Zärtlicher Eroberer
willst, dass ich Cambourne heirate?“, rief Philippa entsetzt aus. „Er ist alt genug, mein Vater sein zu können! Ich liebe ihn nicht. Ich habe ein paar Mal mit ihm getanzt, aber sonst kenne ich den Mann kaum.“ Ihr berühmtes Temperament begann sich zu regen, nachdem der erste Schock abgeklungen war.
„Du hast den Rest deines Lebens Zeit, ihn kennenzulernen, Philippa.“ Scheinbar gefühllos tat er ihren Einwand ab. „Er ist eine ausgezeichnete Partie für dich, bedenke doch nur.“ Er zählte die Vorzüge des anderen Mannes an seinen Fingern auf. „Er kommt aus unserer Gegend, das heißt, du würdest in der Nähe deiner Familie bleiben. Er ist reich. Er liebt Pferde, genau wie du. Er ist weder hartherzig noch unansehnlich. Du könntest wirklich mit ihm glücklich werden. Er wird dir Beständigkeit und Sicherheit bieten.“
„Aber keine Liebe!“, gab sie hitzig zurück. „Du preist seine Vorzüge an wie ein Kaufmann seine Ware, aber das Einzige, worauf ich Wert lege, ist Liebe. Er kann mich nicht lieben, er kennt mich doch gar nicht. Aber du kennst mich, Val. Wenn all diese Bedingungen für meinen Vater so wichtig sind, warum bist du dann nicht geeignet? Auch du stammst aus unserer Gegend, du liebst Pferde, du bist freundlich und gut aussehend, du hast Geld. Was stimmt nicht an dir? Lass mich mit meinem Vater reden, und bis Mitternacht sind wir verlobt. Du wirst schon sehen.“
Er blickte in die großen blauen Augen, die ihn flehend ansahen. Es war unglaublich schwer, so zu tun, als gäbe er ihr den Laufpass. Wenn er Erfolg hatte, würde sie den Garten in der Überzeugung verlassen, dass ihn diese ganze Sache kalt ließ. Sie würde niemals erfahren, dass er seit zwei Wochen einen Ring in der Tasche hatte – wider alle Vernunft hoffend, dass Cambourne aufhörte, um sie zu werben.
Der Ring befand sich immer noch dort, in der linken Tasche seiner Jacke, und da würde er auch bleiben. Valerian bezweifelte stark, dass er ihn je einer anderen geben würde. Es war eine unerträgliche Qual, ihr Cambournes Qualitäten aufzuzählen und ihr zu versichern, dass alles gut werden würde, wenn ihm gleichzeitig klar war, dass er selbst wohl nie wieder froh sein konnte. Ihm war übel.
„Was an mir nicht stimmt?“, gab Valerian mit gespielter Lässigkeit zurück. „Zum einen will ich überhaupt nicht bis Mitternacht verlobt sein. Zum anderen habe ich nicht um deine Hand gebeten.“
Noch mehr Lügen. Natürlich hatte er um ihre Hand gebeten, obwohl ihm die Situation bekannt war. Ihr Vater hatte ganz unverblümt erklärt, dass er, der junge Viscount, einfach nicht genügend Geld hätte – jedenfalls nicht bis zu seinem siebenundzwanzigsten Lebensjahr, wenn er sein Erbe antreten durfte. Aber Lord Pendennys konnte nicht so lange warten. Es hatte unendlich wehgetan, erkennen zu müssen, dass seine Träume für Goldmünzen verkauft worden waren. Eines Tages würde er ein sehr reicher Mann sein, der für alle Zeit ohne das Einzige leben musste, das er sich von seinem Geld nicht kaufen konnte.
„Wie bitte? Du hast ihn nie gefragt?“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Stimme klang ungläubig. „Ich verstehe das nicht.“
Wie wunderschön sie war. Valerian widerstand dem Bedürfnis, sie an sich zu ziehen. Sie befand sich so nah vor ihm, dass ihm das größte Mühe bereitete. Er konnte den Zitronenduft ihrer Seife wahrnehmen, der von ihrer Haut aufstieg.
Sie ließ sich auf die steinerne Bank fallen und versuchte, den Sinn des Ganzen zu begreifen. „Ich dachte, du liebst mich. Ich dachte, du willst mich heiraten.“
Valerian hätte sich am liebsten zu ihr gesetzt und tröstend ihre Hände ergriffen, aber er durfte sie nicht berühren, denn dann würde sie wissen, dass alles nur eine Lüge war. „Dämpfe deine Stimme“, mahnte er und sah sich verstohlen um. „Das Letzte, was wir jetzt, da es vorbei ist, gebrauchen können, ist eine kompromittierende Situation.“ Das war abweisend gemeint gewesen, aber sie sah darin die Lösung ihrer Probleme.
„Das ist es!“, rief sie aus. „Wenn du mich kompromittierst, muss Vater uns heiraten lassen, und Cambourne kann sich in Ehren zurückziehen. Jeder wird verstehen, dass er mich in dem Fall nicht heiraten kann.“
Valerian spürte, dass er sich durchaus für diesen Gedanken erwärmte. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie zu kompromittieren, aber er liebte sie zu sehr, um sie nicht vor den Konsequenzen zu warnen – Konsequenzen, die sie sich in ihrer
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