Zaertliche Brandung - Roman
ein paar Happen. Auf dem Ball sind auch Erwachsene willkommen. Warum kommst du nicht mit Sam? Mom kommt mit Dad.«
Willa raste zur Schlafzimmertür, während sie einen mit Farbflecken übersäten Pullover über den Kopf zog.
»Shel geht mit Richard aus?«
Jen nickte und schluckte hinunter, was sie im Mund hatte.
»Cody sagt, das wäre mehr als unheimlich, aber ich glaube, Dad hat einen richtigen Schrecken bekommen, als er in ein leeres Haus heimgekehrt ist. Und ich glaube, Mom war nur mir und Cody zuliebe einverstanden, mit ihm zum Tanzabend zu gehen. Damit die Scheidung in aller Freundschaft über die Bühne geht und wir nicht das Gefühl bekommen, hin- und hergerissen zu werden. Dad schämt sich wegen der Sache in New York, und er hat zu Mom gesagt, es täte ihm leid. Er würde sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit bei dir entschuldigen.«
»Du weißt darüber Bescheid?«, stöhnte Willa.
Jen blickte auf und hielt auf halbem Weg zum Mund mit der Gabel inne und verdrehte die Augen.
»Lauschen gehört zu den Aufgaben eines Teenagers, Tantchen. Wie sonst könnten wir herausfinden, was los ist? Also, wirst du mit Sam zum Ball kommen? Ich kann es kaum erwarten, dass du mein neues Kleid siehst. Ben ist mit uns shoppen gegangen und hat Mom und mir bei der Auswahl geholfen.« Sie legte den Kopf schräg und sah Willa an.
»Ich bin froh, dass Sam derjenige der Sinclairs ist, der
sich in dich verliebt hat. Ben und Jesse sind wirklich nett, aber Sam passt besser zu dir.«
Willa stand in der Tür und starrte ihre Nichte sprachlos an.
Jen legte ihre Gabel ab, wurde plötzlich ganz ernst und faltete die Hände im Schoß.
»Würdest du Sam eine Chance geben, Tante Willa? «, bat sie. »Wenn schon nicht für dich, dann für mich?«
»Was hat es mit dir zu tun, ob ich Sam heirate?«
Jennifer blickte auf den Teller vor ihr nieder.
»Für mich ist es wichtig, dass du endlich aufhörst, die Schuld für den Unfall bei dir zu suchen«, sagte sie so leise, dass Willa die Ohren spitzen musste. Jen blickte mit feuchten Augen auf, das kleine Kinn kämpferisch erhoben.
»Ich fühle mich schuldig, weil ich mein Leben weiterleben möchte, während du mit deinem nicht weiterkommst. Ich möchte allein auf einer Sengatti die Welt umsegeln, wenn ich die Schule hinter mir habe, aber ich darf nicht mal davon träumen, wenn ich weiß, dass du hier bleibst und dich elend fühlst.«
»Ach Jennifer«, rief Willa aus und stürzte an den Tisch. Sie kniete nieder und umarmte das Mädchen.
»Ich fühle mich nicht elend. Und das ist nicht fair, Jen. Du kannst mich nicht als Vorwand nehmen, nicht deinen Traum zu leben.«
»Aber ich weiß noch, wie du vor dem Unfall warst«,
sagte das Mädchen schnüffelnd an ihrer Schulter. Sie rückte ab und wischte sich über die Augen.
»Du bist ein ganz anderer Mensch geworden. Du hast dich von David scheiden lassen, was gut war, aber dann hast du plötzlich aufgehört zu leben. Und du hast angefangen, dich hinter deinen Senioren zu verstecken. Die nützen dein gutes Herz aus, und du lässt es zu. Und dann fabrizierst du auch noch Särge! Morbider geht es ja wohl nicht!«
Sie umfasste Willas Schultern.
»Tut mir leid, dass ich so auf dich losgehe, aber Sam hat gesagt, es wäre nicht fair von mir, dich abzulehnen, ohne dass du es weißt.«
»Du lehnst mich ab?«
»Weil du Schuldgefühle in mir weckst! Ach, ich bringe alles falsch heraus!«, rief sie aus, stand auf und blickte auf Willa hinunter, die sich anscheinend nicht rühren konnte.
»Du hast mein Leben nicht ruiniert!«, fuhr das Mädchen sie an.
»Und ich bin kein Krüppel. Um Himmels willen, mein Fuß ist kaputtgegangen, weil du mich davor bewahrt hast, bei lebendigem Leib zu verbrennen! Würdest du mir bitte sagen, warum du das für eine so gotteslästerliche Sünde hältst?«
»Weil ich den Unfall verschuldet habe, Jen«, äußerte Willa im Flüsterton, so überwältigt, dass sie sich kaum auf den Füßen halten konnte.
»Ich war außer mir, als ich David mit dieser Frau erwischt habe, und ich habe nicht auf die Straße geachtet. Den Wagen habe ich glatt übersehen.«
Jen ballte die Hände zu Fäusten.
»Unfälle passieren nun mal, Tante Willa – tagtäglich, auf der ganzen Welt. Und manchmal passiert guten Menschen aus keinem ersichtlichen Grund Böses. Das bedeutet aber nicht, dass man sein ganzes Leben sicher im Hafen verankert verbringen muss. Und ganz sicher heißt es nicht, dass wir dort mit dir zusammen bleiben
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