Zärtlicher Hinterhalt
Sorgfalt abverlangte.
Aber wohin mit ihr? Der Tisch war hart und voll gestellt, die Anrichte zu hoch und mit Tafelsilber bedeckt, der Boden … nein. In der Ecke, in einem der hochherrschaftlichen Eßzimmerstühle aus glänzendem Holz mit hoher Lehne und sanft geschwungenen Armlehnen.
Er stützte Hannah, während er sie hinübergeleitete, passte auf, dass sie den verletzten Fuß nicht überbelastete. »Setz dich.«
Sie tastete herum, dann sank sie unter seinen Augen langsam auf die Sitzfläche. Er sah sie erschaudern, als ihr Hintern das kühle Holz berührte, und entledigte sich mit immer größerer Hast seiner eigenen Textilien. Entzückt schaute er ihr zu, wie sie mit den Fingerspitzen jedes Stückchen polierten Holzes erforschte. Alles an ihr bezauberte ihn, verführte ihn. Er wollte sie so sehr, dass er liebend gern den Rest seiner Tage hier im Anrichtezimmer verbracht hätte, um ihr Vergnügen zu schenken. Er liebte sie so sehr, dass er Lust bekam, ihr Loblied durch die Korridore Raeburn Castles zu schreien.
Doch er durfte sie nicht behalten, durfte kein Wort zu ihr sagen, weil jemand ihr nach dem Leben trachtete.
Kapitel 23
Ohne Augenlicht schrumpfte Hannahs Welt, wurde zu einem Ort, wo allein Berührung, Duft und Klang regierten. Der Stuhl, auf den Dougald sie platziert hatte, hätte jedem Handwerker zum Stolz gereicht mit seinen Schnörkeln und gedrechselten Seiten, die einluden zum Anfassen und nach Bienenwachs dufteten. Ihre nackte Haut liebte das seidig glatte Holz, das ihre Gliedmaßen stützte. Der Boden unter ihren Fußsohlen fühlte sich kühl an, was den Schmerz in ihrem Knöchel linderte. Der Stuhl stand in einer Ecke; sie hatte mit den Fingern in beiden Richtungen die Wände ertastet. Dougald befand sich neben ihr; sie konnte leise seinen Atem hören und das Fallen seiner Kleider. Er beobachtete sie; sie spürte die Hitze seines Blicks und erahnte, wie befriedigt er sein musste, sie so hilflos zu sehen.
Nicht dass sie es gewesen wäre. Wie schon ihre Ehe, war auch ihre Unterjochung bloße Illusion. jederzeit hätte sie die Augenbinde abnehmen können, aufstehen, ihre Kleider anziehen und fortgehen – hätte sie es gewollt.
Hannah wollte es nicht. Dies hier war der Abschied. Die ganze Zeit über hatten sie einander gesagt
Nie wieder!,
um in wildem Begehren doch wieder zueinander zu finden. Diesmal meinte sie es aufrichtig. Sie liebte die Lust, die Dougald und sie miteinander teilten, seinen Geschmack, seinen Duft, seinen fordernden Körper. Er hatte sich ihr eingeprägt, und niemals würde sie einen anderen Mann begehren.
Aber diese Grausamkeiten mussten ein Ende haben. Seine Rachsucht fraß ihre Seele auf. Und während sie willens war, sich aus ganzem Herzen ihrem Ehemann Dougald hinzugeben, würde sie nach diesem letzten Lebewohl doch unbarmherzig jene Affäre beenden, die sie mit Lord Raeburn verband. Für den Rest ihres Lebens würde sie versuchen, sich der Lust zu erinnern und den Schmerz zu vergessen.
Sie war sich bewusst, dass Dougald fast nackt sein musste, und rückte ihren Körper auf dem Stuhl zurecht. Kopf hoch, den Rücken gerade, die Hände auf die Armlehnen, Knie und Knöchel zusammen!
Wenn er sie haben wollte, musste er um sie werben.
»Liebling, lass mich dir dienen.« Dougald kniete vor ihr nieder, ein demütiger Sterblicher zu Füßen seiner Göttin. Sein Bauch drückte sich an ihre Knie, seine Handflächen streichelten ihre Schenkel. Er wollte sie die Beine spreizen sehen, drängte sie sacht, führte sie mit seinem Körper.
Aber sie bedurfte keiner Führung, lehnte sich zurück und gestattete der Lehne, ihr den Rücken zu kühlen. Sie hob einen Arm, wandte das Gesicht zur Seite und stützte das Kinn in die Hand. »Tu dein Bestes für mich«, kommandierte sie.
Er lachte in sich hinein, leise und tief. »Wie Sie befehlen, meine Liebste!« Dougald nahm ihre freie Hand und küsste jeden ihrer Finger, bis er beim Kleinen angekommen war. Nun legte er die Lippen um den Fingerknöchel, saugte auf eine Art und Weise an ihm, die … sie … an etwas erinnerte, das ihr gemeinhin gut gefiel. Er knabberte an der Fingerspitze, und Hannah versuchte, die Hand zurückzuziehen. »Nein«, sagte er. »Du musst still sitzen – wenn ich mein Bestes geben soll, musst du still sitzen!«
Also lehnte sie sich wieder zurück, während er ihre Handfläche küsste, den Kuss zu ihrem Handgelenk wandern ließ, die Innenseite des Arms zum Ellenbogen hinauf, über jede sensible Sommersprosse,
Weitere Kostenlose Bücher