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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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das Boot unbekümmert durch den Wirbel, und Sam suchte krampfhaft Halt, als plötzlich ein mit Hummerfallen beladenes Boot direkt auf sie zusteuerte.
    »Willa Kent!«, rief der Mann am Ruder, worauf Willa den Motor auf Leerlauf schaltete. Der Fischer nahm sein Boot zurück und ging vorsichtig und mit erstaunlicher Präzision längsseits der RoseWind.
    »Gestern wollte ich in deinem Laden einen Sarg für Gramps kaufen. Du wärest in New York, hat man mir gesagt. Bist du heute Nachmittag in der Firma? Übermorgen ist die Beerdigung.«
    Sam blieb der Mund offen stehen. Der Bursche hatte sie mitten im Hafen gestoppt, um einen Sarg zu kaufen? Er musste gegen sechzig sein. Wie alt konnte sein Opa sein?
    »Tut mir leid, dass Gramps gestorben ist, Cyrus«, sagte Willa, die an die Reling getreten war.
    »Ich habe ihm so gern zugehört, wenn er sein Seemannsgarn gesponnen hat.«
    »Er braucht dir nicht leid zu tun, Mädel. Seit Grandmas Tod hat er allabendlich vor dem Einschlafen darum gebetet, am Morgen nicht mehr aufzuwachen. Als wir ihn gefunden haben, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht.«
    »Lass mir zwei Stunden Zeit, dann bin ich wieder in
der Firma. Wir werden ihm einen schönen Sag aussuchen. «
    Der Fischer verschränkte die muskulösen Arme vor der Tonnenbrust.
    »Mit vierzig Prozent Nachlass, wie ich hoffe. Noch lieber wäre mir zweite Wahl. Gramps würden ein paar Schrammen und Kratzer nicht stören, wenn der Preis stimmt.«
    Sam setzte sich auf das vordere Kajütdach. Wurde hier etwa gefeilscht?
    »Einheimische bekommen dreißig Prozent Rabatt«, sagte Willa, die sich zum ersten Lächeln des Tages durchrang. Sie beugte sich über die Reling und senkte die Stimme.
    »Aber ich habe einen schönen Ahornsarg, den ich dir zum halben Preis überlassen kann. Es war eine Sonderanfertigung. Die Familie des Verstorbenen hat sich dann für eine Feuerbestattung entschieden und den Sarg nicht abgeholt. Gramps wäre sicher stolz, in Maine-Ahorn beerdigt zu werden.«
    »Sechzig Prozent Rabatt. Deine Sonderanfertigung ist ein Ladenhüter. Ich tue dir einen Gefallen, wenn ich das Ding nehme und du mehr Platz im Lager hast.«
    Willa trat zurück ans Steuer der RoseWind.
    »Die Hälfte, Bezahlung bei Abholung.«
    Seine Mimik zeigte an, dass Nachgeben nicht seine Sache war.
    »Um Punkt sechs bin ich zur Stelle. Bringst du diese
Sengatti zum Überholen zu Emmett?«, fragte er, plötzlich wieder so freundlich wie vor dem Feilschen.
    »Er wartet drüben am allgemeinen Pier.«
    »Nein, das Boot gehört mit«, sagte sie und gab Gas, während sie dem verblüfften Fischer zuwinkte.
    »Also, um sechs, Cyrus. Bring deine Brüder mit. Ahorn ist schwer«, schloss sie und schoss mit der RoseWind zwischen zwei Hummerbooten durch, die vom Hauptpier ablegten.
    »Das Großsegel holt sich nicht von allein ein«, sagte sie zu Sam.
    »Das wird es wohl müssen«, sagte er und rührte sich nicht.
    »Bei deiner Bezahlung rühre ich keinen Finger mehr.«
    »Du hast dein Gewicht in Proviant aufgegessen, Sinclair.«
    »Trotzdem habe ich zwanzig Pfund verloren.« Er stand auf, als er eine Hummerbude neben dem Pier entdeckte. Er warf den Fender aus und griff nach der vorderen Leine, die er dem am Pier wartenden Mann übergab, als Willa mit dem Boot vorsichtig anlegte. Noch ehe sie den Motor ausgeschaltet hatte, kletterte Sam über die Reling, betrat den Pier und fiel auf die Nase.
    »Hoppla«, sagte lachend der Mann und half ihm auf die Beine.
    »Bis Sie Ihre Landbeine wieder haben, dauert es eine Weile. Na, wie ist sie gelaufen, Willa?«, fragte er und
entließ Sam, indem er ihm das Tau wieder überließ und zum Heck ging.
    »Hast du den Unterschied im Rumpfdesign gemerkt? «
    »Sie ist praktisch von selbst gesegelt.«
    Sam entging der Rest von Willas Antwort, da er bereits – sehr vorsichtig, damit er nicht wieder hinfiel – auf die Hummerbude zusteuerte.
    »Warten Sie, Sam.« Der Mann, der Ende siebzig sein musste, kam auf ihn zu.
    »Wohin des Weges?«
    »Möglichst weit weg von Kapitän Bligh.«
    Der Mann lachte, dann streckte er seine Hand aus.
    »Emmett Sengatti. Mein Beileid zu dem Verlust. Bram war ein einmaliger Mensch.«
    Sam schüttelte ihm die Hand, erstaunt über den kraftvollen Griff – bis ihm einfiel, dass Emmett Sengatti mit handgefertigten Booten sein Geld machte.
    »Ja, das war er. Danke.«
    »Helfen Sie Willa nicht, das Boot zu sichern, ehe das Unwetter zuschlägt?«
    Sam warf einen Blick den Pier entlang und sah, dass sie das

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