Zaertliche Eroberung im Herrenhaus
dir nur sagen, wie ich darüber denke“, beschwichtigte seine Schwester. „Vielleicht habe ich ja auch unrecht, und Sophia muss allein mit den Dingen ins Reine kommen. Ich kenne sie ja kaum.“
Plötzlich zog sich Jarretts Herz vor Angst zusammen. „Und wenn nicht? Wenn sie sich wirklich gewünscht hätte, dass ich bei ihr bleibe und ihr zeige, was sie mir bedeutet? Was ist, wenn ich mit meinem Vorschlag einen Riesenfehler gemacht habe?“
„Du solltest mit ihr reden“, riet Beth. „Sag ihr einfach genau das, was du eben mir erzählt hast: Dass du sie liebst und mit ihr zusammen sein willst, komme, was da wolle. Ich verspreche dir, sie wird dich nicht wegschicken.“
„Sie können jetzt hineingehen“, sagte die elegante Dame vom Empfang.
Sophia stand so hastig auf, dass ihr das Magazin vom Schoß glitt und auf den Boden fiel. Verlegen und mit wild klopfendem Herzen legte sie es schnell wieder auf den Tisch aus poliertem Holz. Dann atmete sie tief ein und ging durch die Mahagonitür, die ihr von der anderen Frau höflich offen gehalten wurde.
Der Mann, mit dem sie sprechen wollte, stand hinter einem riesigen Schreibtisch, blickte aus dem bodentiefen Fenster und wandte ihr den Rücken zu. Er trug einen makellosen anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug und war von großer, imposanter Statur. Als er sich umdrehte, wirkten seine kleinen kalten Augen erstaunt, aber nur einen Moment lang. Sein langes Gesicht war noch zerfurchter und verhärmter, als sie es in Erinnerung hatte, und seine Mundwinkel hingen nach wie vor herab, da er nur selten lächelte.
Sie hob das Kinn und begegnete seinem kalten durchdringenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Guten Tag, Sir Christopher“, begrüßte sie ihn ruhig.
„Du hast mich ganz schön an der Nase herumgeführt, junge Dame. Ich habe das gesamte Land nach dir abgesucht“, erwiderte er gereizt. „Setz dich lieber hin“, fügte er hinzu und wies mit dem Kinn auf einen lederbezogenen Stuhl vor dem Schreibtisch. „Ich will, dass du dir sehr genau anhörst, was ich zu sagen habe.“
„Was Sie zu sagen haben, ist völlig ohne Belang“, entgegnete Sophia, die ihren Schwiegervater, den sie zutiefst verabscheute, bewusst siezte. „Ich bin nicht hergekommen, um mir einen Ihrer Vorträge zu meinem Verhalten anzuhören. Und es interessiert mich auch nicht, was für Bedingungen Sie für unseren künftigen Kontakt stellen wollen. Was mich und meinen Sohn betrifft, wird es nämlich keinen Kontakt mit Ihnen geben.“
„Du kannst mir nicht verbieten, meinen Enkel zu sehen. Wenn du das vorhast, werde ich umgehend eine gerichtliche Verfügung erwirken, um das Sorgerecht für ihn zu bekommen.“
„Nein, das werden Sie nicht tun“, entgegnete Sophia gelassen. „Denn in diesem Fall wird mein Anwalt Ihnen ein Schriftstück wegen der Schäden zukommen lassen, die Sie mir zugefügt haben. Außerdem würden Sie einen ebenso interessanten wie aufschlussreichen Artikel über sich und Ihren widerwärtigen Sohn in der nächsten Ausgabe der Times finden.“
„Alles nur Bluff.“ Sir Christopher schnaubte verächtlich. „Einen Anwalt kannst du dir doch gar nicht leisten, mein Sohn hat dir schließlich …“
„… hat mir schließlich keinen einzigen Penny hinterlassen“, führte sie seinen Satz zu Ende. „Ja, da haben Sie ganz recht. Und wenn ich Sie daran erinnern darf, warum seine Witwe und sein Sohn mit leeren Händen dastanden: Ihr Sohn hat sein gesamtes Vermögen für Alkohol, Drogen und andere Schäbigkeiten ausgegeben. Ich musste sogar unser Zuhause verkaufen, um seine riesigen Schulden begleichen zu können. Aber Ihnen war das ja sicher gar nicht unrecht: Statt uns unter die Arme zu greifen, haben Sie gefordert, dass Charlie und ich zu Ihnen ziehen – damit Sie auch weiterhin die Kontrolle über uns besitzen“, fuhr Sophia mit kalter Verachtung fort. „Aber ehe ich das tue, lasse ich mich lieber bis an mein Lebensende angekettet in ein Verlies sperren. Ihr Sohn war ein eitler, brutaler Mensch, der mir das Leben zur Hölle gemacht hat. Aber das ist kein Wunder, denn sein Vater ist genauso widerwärtig wie er.“
Der alte Anwalt war sichtlich erschüttert. Seine blassen Wangen waren stark gerötet, und seine Adern traten deutlich hervor. Sophia ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sie ihre Nägel schmerzhaft in den Handflächen spürte. Auf keinen Fall würde sie sich auch nur im Ansatz einschüchtern lassen!
„Sollten Sie tatsächlich Klage erheben,
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