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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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hören. Sie wusste, was er sagen würde, und es gab nichts, womit sie sich hätte wappnen können gegen das Leid.
    Mit gestrafften Schultern sah er sie forschend an, nackt, erschöpft und über alle Maßen zügellos, wie sie war. Und sagte: »Ich lasse dir dein Geld, wenn du gehst.«
    Ihre Tränen trockneten. Sie war fähig zu sprechen, ja sogar mit fester Stimme. »Du musst dir keine Sorgen machen. Sobald Queen Victoria wieder fort ist, darfst du wieder darunter leiden, dass ich dich verlassen habe. Ich werde gehen. Und diesmal kehre ich nicht mehr zurück.«

Kapitel 24
    Mit gefalteten Händen saß Dougald an seinem Schreibtisch und hörte, wie die beiden an der Kapelle vorbeistampften.
    »Sie können mich nicht zwingen! Was wollen Sie denn tun, etwa Hand an mich legen, Sie räudiger Frosch! Ich lasse Sie auspeitschen!«
    Dougald registrierte den schrillen, panischen Unterton in Seatons Stimme. Charles hatte dem Burschen ordentlich Angst eingejagt.
    Gleich war Dougald an der Reihe. »Sir Onslow, ich bedaure, aber ich hatte keine andere Wahl. Mein Herr hat mich angewiesen, Sie sofort zu ihm zu bringen, und es kommt nicht in Frage …« Charles senkte die Stimme. »Mein Herr ist sehr streng, Sir Onslow. Ich würde nie wagen, mich ihm zu widersetzen.«
    »Es ist kurz vor Tagesanbruch!«
    »Er hat mich angewiesen, Sie zu ihm zu bringen, sobald Sie aus Conniff Manor zurück sind.« Mit dem Fuß schob Charles die Tür des Arbeitszimmers auf und ließ Seaton mit einer Handbewegung los, die diesen zugleich mitten ins Zimmer beförderte. »Mylord, Sir Onslow!«
    Dougald erhob sich nicht und rührte sich nicht. Er wusste genau, wie er wirkte. Das letzte Dunkel der Nacht hing noch in seinem Arbeitszimmer, und um ihn herum standen sorgsam platziert Kerzen, die aufs Beste seine schwarz-silbernen Haare illuminierten, sein schwarzes Jackett, das schwarze Halstuch, seine unbewegliche Miene und den eisigen Blick. Sollte Seaton sich ausgerechnet jetzt daran erinnern, dass Dougald im Ruf stand, ein Mörder zu sein, passte ihm das ins Konzept. Sollte Seaton sich dem Teufel selbst gegenüber wähnen – umso besser.
    Denn der Kerl hatte versucht, Hannah zu töten. Seaton würde gestehen – und bezahlen.
    »Setzen Sie sich.« Dougald wies mit einer langsamen Handbewegung, die die Edelsteine an seinen Fingerringen zum Blitzen brachte, auf einen geradlehnigen Stuhl, der inmitten des Raumes stand.
    Seaton trug ein gut geschneidertes Jackett, eine schottisch karierte Hose mit passender Weste, glänzende Stiefel und die diamantene Kragennadel, die der Dougalds so ähnelte. Nur sein zerzaustes Haar verwies auf die Anstrengungen der Kutschfahrt, denn der Fahrtwind hatte den üblicherweise präzise über die Glatze arrangierten Strähnen kräftig zugesetzt. Ein ganz normaler Lackaffe eben. Kein Wunder, dass er so lange Zeit und trotz der vielen Mordfälle unentdeckt geblieben war.
    jetzt sah er sich Dougalds beeindruckender Schlachtordnung gegenüber und giftete mit hoch erhobener Nase und zitternden Lippen: »Soll diese Zurschaustellung von Macht mich etwa beeindrucken?«
    Dougald wusste nicht, ob er Seaton die Kühnheit zugutehalten oder ihn seiner Dummheit wegen belächeln sollte. Allerdings würde er es wissen, sobald die Unterredung beendet war. »Charles, seien Sie Sir Onslow doch beim Hinsetzen behilflich.«
    »Ich setze mich schon«, sagte Seaton, der Charles Grifftechnik mittlerweile respektierte.
    Zu spät. Charles hatte ihm schon den Arm auf den Rücken gedreht und drückte ihn auf den Stuhl.
    Seaton sprach zu seinen Zehenspitzen, um den Druck zu verringern: »Au, au, au.« Doch kaum hatte Charles ihn losgelassen, richtete er sich wieder auf und keifte: »Das war nicht nötig!«
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir.« Charles beugte sich von hinten über ihn und rieb sich unablässig die Hände. »Seit man sich von diesem Mordanschlag berichtet, tue ich genauestens, was mein Herr mir befiehlt.«
    Seaton straffte die Schultern. Dougald im Blick, fragte er: »Geht es Ihnen darum? Dass ich die Geschichte von Ihren ehelichen Mordneigungen hie und da erwähnt habe? Ich kann Ihnen versichern, ich hätte gern das eine oder andere Detail ergänzt, aber die meisten hatten ohnehin schon Wind davon bekommen.«
    »Selbstverständlich geht es mir
nicht
darum, Seaton.« Dougald saß einmal mehr völlig reglos da. »Sie sind viel zu unwichtig, als dass mich kümmerte, was Sie herumtratschen.«
    »Nun, das fände ich doch bedauerlich!« Seaton hatte den

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