Zärtlicher Eroberer
um den man ihn je gebeten hatte. Als Ehrenmann schuldete er ihr mehr.
Philippa sah in sein Gesicht und schien seine Gedanken zu ahnen. Unbewusst ermahnte sie ihn damit, seine Züge besser zu beherrschen, wenn er diese Aufgabe glaubwürdig hinter sich bringen wollte. „Freust du dich nicht, mich zu sehen?“, fragte sie.
„Natürlich freue ich mich, dich zu sehen. Ich freue mich immer, wenn ich einen lieben Freund sehe.“ Hoffentlich hörte sie die unausgesprochene Lüge nicht heraus. Sie war für ihn immer mehr als nur ein Freund gewesen.
„Dann küss mich. Ich habe den ganzen Tag auf dich und auf diesen Augenblick gewartet.“ Sie versuchte, sich an ihn zu schmiegen, damit er sie doch in die Arme nahm.
Er zwang sich, hart zu bleiben. „Philippa, nicht. Wir müssen reden.“
„Hier?“ Sie sah sich neugierig um, aber die Enttäuschung spiegelte sich unübersehbar auf ihren Zügen wider. Valerian fragte sich, was sie wohl erwartete, dass sie diese Umgebung nicht für angemessen hielt. Sicherlich nicht das, was er ihr zu sagen hatte. Ihr Vater, Lord Pendennys, hatte angedeutet, dass Philippa und Beldon nicht die geringste Ahnung von der Lage der Familie besaßen.
Auf der Veranda herrschte nicht viel Betrieb, aber ein paar Paare befanden sich dennoch in der Nähe. Sie waren in der Tat längst nicht so ungestört, wie Valerian erhofft hatte. Er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht hier. Komm, wir gehen ein wenig im Garten spazieren.“
Sie fanden eine Bank zwischen voll erblühten Rhododendronbüschen und setzten sich. Valerian behielt ihre Hand in seiner. Er zeigte auf einen Rosenbogen über dem Weg. „Diese Blüten sind wunderschön. Zudem habe ich gehört, Lady Rutherford hat sich eine besondere gelbe Rose aus der Türkei schicken lassen.“
Er zögerte es heraus, und er wusste es. Er schob den Moment auf, so lange er konnte, und versuchte, sich jede Einzelheit von ihr für immer einzuprägen – von der schönen, unschuldigen Philippa, die an die Reinheit seiner Liebe glaubte, und der er gleich beweisen musste, dass sie sich getäuscht und dass ihr Herz ihr nur einen Streich gespielt hatte. Es würde Jahre dauern, bis sie verstand, dass alles nur vorgetäuscht war, um ihre Familie zu schützen.
„Was hast du, Val? Du bist doch nicht hergekommen, um mir Rosen zu zeigen“, meinte sie forschend.
„Ich habe heute Abend mit deinem Vater gesprochen.“
Ihre Miene hellte sich auf, sie stieß einen leisen Freudenschrei aus und schlug die Hände vor den Mund. In Gedanken wiederholte er seine Worte noch einmal, und ihm wurde klar, wie Philippa sie aufgefasst haben musste. Sie dachte, er wäre gekommen, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Er musste vorsichtiger, überzeugender sein.
Valerian schüttelte warnend den Kopf. „Nein, Philippa, es ist nicht so, wie du denkst. Dein Vater hat mir von deiner Verlobung mit dem Duke of Cambourne erzählt. Der Duke hat heute Nachmittag um deine Hand angehalten, und dein Vater hat sie ihm gewährt.“
Philippa runzelte verwirrt und ungläubig die Stirn. Seine Worte zeigten die beabsichtigte Wirkung. Diese Neuigkeit kam für sie so unerwartet, dass sie nicht einmal zornig sein konnte. Sie würde erst wütend auf ihn werden, wenn sie die einzelnen Mosaikstücke zusammensetzte. Das arme Mädchen hatte nicht einmal gewusst, dass Cambourne überhaupt an ihr interessiert war, obwohl bereits allerorts Wetten abgeschlossen wurden, wann der verwitwete Duke den entscheidenden Schritt wagen würde. Die Männer in der Stadt hatten insgeheim längst Cambournes Interesse an der schönsten Debütantin der Saison akzeptiert. Valerian hatte gehofft, abwarten zu können, bis sich der Sturm gelegt hatte. Vielleicht hätte er damit sogar Erfolg gehabt, wenn die finanzielle Lage von Pendennys nicht so verzweifelt gewesen wäre.
„Cambourne? Du musst dich irren, Val.“Voller Zuversicht stand sie auf und strich sich das Kleid glatt. Sie glaubte fest daran, sie brauchte nur in den Ballsaal zurückzugehen und ihrem Vater alles zu erklären. „Vater liebt dich wie einen eigenen Sohn. Nichts würde ihn mehr freuen, als dich in unserer Familie willkommen heißen zu können. Er würde sich das für mich, für uns beide wünschen.“
„Warte, Philippa.“ Valerian bemühte sich um einen ruhigen, kühlen Tonfall, um sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt er innerlich war. „Ich bin hier erschienen, um dich zu ermutigen, Cambournes Antrag anzunehmen.“
„Wie meinst du das? Du
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