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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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absichtlich vergessen hatte.
    Hasste er am Ende den Gedanken, dass Hannah vielleicht zu irgendjemand anderem gehörte als ihm?
    »Du bist noch grausamer, als ich dachte«, sagte sie.
    »Dann geh.«
    »Ich gehe nicht.«
    Er kam noch einen Schritt näher. Der Abstand zwischen ihnen beiden schrumpfte schnell. »Du strapazierst meine Geduld!«
    Sie lachte höhnisch. »Unsinn! Du hast keine Gefühle, also kann ich auch keine Geduld strapazieren.«
    »Ich habe sehr wohl Gefühle!«, schnaubte er.
    »Nein. Ein Mann, der eine Frau verführt, um sie zu benutzen und zu erniedrigen, hat keine Gefühle!« Sie ließ die Hand mit dem Messer sinken und packte kampfbereit den Griff.
    Er betrachtete die Klinge. »Wer hat dir beigebracht, ein Messer so zu halten?«
    »Ein paar der Mädchen, die ich in der Vornehmen Akademie der Gouvernanten unterrichtete, verfügten über Kenntnisse, die ich lieber nicht hinterfragt habe.« Sie hinkte auf ihn zu, kam ihm so nah, dass ihr Busen fast seine Brust berührte, und hielt ihm das Messer an die Rippen. »Hoffentlich stört dich das nicht.«
    »Nein.« Es machte ihn
rasend.
Dougald packte ihr Handgelenk, bevor sie auch nur zucken konnte. »Deine Schülerinnen haben dir keinen guten Unterricht erteilt, wenn sie dir nicht beigebracht haben, dass man niemanden bedroht, wenn man es dann nicht in die Tat umsetzen will.«
    »Du kennst mich doch.« Sie entwand ihm ihr Handgelenk und bemerkte so sarkastisch, wie er sie nie gehört hatte: »Ich bin eine Drückebergerin.«
    »Und nicht nur das«, Spottete er. »Sondern auch ein Jammerlappen. Du jammerst so lange, bis ein Mann seine eigenen Gedanken nicht mehr hört.«
    Sie versuchte, mit dem Messer auf ihn loszugehen. Ein fruchtloses Unterfangen – doch während er damit beschäftigt war, das Messer abzuwehren, platzierte sie einen soliden Faustschlag in seine Magengrube. Ihm entwich pfeifend die Luft.
    Wie es schien, hatte sie von den Mädchen der Akademie manch anderen Trick gelernt. Wäre sie trainiert gewesen, hätte der Schlag tödlich sein können. Glücklicherweise war sie es nicht. Aber er musste sie so schnell wie möglich bändigen. Deshalb grabschte er nach dem Messer und schleuderte es in Richtung Anrichte. Es blieb zitternd im Holz stecken.
    »Na also«, sagte er. »Jetzt können wir uns wie vernünftige Menschen miteinander unterhalten.« Er riss sie in seine Arme und küsste sie.
    Sie wollte das nicht, versuchte, sich wegzudrehen. Er zog sie näher, zwang ihr seine Küsse auf und genoss das Gefühl, ihren Körper zu spüren.
    Eher beiläufig staunte er über sich selbst. Er hatte geglaubt, sich in den Jahren der Einsamkeit und Isolation eiserne Disziplin erworben zu haben. Dougald hatte sich für skrupellos gehalten, für durchtrieben und bar jeder Passion, Wärme oder Menschlichkeit. Was ein Irrtum zu sein schien. Er war leidenschaftlich, heiß genug, Eisen zu schmieden, und nur allzu menschlich.
    Dann biss sie ihn in die Unterlippe.
    Voll Schmerz starrte er die Frau in seinen Armen an.
    Sie starrte zurück, der Busen wogte von der Anstrengung, Luft zu holen. Ihre Lippen waren fest, gerötet und feucht von den seinen; ihr Kinn ruhig und gereckt; die Augen eine Mixtur aus Kastanienbraun und Sturm. Er hätte geschworen, dass sie ihn genauestens studierte, sich ein Urteil bildete, eine Entscheidung traf.
    Im ungerührten Tonfall der Welt strengster Gouvernanten sagte sie: »Dougald, entweder du lässt mich auf der Stelle los, oder ich werde mir nicht einmal mehr die Zeit nehmen können, dir deine Kleider auszuziehen.«
    In einem sengenden Moment der Erkenntnis begriff er, dass er sie liebte. All die Jahre hatte er sich eingeredet, dass er seine Pläne und Intrigen nur schmiedete, um mit Hannah abzurechnen, weil sie ihn zum Narren gehalten hatte. Doch in Wirklichkeit hatte er sie die ganze Zeit über geliebt. Er wollte sie nicht unterwerfen, sondern zurückgewinnen.
    Aber … was bedeutete das jetzt? Warum kratzte sie ihm nicht die Augen aus?
    Na ja, es kümmerte ihn nicht. Falls sie ihn ausziehen und verführen wollte, um ihn abzulenken, damit sie ihm ein Messer ins Herz rammen konnte – nur zu, es gab schlimmere Todesarten.
    Im Gehen streifte er die Jacke ab, griff sich einen der zusätzlichen Speisezimmer-Stühle und klemmte ihn unter den Türgriff. Dann kehrte er zu ihr zurück und stand ruhig, während sie seine Weste aufknöpfte. Schließlich machte er sich daran, sein Halstuch zu lösen.
    Sie stoppte ihn mit einer schlichten Geste,

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