Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
habe mich wohl so lange nicht gemeldet, weil ich nicht hören wollte, dass es doch jemanden in Ihrem Leben gibt.“
Er schien das Ganze ehrlich zu bedauern. Und so spürte Sophia, wie ihre Empörung und Anspannung trotz allem ein wenig nachließen. Dass er sich selbst als eifersüchtigen Idioten bezeichnet hatte, zeigte ihr, wie viel das geplante Wiedersehen mit ihr ihm bedeutete und wie enttäuscht und erschüttert er gewesen sein musste, als er sie mit David gesehen hatte.
Jarrett hielt noch immer ihre Hand, und Sophia spürte seine Berührung überdeutlich. „Nein, da gibt es niemanden.“ Eindringlich sah sie ihn an. „Das heißt allerdings auch nicht, dass ich auf eine Beziehung aus bin.“
Er lächelte entwaffnend. „Sie können sich aber sicherlich denken, dass ich es mir zur Aufgabe mache, Sie umzustimmen.“
„Wie Sie meinen. Aber wenn es Ihnen nicht gelingt, dann sagen Sie bitte nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“
Er ließ ihre Hand los und strich sich durch das feuchte tiefschwarze Haar. „Ich hoffe, Sie werden mir anvertrauen, was Sie erzählen wollten, bevor ich mich letzten Sonntag so unglaublich dämlich verhalten habe“, sagte er. „Ich möchte Ihre Geschichte nämlich unbedingt hören, Sophia. Und bevor Sie mich fragen: Ich verspreche natürlich hoch und heilig, keiner Menschenseele etwas weiterzusagen.“
„Nicht einmal Ihrer Schwester?“
„Nein, nicht einmal ihr.“
Als Jarrett ihr tief in die Augen blickte, wusste Sophia, dass er es ernst meinte.
„Wo ist eigentlich Charlie?“, fragte er dann.
Sie lächelte. „Er ist bei meinem Bruder und dessen Familie. Sie haben ihn für ein paar Tage zu sich nach Suffolk eingeladen – als kleine Auszeit, bevor die Schule anfängt“, erzählte sie. „Davids Sohn ist nur ein paar Jahre älter als Charlie, und die beiden Jungen haben sich lange nicht gesehen. Ich finde es schön, dass Charlie sich so auf den Besuch gefreut hat, aber er wird mir furchtbar fehlen.“
Schon bei der Vorstellung, einen einzigen Tag lang ihr geliebtes Kind nicht zu sehen, kamen Sophia die Tränen. Die Beziehung zwischen ihr und Charlie war immer sehr eng gewesen, doch seit Toms Schatten nicht mehr auf ihnen lastete, war die Bindung noch stärker geworden.
Jarrett schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. „Sie werden die Zeit sicher gut überstehen“, beruhigte er sie. „Natürlich wird der kleine Kerl Ihnen fehlen. Aber Sie können doch selbst auch eine Auszeit gebrauchen.“
„Wahrscheinlich haben Sie recht“, gab Sophia widerstrebend zu. „Es ist sicher eine gute Gelegenheit, ein bisschen zu arbeiten – an meinen Aufträgen und am Haus.“
Jarrett schien kurz nachzudenken, dann sagte er lächelnd: „Wie wäre es, wenn Sie mir nun doch Ihren Mantel geben und wir in der Küche etwas Warmes trinken?“
Sophia nickte und begann, mit klammen Fingern ihren durchnässten Mantel aufzuknöpfen.
6. KAPITEL
Der heiße Tee vertrieb die Kälte aus Sophias Körper. Sie hatte es genossen, Jarrett beim Teekochen zu beobachten, den er zusammen mit einem Teller Kekse mit Cremefüllung serviert hatte. Er trug einen gut sitzenden schwarzen Kaschmirpullover und eine schwarze Hose, und seine geschmeidigen Bewegungen hatten sie total fasziniert, denn außer ihrem Vater hatte sie nie einen Mann gesehen, der sich so sicher und selbstbewusst in seiner Küche bewegte.
Ihr Herz schlug wie verrückt, seit sie erfahren hatte, warum er am Sonntag nicht gekommen war. Sophia war erschüttert, dass Jarrett genau in dem Augenblick aufgetaucht war, als ihr Bruder sich verabschiedet hatte – und dass er sofort angenommen hatte, dieser sei ihr Liebhaber. Sie hatte ihm zwar verziehen, trotzdem schmerzte es sie, dass er auch nur eine Sekunde lang für möglich gehalten hatte, sie könnte ihn so hintergehen.
„Schmeckt Ihnen der Tee?“
Die tiefe angenehme Stimme ihres Gastgebers riss sie aus ihren Gedanken.
Als er sich ihr gegenüber an den runden Tisch mit der Glasplatte setzte, war er ihr plötzlich so nahe, dass sie einen Moment lang nicht klar denken konnte. Sein klassisches männliches Eau de Cologne schien direkt auf ihre Sinne abzuzielen. Dann hob sie den Kopf und erwiderte seinen Blick.
Jarretts Augen waren so intensiv blau, dass Sophia sich magisch davon angezogen fühlte. Nur mit Mühe konnte sie verbergen, was für eine Wirkung er auf sie hatte.
„Ja, danke, er ist genau so, wie ich ihn mag“, antwortete sie. „Wo haben Sie denn so prosaische, aber
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