Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
lebensnotwendige Dinge wie Teekochen gelernt?“
„Meine Schwester sagte immer, das Herz einer Frau gewinne man mit einer Tasse perfektem Tee.“
„Wirklich?“
„Nein, ich mache nur Spaß.“ Er lächelte jungenhaft. „Vieles habe ich mir ganz einfach durch das Alleinleben angeeignet. Allerdings würde ich nicht so weit gehen, eine Schürze zu tragen. Es würde meinem maskulinen Image nicht guttun, wenn mich Freunde oder Verwandte damit sehen.“
„Sie könnten doch auch einfach jemanden einstellen, der sich um den Haushalt kümmert.“
Jarrett tippte sich gegen die perfekt geformte Nase. „Sie kommen gerade meinem wunden Punkt sehr nahe.“
„Und welcher ist das?“, fragte Sophia nach.
„Sie scheinen Risiken ja wirklich nicht zu scheuen.“ Beim Klang seiner leisen rauen Stimme spürte Sophia, wie ihr ein heißer Schauer über den Rücken lief.
„Gut, dann erzählen Sie es mir eben nicht“, erwiderte sie betont gelassen, obwohl ihr ganz anders zumute war.
„Ich muss leider zugeben, dass ich ein langweiliger Perfektionist bin“, gestand Jarrett. „Ich erledige die Dinge lieber selbst, als jemanden einzustellen, der meinen Ansprüchen am Ende doch nicht gerecht wird.“
„Das klingt ja fast nach Kontrollfreak.“
„Ja, diesen Vorwurf höre ich nicht zum ersten Mal.“ Er trank einen Schluck Tee und schnitt ein Gesicht. „Aber ich hoffe doch, ich bin trotzdem kein typischer Macho. Und mit der richtigen Frau an meiner Seite würde ich bestimmt lernen, flexibler zu sein.“
Ein wenig verlegen sah er sie an – und so entwaffnend, dass Sophia es ihm nicht übel nehmen konnte. Sie schüttelte den Kopf, wie um den Zauber zu vertreiben, den Jarrett so mühelos über sie auszuüben schien.
„Wie Sie sich verhalten, entscheiden ganz allein Sie selbst“, entgegnete sie. „Aber eins verstehe ich nicht: dieses Haus, die teuren Wagen auf der Einfahrt – und dann der Umstand, dass Sie nicht gerade unattraktiv sind … Eigentlich müssten Sie für die meisten Frauen doch eine ziemlich gute Partie darstellen. Warum sind Sie trotzdem immer noch Single?“
„Anscheinend sehen das nicht alle Damen so. Sie selbst zum Beispiel sind ja offenbar nicht besonders angetan von meinem Besitz oder meinem Äußeren. Auf die Gefahr hin, meinem geschundenen Ego weiteren irreparablen Schaden zuzufügen: Warum ist das so, Sophia?“, fragte Jarrett. „Es verunsichert mich, dass ich Sie mit keinen meiner angeblichen Vorzüge locken kann.“
Als Sophia seinen fragenden Blick mutig erwiderte und schmerzliche Erinnerungen sie zu überwältigen drohten, wurde ihr Mund trocken. Doch sie wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab.
„Ich war mit einem wohlhabenden, gut aussehenden Mann verheiratet, und es war die Hölle“, sagte sie leise.
„Warum? Was hat er denn getan?“ Jarretts Augen drückten aus, wie schrecklich er die Vorstellung fand, dass ihr etwas Schlimmes geschehen war.
Sophia nahm all ihren Mut zusammen und fuhr fort: „Das Böse hat vielerlei Spielarten, wie mein Vater immer sagte. Mein Mann kannte sie alle. Er war geradezu ein Virtuose der Grausamkeit. Und leider habe nicht nur ich das zu spüren bekommen.“
Sie hörte, wie Jarrett heftig einatmete. „Wer noch? Hat er etwa Charlie wehgetan?“, fragte er entsetzt.
„Nicht körperlich, zum Glück.“ Sie schüttelte den Kopf und wünschte, sie könnten über etwas anderes reden. Doch sie hatte schließlich versprochen, ihre Geschichte zu erzählen. Nicht einmal ihrem Bruder hatte sie all die schrecklichen Erlebnisse mit ihrem Mann offenbart. Denn sie fand, David hätte schon genug gelitten. Immerhin hatte er lange Zeit den Gedanken ertragen müssen, dass sie mit einem brutalen Kerl zusammenlebte und er ihr nicht helfen konnte, ohne für sie und Charlie alles noch schlimmer zu machen. Mit einem Mann wie Tom Abingdon konnte man einfach nicht reden.
„Seine besondere Spezialität war seelische Grausamkeit“, fuhr sie fort. „Er konnte trotzig sein und schmollen wie ein Kind. Immer wieder forderte er mehr Aufmerksamkeit von Charlie ein, weil unser Sohn natürlich meist zu mir kam, wenn er etwas auf dem Herzen hatte. Dann wurde Tom unglaublich wütend. Für ihn war es ein Affront, dass der Junge seine Mutter brauchte. Schließlich war er doch der Kluge, Gebildete von uns beiden – was er mich auch niemals vergessen ließ“, erinnerte sie sich. „Er hatte Freunde, die ihn bewunderten und beneideten. Ich dagegen war ein Niemand und stammte
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