »Danke«, sagte er.
    Frauenstimmen, ärgerlich und immer lauter werdend, drangen plötzlich aus dem Haus. Eine gehörte Kiyoko und die andere … Lena Sharpe. Verdammt! Murdoch sprang die Stufen hinauf und stürmte durch die Haustür.
    »Du weißt ganz genau, warum ich damals meine Unterstützung zurückgezogen habe«, fauchte Kiyoko gerade. Sie hatte sich direkt vor Brian Websters halbägyptischer Freundin aufgebaut.
    »Und du solltest vor allen anderen wissen, wie weit zu gehen man bereit sein kann, um seine Familie zu retten«, giftete Lena zurück. »Du hast doch selbst eine Grenze überschritten.«
    Kiyoko presste die Lippen zusammen. »Wage es ja nicht, mein Verhalten mit deinem zu vergleichen!«
    »Und warum nicht?«, hielt Lena dagegen. Sie nutzte es aus, dass sie größer war, und beugte sich über ihre Kontrahentin. »Wir haben beide aus Verzweiflung gehandelt … und aus Liebe.«
    »Mein Vater hätte es niemals gebilligt, wenn ich eine dunkle Reliquie geopfert hätte, um ihn zu retten.«
    »Er hätte auch nie gebilligt, dass du den
onmyōdō-
Kodex brichst«, höhnte Lena. »Und trotzdem hast du es getan.«
    Da verlor Kiyoko zu Murdochs größtem Erstaunen die Nerven. Sie schubste Lena mit beiden Händen von sich. Die Größere flog nach hinten auf das Ledersofa, das daraufhin ein Stück über das Parkett schlitterte und gegen Rachel Lewis, Emilys Mutter, prallte.
    Gleichgewicht ist für eine im achten Monat Schwangere eine heikle Angelegenheit. Rachels Hände ruderten durch die Luft, sie streckte einen Fuß vor und verlor endgültig die Balance. Mehrere Wächter sprangen in dem verzweifelten Versuch herbei, den harten Aufprall zu stoppen, aber sie kollidierten miteinander, und am Ende landete Rachel mit einem hörbaren Plumps auf dem Boden.
    Einen fassungslosen Augenblick lang schwiegen Kiyoko und Lena erschrocken. Dann stürzten sie zu Rachel, um ihr aufzuhelfen. Emily rutschte übers Parkett und fiel auf die Knie, aber sie war als Erste bei ihrer Mutter.
    »Mom, geht’s dir gut?«
    Rachel verzog das Gesicht. »Nein. Ich glaube, die Fruchtblase ist geplatzt.«
    Murdoch fing den Blick von Brian Webster auf, der gerade vom Büro aus den Raum betreten hatte. »Ich hole MacGregor«, sagte Murdoch und straffte die Schultern.
    Der andere Wächter nickte.
    Die nächsten Minuten gehörten zu den längsten in Murdochs ohnehin langer Existenz. Es war alles andere als angenehm, MacGregor vom Sturz seiner Frau zu berichten und zuzusehen, wie dieser Mann seine schluchzende Frau zunächst in den Armen wiegte und schließlich mit ihr in seinem Audi davonfuhr. Emily und Tyrone Bale, der Arzt des Trainingscamps, begleiteten die beiden.
    »Mit dem Baby ist alles in Ordnung«, murmelte Sora ruhig, während alle dem davonrasenden Wagen nachblickten. »Und die Frau hat

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