Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
bedenken Sie, dass ich Ihre sämtlichen niederträchtigen Briefe aufbewahrt habe. Die Briefe, in denen Sie mir und Charlie mit schlimmen Konsequenzen drohen, sollte ich irgendjemandem erzählen, was Ihr Sohn mir antat“, fügte sie hinzu. „Mein Anwalt ist der Meinung, damit ziemlich schlagkräftige Beweise in der Hand zu haben. Er hält die Sache aus meiner Perspektive übrigens für absolut aussichtsreich. Genauer gesagt kann er es kaum erwarten, von mir grünes Licht zu bekommen, damit er ein Verfahren gegen Sie einleiten kann.“
Sir Christopher war außer sich. „Wer ist dieser verdammte Anwalt? Ich will wissen, wie er heißt!“
„Sein Name tut vorerst nichts zur Sache“, sagte Sophia gelassen. „Wichtig ist nur, dass er bereits eine beeindruckende Zahl von Fällen erfolgreich übernommen hat, in denen Männer, die in der Öffentlichkeit stehen, ihre Ehefrauen misshandelt haben.“
„Du miese kleine Schlampe!“ Ihr Schwiegervater, der bei ihrem Eintreten noch selbstbewusst und kühl gewirkt hatte, zitterte nun vor Wut.
Sophia dagegen blieb absolut ruhig. „Sie können mich gern beschimpfen, Sir Christopher“, erwiderte sie kühl. „Das kümmert mich nicht im Geringsten – nicht mehr. Nachdem ich fünf Jahre lang die Brutalität von Ihnen und Ihrem Sohn ertragen habe, stehe ich nun endlich für mich ein. Wenn Sie sich Ihren Ruf als Anwalt erhalten wollen, auf den Sie ja so stolz sind, dann rate ich Ihnen, gut über Ihre Schritte nachzudenken. Ich gehe nämlich von hier aus direkt in die Kanzlei meines Anwalts. Ob ich ihn damit beauftrage, Klage gegen Sie zu erheben oder nicht, hängt davon ob, ob Sie die Vereinbarung unterschreiben, die er für mich aufgesetzt hat.“ Ohne ihr verhasstes Gegenüber aus den Augen zu lassen, fuhr sie fort: „Ich will, dass Sie mir zusichern, keinen einzigen Versuch mehr zu unternehmen, mir Charlie wegzunehmen oder sich in sein oder mein Leben einzumischen. Wenn er sich als Erwachsener entschließt, in Kontakt mit Ihnen zu treten, so bleibt das ihm überlassen. Bis dahin haben Sie sich aber von uns fernzuhalten“, versetzte sie. „Also: Wollen Sie das Dokument lesen, oder soll ich meinen Anwalt anweisen, Sie zu verklagen?“
Der alte Mann zog ein perfekt gebügeltes Taschentuch heraus und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Als er auf den thronartigen Stuhl hinter seinem Schreibtisch sank, wirkte er so resigniert, wie Sophia ihn noch nie erlebt hatte.
11. KAPITEL
Der frisch gebackene Apfelkuchen stand zum Auskühlen am offenen Küchenfenster und duftete köstlich. Von draußen wehte eine milde Brise herein, die Frühlingsgefühle aufkommen ließ und andeutete, dass die Tage bald länger werden würden. Heute empfand Sophia jedoch sogar die abendliche Dunkelheit als behaglich.
Sie schlang die Arme um ihren Körper und dachte daran, wie lange es her war, dass sie die Natur ungestört hatte genießen können, ohne Angst zu haben. Ihr Alltag war so voller Schrecken und Entbehrungen gewesen, dass für Hoffnungen und Träume einfach kein Raum bestanden hatte.
Doch nachdem der Vater ihres verstorbenen Mannes nun die Vereinbarung unterzeichnet hatte, war Sophia endlich frei. Sie konnte diese zerstörerische Beziehung hinter sich lassen, die ihr gesamtes Leben geprägt hatte. Nach all den Jahren durfte sie nun Pläne für ihre und Charlies Zukunft machen. Nicht nur das: Sie konnte High Ridge Hall so restaurieren und wieder herrichten, dass dessen Schönheit zu voller Entfaltung käme. Sir Christopher hatte ihr nämlich einen Scheck über eine ansehnliche Summe ausgestellt, um für den Schaden aufzukommen, den er ihr zugefügt hatte. Und damit sein Enkel so aufwachsen konnte, wie er es verdiente – das hatte er schroff hinzugefügt. Vermutlich kam das einer Entschuldigung näher als alles, was sie je von diesem hartherzigen Mann erwarten konnte.
Doch Sophia war nicht so glücklich, wie sie es sich erhofft hätte. Es war erst drei Tage her, seit sie Jarrett das letzte Mal gesehen hatte, aber jede Sekunde ohne ihn erschien ihr wie eine Ewigkeit. Wie lange sollte diese Phase der Distanz seiner Meinung nach wohl dauern? War er in den vergangenen drei Tagen womöglich zu dem Schluss gekommen, sie sei durch ihre Vergangenheit so traumatisiert, dass eine Beziehung mit ihr einfach zu anstrengend wäre?
Bewusst verdrängte Sophia diese negativen Gedanken und stand von dem Tisch auf, an dem sie Tee getrunken hatte. Sie ging zum offenen Fenster und atmete die
Weitere Kostenlose Bücher