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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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Hand auf ihren noch flachen Bauch. „Diese Zeiten werden längst überstanden sein, wenn das Kind da ist.“
    „Wollen wir es hoffen. Hast du in Truro etwas gefunden?“
    „Ich glaube, mehr als ich eigentlich finden wollte“, erwiderte Philippa mit finsterer Miene. „Ich habe Tagebücher, die Lucien über mich und Cambourne geführt hat. Schon seit Jahren schmiedet er Pläne, um sich die Cambourne-Minen anzueignen, und er war und ist bereit, dafür über Leichen zu gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.“
    Beldon nickte grimmig. „Dann haben wir etwas gegen ihn in der Hand, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“
    Am nächsten Morgen zog sich Philippa besonders sorgfältig an und entschied sich für ein Kleid aus feinem blauem Wollstoff mit dezentem Blumenmuster. Beldon hatte Wort gehalten und ihnen die Erlaubnis gesichert, bei der Anhörung anwesend sein zu dürfen. Wie er das geschafft hatte, wusste sie nicht, aber sie hatte ihn am vergangenen Abend noch weggehen hören, und als sie um Mitternacht zu Bett ging, war er noch nicht wieder zurückgekehrt.
    Die Kutschfahrt nach Whitehall dauerte zwanzig Minuten. Man erwartete sie bereits, und eine Eskorte begleitete sie durch endlose Korridore in einen Saal tief im Inneren des Gebäudes. Philippa bezweifelte, ob sie allein wieder zurückfinden würde. Man wies ihr und Beldon Plätze in der letzten Reihe zu und trug ihnen auf, leise zu bleiben und die Anhörung keinesfalls zu stören.
    Der Untersuchungsausschuss kam herein und nahm Platz. Drei der Mitglieder waren Minister aus verschiedenen Abteilungen des Außenministeriums. Unter ihnen entdeckte Philippa Luciens Vater, Viscount Montfort, eine ältere, kantigere Ausgabe seines Sohnes. Man konnte sich sofort vorstellen, wie Lucien mit sechzig aussehen würde. Die anderen beiden Ausschussmitglieder kannte sie nicht, aber Beldon flüsterte ihr zu, dass sie vom Innenministerium kämen, einer von ihnen sei ein enger Freund von Valerian. Valerians Anwalt war ebenfalls anwesend. Obwohl es sich zwar nicht um eine richtige Gerichtsverhandlung handelte, hatte Beldon darauf bestanden.
    Fünf Minuten später wurde Valerian hereingeführt, und Philippa schnürte sich bei seinem Anblick die Kehle zu. Dafür, dass er ohne Lakaien zurechtkommen musste, war er sehr ordentlich gekleidet und frisiert. Aber seine Züge wirkten verhärmt, seine Hautfarbe war fahl. Erst jetzt begriff Philippa richtig, was für eine Qual diese Woche in Newgate für einen Mann sein musste, der sich am liebsten im Freien aufhielt.
    Doch seine Augen wirkten ungetrübt, als er den Blick prüfend durch den Saal und über den Ausschuss schweifen ließ. Dann entdeckte er Philippa in der letzten Reihe. Sie setzte sich aufrechter hin und unterdrückte das Bedürfnis, ihn irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Wenn sie ihm jetzt etwas zurief, wurde sie womöglich des Saals verwiesen. Dennoch hob sie leicht die Hand und hoffte, dass er den Ring, den er ihr geschenkt hatte, an ihrem Finger sah. Seit Lucien nach Roseland gekommen war, um Valerian zu holen, hatte sie den Ring nicht mehr abgenommen. Jetzt glaubte sie, den leisen Anflug eines Lächelns um seine Lippen wahrzunehmen.
    Philippa war da. Das brachte ihn völlig aus der Fassung, damit hatte Valerian nicht gerechnet. Die widersprüchlichsten Empfindungen durchzuckten ihn bei ihrem Anblick. Die ganze Woche über hatte er sich so nach ihr gesehnt, und in seinen einsamen Nächten hatte er sie sich immer wieder vorgestellt, so wie sie jetzt aussah und wie sie schon bald aussehen würde. Die Neuigkeit, dass sie sein Kind erwartete, hatte ihn überglücklich gemacht, trotz der Dunkelheit, die ihn umgab.
    Doch nun, da sie hier war, wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie nicht erfahren müsste, was die Anhörung enthüllen würde. Sie würde den Saal im festen Wissen verlassen, dass er ein gefallener Held war, wenn überhaupt ein Held. Er hatte seinem Land gedient, aber das war oft eine bittere Arbeit gewesen. Hoffentlich erkannte man seine Verdienste im Allgemeinen so hoch an, dass der Tod einiger türkischer Soldaten durch seine Hand dagegen aufgerechnet werden konnte.
    Valerian wusste, wie wichtig es war, dass er die Anschuldigungen unbedingt und mit allen Mitteln entkräften musste. Je länger er in Newgate blieb, desto länger behielt Lucien die Oberhand. Valerian sorgte sich nicht so sehr um sich selbst. In einem fairen Kampf konnte er mit Luciens Handlangern fertig werden. Nein, am meisten ängstigte er sich um

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