Zärtlicher Hinterhalt
gestattete.
Schlimmer noch, er spürte, wie die Emotionen ihn zu überwältigen drohten. »Ich will dich nicht hier haben.«
»Gut, dann versuche ich es mit weiblicher List.« Sie klapperte mit den Wimpern und flötete: »Liebling, lass mich auf immer bei dir bleiben!« Dass sie es übertrieb und noch immer das Messer in der Hand drehte, ruinierte das Bild.
Er kam einen Schritt auf sie zu. »Hannah, muss ich erst Mrs. Trenchard und ein paar von den Lakaien in dein Zimmer hinaufschicken, damit sie deine Sachen zusammenpacken? Es wäre eine Demütigung für dich.«
»Du wirst es nicht leicht haben, den Tanten deine Vorgehensweise zu erklären.« Sie glitt vom Hocker. »Du wirst zugeben müssen, dass es dir unangenehm wäre, die Tanten zum Weinen zu bringen. Und? … ist dir das nun manipulativ genug?«
»Die Zeiten, wo du mich manipulieren hättest können, sind vorbei.« Was nicht Stimmte, aber das behielt er besser für sich.
»Die Tanten brauchen mich.«
»Sie haben Mrs. Trenchard.«
»Bei allem Respekt für Mrs. Trenchard, aber sie hat jetzt schon zu viele Pflichten.« Sie humpelte ein wenig hin und her. »Ohne mich haben die Tanten keine Chance, den Teppich zur rechten Zeit fertig zu bekommen. Außerdem erwartet Ihre Majestät, mich hier anzutreffen. Schließlich war ich diejenige, die die Einladung geschickt hat.«
Am liebsten hätte er Hannah bei den Schultern gepackt und ihr die Überheblichkeit ausgeschüttelt. »Ihre Majestät wird dein Fehlen kaum bemerken. Wir geben einen riesigen Empfang, bei dem die ganze Grafschaft zugegen sein wird.«
»Ich wusste es.« Sie stützte sich mit der freien Hand auf die Anrichte und starrte ihn böse an. »Du kannst jetzt aufhören, mir etwas vorzumachen, Dougald. Ich weiß, was du dir wünschst. Du schickst mich fort, damit die Aufmerksamkeit der Königin dir alleine gilt.«
Hannahs Theorie war so abstrus, dass Dougald gar nicht groß überlegen musste, etwas ähnlich Beleidigendes zu finden. »Mach dich doch nicht lächerlich! Als ob ich meines Ansehens wegen auf die Königin angewiesen wäre!«
»Um was geht es dann? Du schickst mich doch aus
einem ganz bestimmten
Grund weg.«
Fast hätte er nach Luft geschnappt. Wie konnte sie das wissen?
Was
wusste sie? »Ich habe dir meine Gründe genannt. Ich bin fertig mit dir.«
»Weil meine Nachfolgerin dir mehr zusagt als ich?«
Was plapperte sie da? »Deine Nachfolgerin?«
»Das Mädchen, das du zu heiraten gedenkst.«
»Ich bin … verheiratet.« Und verwirrt.
»Was für einen Taktierer wie dich doch kein Hindernis ist. Hat Charles sie für dich ausgesucht? Ein hübsches, junges Mädchen, das weiß, wo es hingehört?« Hannah holte mit dem Arm zu einer grandiosen, verächtlichen Geste aus. »Das ist es doch, was du vorhast? Du wirst mich los, besorgst dir die Scheidung und heiratest dein kleines Flittchen.«
»Anders, als du zu glauben scheinst, sind Scheidungen weder schnell noch billig zu bekommen.« Dann begriff er, dass dies jetzt nicht das Thema war, das es mit einer Ehefrau, die man behalten und in Sicherheit bringen wollte, zu besprechen galt.
»Hat Charles dich unterwiesen, wie du mich am besten loswirst? Hat
er
dir gesagt, was du sagen sollst?«
»Warum sollte ich Charles dafür brauchen?« Dougald konzentrierte sich wieder darauf, sie zu verletzen und von Raeburn Castle zu verjagen. »Du bist doch nur eine Frau.«
Doch sein Spott schien Hannah kalt zu lassen. »Du tauschst also die eine Frau, die du hast, gegen die Einfältige aus, die du herumkommandieren kannst.«
»Was für ein albernes Gespräch«, grollte er. »Ich habe nicht vor, mich wieder zu verheiraten.«
»Dann geht es dir um die andere Sache.« Sie schaute mit zitternden Lippen an ihm vorbei. »Um die finale Rache, den größten Racheakt von allen – die Gelegenheit, Hannah so am Boden zerstört zu sehen, dass sie sich nie mehr erheben wird.«
Sie standen eine gute Armeslänge voneinander entfernt, die Luft flirrte vor Angespanntheit und Feindseligkeit. »Du hast den Verstand verloren.«
»Meine Großeltern kommen zu diesem Empfang, und du wirst mir nicht die Gelegenheit rauben, meine Familie kennen zu lernen.«
Die Großeltern hatte er ganz vergessen. Er wusste, wie sehr Hannah den Tag, an dem sie die beiden erstmals sehen würde, herbeisehnte und fürchtete. Die Großeltern waren in seinem Plan der Anker gewesen, der Hannah auf Raeburn Castle hatte halten sollen, und einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob er die Burroughs
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