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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Strähnen
um ihr Gesicht, so dass sie aussah wie ein Engel, der gekommen war, um ihnen in dieser schweren Zeit beizustehen. Sam dankte Gott und Abram für sie, da sie tatsächlich alles leichter machte – wenn er auch ahnte, dass es ihr nicht klar war.
    »Dein Sarg sieht klasse aus«, fuhr sie fort und öffnete die Wachsdose, »bis auf das Schiff. Anstatt meine Skizze freihändig zu kopieren, hättest du mir erlauben sollen, sie auf das Holz zu übertragen. Jetzt hat dein Frachtschiff Schlagseite, Abram.«
    Sam lachte stillvergnügt in sich hinein.
    »Aber dafür gefällt mir deine Rose auf dem Deckel umso besser. Großartige Arbeit. Doch die Inschrift finde ich unglaublich. Die hast du angebracht, als ich nicht zugeschaut habe.«
    Sam hörte Willa schnauben.
    »Da gewesen. Dies und das gemacht. Spaß gehabt«, las sie laut vor, »Hoffe auf Wiederkehr und Wiederholung.«
    Sam verbiss sich sein Lachen. Alle drei Brüder hatten über Brams kleines Epitaph herzhaft gelacht. Und keiner hielt es für ausgeschlossen, dass der Alte zurückkommen und sie in irgendeiner Form heimsuchen würde.
    »Solltest du zurückkehren, Abram, dann höchstwahrscheinlich als Quälgeist«, schalt ihn Willa.
    »Damit du dich in fremde Angelegenheiten mischen kannst, wie du es bei mir getan hast.«
    Sie ging daran, Brams Sarg zu polieren und legte sich dabei mächtig ins Zeug.

    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, als du mich hierhergeschickt hast?«
    Sie hielt inne und fuchtelte mit ihrem Lappen in seine Richtung.
    »Deine Enkel sind astreine Halunken, Abram. Und es kümmert mich auch nicht, wenn ich bei Sams Küssen die Zehen einziehe«, zischte sie.
    Sam lächelte. Er hatte es fertiggebracht, dass sie die Zehen krümmte?
    »Abram, ich durchschaue dich. Du hast etwas vor, das spüre ich genau. Aber lass dir gesagt sein, dass ich nicht mitmache, was immer es sein mag. Mir egal, was du denkst. Ich werde nie wieder heiraten. Ich kann es nicht, wie du genau weißt. Du hast gesagt, du würdest mich verstehen.«
    Sie bearbeitete das Holz so energisch mit ihrer Politur, dass Sam schon erwartete, es würde anfangen zu qualmen.
    »Ich kann ja nicht mal Kinder haben«, platzte sie heraus, »das habe ich dir erklärt. Und du hast mich ausgelacht«, schloss sie im Flüsterton und senkte ihre Stirn schluchzend auf Brams Brust.
    Bram hatte ihre Verzweiflung verlacht? Das sah ihm gar nicht ähnlich. Wenn er spöttisch abgetan hatte, was sie ihm anvertraute, dann sicher nur, weil Bram es als gegenstandslos betrachtete.
    Noch ein Geheimnis. Oder ein Drache, den es zu bezwingen galt? Ein Brief wäre nett gewesen. Nur eine
Nachricht, die erklärte, wie dieser Drache beschaffen war und wie gefährlich er sein konnte.
    »Ach, Abram. Was hast du mir angetan?«, schluchzte Willa.
    Bram hatte ganz eindeutig etwas getan, das ihnen jede Menge Ärger bereiten würde. Sam spürte es so sicher wie Willa. Die Bombe würde in zwei Tagen, nach der Beerdigung bei der Testamentseröffnung platzen. Da er Bram kannte, wusste er, dass der Alte dort für sie sein endgültiges Lebewohl inszeniert hatte.
    Er tat gut daran, Spencer beiseite zu nehmen und herauszufinden, was der letzte Wille beinhaltete, ehe dieser allen vorgelesen wurde. Er hatte das ominöse Gefühl, dass Willa ein großer Schock bevorstand, wenn sie erfuhr, wie Brams letzter Plan aussah. Er zweifelte nicht daran, dass Abram Sinclair absolut nicht friedlich aus dem Leben geschieden war. Der Alte würde bis zuletzt um den Sieg kämpfen, wie er es sein Leben lang getan hatte.
    Und in Sam wuchs die Befürchtung, dass Willa der Preis war.
    Als jemand den Raum betrat, richtete er seinen Blick rasch wieder auf das Spiegelbild in der Fensterscheibe. Spencer sparte ihm die Mühe, ihn aufzusuchen. Der betagte Anwalt ging auf Willa zu, nahm sie in die Arme und wiegte sie zärtlich.
    Noch einer, der dem Charme des Engels erlegen war.
    »Es tut mir ja so leid, Willa«, tröstete Spencer sie; »ich weiß, wie sehr Ihnen Bram am Herzen lag.«

    »Ja.«
    »Ich weiß auch, dass Sie bei ihm sein wollten.«
    »Es sieht fast so aus, als hätte er es geplant.«
    »Wahrscheinlich war es so«, gab Spencer ihr recht und schob sie von sich.
    »Er hat mich gebeten, Sie um Vergebung zu bitten. Sie haben ihm in den letzten sechs Wochen so viel Liebe und Zuneigung entgegengebracht. Verzeihen Sie dem alten Mann seine Winkelzüge?«
    »Vielleicht«, flüsterte sie und sah Bram an, als sie sich über die Augen fuhr.
    »Ich wollte nur

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