Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
habe. Dann werde ich Ihre kostbare Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen.“
Sophia klang verletzt und ein wenig vorwurfsvoll, was Jarrett als ungerecht empfand. Er konnte kaum glauben, dass sie so gekränkt tat. Sie hatte doch ihn zum Narren gehalten!
„Also gut“, sagte er. „Ich kann Ihnen gern erklären, warum Sie mich nicht gesehen haben – obwohl ich übrigens zu Ihnen gefahren war.“
Als Sophia ihn überrascht ansah, spürte Jarrett erneut Ärger und Enttäuschung aufflammen. Langsam verschränkte er die Arme vor der Brust und hoffte, sie werde nicht die Unschuldige spielen, bis sie erfuhr, dass er Bescheid wusste.
„Ich wollte gerade das Tor öffnen, als Sie mit einem Mann aus dem Haus gekommen sind“, begann er. „Einem großen blonden Mann. War das Ihr Liebhaber, Sophia? Oder vielleicht der Ehemann, der angeblich verstorben ist?“
„Was?“ Sie war tief errötet. „Sie waren da und haben mich mit einem Mann aus dem Haus kommen sehen?“
„Genau“, bestätigte Jarrett kühl. „Wer war das? Bitte keine Ausflüchte, ich will einfach die Wahrheit wissen.“
Sophia fühlte sich plötzlich schwach und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihr kalter nasser Regenmantel klebte an ihr, und ihr liefen eisige Schauer über den Rücken. Sie war überhastet aufgebrochen, weil sie die Ungewissheit einfach nicht mehr ertragen hatte und endlich wissen musste, warum Jarrett am vergangenen Sonntag nicht aufgetaucht war. Doch die bittere Enttäuschung und die Wut, die sich in seinen Augen spiegelten, ließen sie noch stärker zittern.
„Zu Ihrer Information: Ich hatte nicht vor, Ihnen irgendetwas anderes als die Wahrheit zu sagen“, antwortete sie kühl, und ihr entging nicht, wie es um seine Mundwinkel zuckte, als würde er ihr nicht glauben. „Der Mann, mit dem Sie mich gesehen haben, ist nicht mein Liebhaber, sondern mein Bruder David.“
Sie sah, dass Jarrett schluckte und unter seinem sonnengebräunten Teint blass wurde. „Ihr Bruder?“, wiederholte er.
Ein eiskalter Tropfen lief ihr vom durchweichten Kragen in den Nacken, doch Sophias Herz schlug so stark und ihr war so heiß vor Aufregung, dass sie es kaum bemerkte. „Genau, das war mein Bruder. Und wenn Sie genug Mumm und gute Manieren besessen hätten, einfach das Tor zu öffnen und zu uns zu kommen, anstatt die schlimmst möglichen Schlussfolgerungen zu ziehen und schmollend zurückzufahren, dann hätte ich Ihnen David auch gern vorgestellt“, sagte sie. „So. Jetzt, da Sie die Wahrheit wissen, kann ich ja wieder gehen.“
„Nein, bitte warten Sie“, bat Jarrett. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie leid es mir tut! Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen.“
„Mehr fällt Ihnen nicht dazu ein?“, entgegnete Sophia. „Eigentlich dachte ich, Sie wären ein anständiger, fairer Mensch! Aber leider habe ich mich in Ihnen getäuscht, denn Sie benehmen sich genauso wie all die anderen Bewohner hier in diesem verdammten Nest: kleingeistig und voller Misstrauen“, fuhr sie aufgebracht fort. „Eigentlich hatte ich vor, Ihnen meine Geschichte anzuvertrauen, aber damit hätte ich wohl nur mein schlechtes Urteilsvermögen bewiesen. Und jetzt gehe ich. Übrigens halte ich es für besser, wenn wir uns nicht mehr wiedersehen.“
Die letzten Worte sagte sie sehr nachdrücklich, meinte sie jedoch nicht ernst. Denn schon nach einer knappen Woche ohne Jarrett hatte sie sich so sehr nach ihm gesehnt, dass sie kaum noch an etwas anderes als sein attraktives Gesicht denken konnte. Sophia wusste jedoch auch, dass sie ihm wahrscheinlich nie wieder würde vertrauen können, nachdem er in Bezug auf David so voreilige Schlüsse gezogen hatte.
Als sie sich umwenden wollte, kam Jarrett zu ihr und hielt ihre Hand fest. „Bitte gehen Sie nicht.“ In seinen Augen spiegelte sich der Schmerz, den auch sie empfand.
„Geben Sie mir doch bitte zumindest die Gelegenheit, es wiedergutzumachen“, bat er leise. „Ja, es war kleingeistig und dumm, dass ich Ihnen nicht die Chance gegeben habe, mir zu erklären, wer dieser Mann ist. Ich hatte mich einfach so darauf gefreut, Sie zu sehen, dass ich wie ein eifersüchtiger Idiot reagiert habe. Weil ich dachte, Ihr Bruder sei ein Rivale.“
„Das ist keine Entschuldigung dafür, dass Sie nicht einmal abgesagt haben“, entgegnete Sophia.
„Da haben Sie recht.“ Als Jarrett resigniert die Schultern zuckte, liefen ihm Regentropfen aus dem nassen Haar über sein markantes Gesicht. „Ich
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