Zärtlicher Eroberer
um deine sterbliche Seele zu retten?“ Lucien sah direkt auf ihre Lippen. „Zu so einem Spiel wäre ich auch bereit.“
Philippa senkte den Blick, um ihre Gedanken zu verbergen. Sie versuchte, nicht zusammenzuzucken, als Lucien die Hände um ihre Taille legte, und sie zwang sich, nicht an die Pistole zu denken, als er anfing, sie zu streicheln. Das war ihre Chance, die Chance, an seine Pistole heranzukommen und aus dem Haus zu fliehen. Sie musste Lucien nur in Sicherheit wiegen.
„Öffne den Mund, Liebling“, raunte Lucien, aber das war kein Liebesgeflüster, sondern eher ein Befehl. Sie gehorchte. Sein Kuss war grob und ungestüm. Instinktiv erstarrte sie, als Lucien sich erregt an sie presste. Er umfing sie fester, ihr Widerstand spornte ihn nur noch weiter an. „O ja, mach es mir nicht zu leicht“, stöhnte er, und seine kalten Augen glitzerten plötzlich vor Wollust. „Ich liebe Herausforderungen.“
Er drängte sie gegen den Schreibtisch, die harte Kante schnitt schmerzhaft in ihren Rücken. Mit einem Arm fegte er den Schreibtisch leer, legte die Pistole auf die Seite und zwang Philippa hinunter auf die Tischplatte. Sie sah die Waffe aus dem Augenwinkel, wagte es aber nicht, direkt dort hinzuschauen, um ihre Absichten nicht zu verraten. Im Liegen streckte sie den Arm unauffällig danach aus, fast erreichte sie sie mit den Fingerspitzen. Sie wendete sich ein wenig, in der Hoffnung, der Pistole ein Stück näher zu kommen.
Lucien presste seine Hüften an ihre, und sie spürte, dass seine Erregung stärker geworden war. Mühsam kämpfte sie gegen ihre Tränen an. Wie naiv sie war, zu glauben, einem Mann, der zu so viel Bösem imstande war, mit Erpressung drohen zu können. Das war seine Spezialität, nicht ihre.
Hart und unnachgiebig spürte sie seine Lippen auf ihren, während er sie mit seinem Gewicht auf die Tischplatte drückte und die Hände fast schmerzhaft in ihrem Haar vergrub. Sie streckte den Arm noch weiter aus, und dieses Mal hatte sie Erfolg. Sie schloss die Finger um die Pistole und schlug ihn damit kraftvoll auf den Kopf. Das Geräusch rief Übelkeit in ihr hervor.
Er fuhr mit einem Schrei hoch, benommen vor Schmerzen, aber auch vor Überraschung. „Was zum Teufel …!“
Philippa stieß ihn mit aller Kraft von sich, und er stürzte zu Boden. Blitzschnell sprang sie vom Schreibtisch und wollte zur Tür rennen. Doch Lucien gab sich noch nicht geschlagen.
Als sie an ihm vorbeieilte, packte er ihren Rocksaum. Sie geriet ins Stolpern, fing sich aber gerade noch und schaffte es, das Sofa zwischen sich und ihn zu bringen. Er war inzwischen wieder auf den Beinen, griff nach einer schweren Vase und schleuderte sie in Philippas Richtung. Sie schrie auf und duckte sich, als das Kristall an der Wand hinter ihr zerschellte.
Wie durch ein Wunder hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie schrie noch einmal. Genau in dem Moment flog die Tür so heftig auf, dass diese gegen die Wand prallte und der Putz bröckelte. Da war Valerian, gefolgt von einem halben Dutzend Konstablern und Beldon.
„Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir!“, brüllte der befehlshabende Wachmeister. „Ist das der Mann?“, wandte er sich fragend an Valerian, der daraufhin nickte. „Mr. Canton, ich verhafte Sie wegen Erpressung und der Ermordung des Duke of Cambourne.“
Lucien schäumte vor Wut. „Sie haben keine Beweise. Das sind schwerwiegende Anschuldigungen!“
„Wir haben Tagebücher, die uns von der Duchess of Cambourne zur Verfügung gestellt wurden. Sie sind in Ihrer Handschrift geschrieben, und darin schildern Sie genau, wie Sie Ihre Verbrechen mit Vorsatz geplant haben. Sie wollten die Duchess um ihren Besitz bringen, entweder durch Heirat oder durch Erpressung. Und Sie erwähnten darin auch die übertriebenen Anklagepunkte wegen Verrats gegen Viscount St. Just.“
Lucien wurde bleich. Mit einem Wutschrei sprang er plötzlich über das Sofa und stürzte sich auf Philippa. „Verfluchte Hexe!“ Sie hatte seiner Kraft nichts entgegenzusetzen und wurde von seinem Gewicht zu Boden gerissen. Dabei entglitt ihr die Pistole.
Sie hörte, wie Valerian etwas brüllte, und dann lag Lucien auf einmal nicht mehr über ihr. Er und Valerian wälzten sich neben ihr in erbittertem Kampf auf dem Boden. Sie waren so eng miteinander verschlungen, dass niemand es wagte, einzugreifen. Zunächst war Valerian im Vorteil und landete einen Treffer nach dem anderen, doch dann gelangte Lucien mit seiner Verzweiflung in den Besitz der
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