Zaertliche Brandung - Roman
Hauptsegel vor dem Unwetter sicherte und verstaute.
»Glauben Sie mir, sie hat alles im Griff.«
Emmett schüttelte den Kopf, obwohl Sam ein deutliches Blitzen in den Augen des alten Mannes bemerkte.
»Wenn ich ein Mädchen zur Heirat überreden möchte,
würde ich sie ganz sicher nicht bei der Arbeit im Stich lassen.«
Sam erstarrte.
»Wie kommen Sie auf die Idee, ich würde sie zur Heirat überreden wollen? Ach übrigens, woher wussten Sie, wer ich bin?«
»Bram hat in den letzten sechs Wochen manchen Abend bei mir verbracht«, sagte der keineswegs beleidigte Emmett.
»Bei unseren Plaudereien ging es meist um euch drei, und Sie sehen genauso aus wie Ihr Bild. Und was die Heiratspläne betrifft, Spencer hat Geld von mir und Bram als Einsatz bekommen – Ihr Auftauchen mit Willa hat mich eben um tausend Kröten ärmer gemacht.« Er senkte die Stimme.
»Bram hat gesagt, Sie wären vielleicht derjenige, der erkennt, welches Juwel Willa in Wahrheit ist. Er hielt es aber auch für möglich, dass Ben sich um sie bemühen würde, da sein Interesse an Tidewater größer ist als Ihres. Und ich habe auf Jesse getippt.«
»Sie haben gewettet, wer von uns sie heiratet?«
»Nein, wir haben gewettet, wer von Ihnen es bei ihr versuchen würde.« Emmett warf einen Blick über die Schulter.
»Ich wollte Bram von dieser verrückten Idee mit dem Testament unbedingt abbringen, er aber war überzeugt, dass sein Plan klappen würde.« Er verschränkte lächelnd die Arme.
»Immerhin ist es mir zu verdanken, dass er euch das Schlupfloch gelassen hat.«
»Es gibt eines?«, fragte Sam erstaunt.
»So groß, dass ein Frachtschiff durchfahren könnte.«
»Was ist es?«
»Wenn ich es sagen muss, dann verdienen Sie es nicht, jemanden zu heiraten – und schon gar nicht Willa.«
Sam erwog allen Ernstes, den Mann vom Pier zu stoßen.
»So wie ich es sehe, haben Sie drei Möglichkeiten«, sagte Emmett.
»Sie können das Erbe Willa vor die Nase halten und sie dazu bringen, Sie zu heiraten; Sie können das Schlupfloch finden und dann um Willa werben, weil Sie sie wirklich wollen; oder Sie können dem ganzen Schlamassel den Rücken kehren. So wie jetzt, indem Sie es ihr allein überlassen, das Boot zu sichern.«
Emmett sah Sam nachdenklich an.
»Weglaufen mag einem als der einfachste Weg erscheinen, aber ein schlechtes Gewissen ist meiner Erfahrung nach ein verdammt schwerer Anker, mit dem man sich sein Leben lang abschleppen muss. Aber davon versteht Willa mehr.«
Alles wurde plötzlich klarer.
»Bram ist Ihretwegen nach Maine gekommen. Aber warum? Er hat nur selten Ihren Namen erwähnt, außer damals, als er sich die RoseWind zugelegt hat.«
»Würden Sie sich in Ihre üblichen Schlupfwinkel flüchten, wenn Sie nicht gefunden werden möchten? Ich habe Abram vor fast fünfzig Jahren kennengelernt, als er die Maine Maritime Academy in Castine besucht hat. Seither waren wir ständig in Verbindung.« Er zog die Schultern hoch.
»Wenn Ihr Großvater einen Zufluchtsort brauchte, ist er zu mir gekommen.«
»Das ergibt Sinn. Aber wie passt Willa in das alles hinein? Warum hat Bram ihr Cottage gemietet, anstatt bei Ihnen zu bleiben? Und in welcher Beziehung stehen Sie zu Willa? Hat mein Großvater sie Ihnen vorgestellt? «
Emmett schüttelte den Kopf.
»Wenn zwei verdrießliche alte Esel zusammen leben, bedeutet es das rasche Ende jeder Freundschaft. Bram ist ganz allein auf Willa gestoßen, als er ihr ›Zu vermieten‹-Schild an der Straße gesehen hat. Und was Willa und mich betrifft, so habe ich das Privileg gehabt, sie heranwachsen zu sehen. Wenn sie sich nicht ihrem Vater an die Fersen geheftet hatte, war sie auf meiner Werft und ist nicht von meiner Seite gewichen. Sie ist das Kind, das ich mir immer gewünscht habe.«
»Gehören Sie zur Heiratsmeute?«
Emmett schüttelte leise lachend den Kopf.
»Nein. Ich habe Willa gesagt, sie soll diesen klatschsüchtigen Wichtigtuerinnen sagen, sie sollten sich auf direktem Wege …«
»Ich brauche einen Liegeplatz, Emmett!«, rief Willa aus.
Beide Männer drehten sich um, und Sam sah seinen Tauchsack und Willas Zeug, ihre ramponierte Reisetasche inklusive, auf dem Pier.
Sie wickelte die Taue auf, die er vorhin durcheinandergebracht hatte.
»Meine Farbe ist seit neunundzwanzig Jahren das gleiche Blau«, rief Emmett zurück.
Sam blickte hinaus auf das Hafenbecken und sah mindestens ein Dutzend leerer Anlegebojen in verschiedenen Farben.
Mit einem unfreundlichen Blick, der
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