Zärtlicher Hinterhalt
residiert! Aber Sie haben nicht das Geringste dazu getan, meine Räumlichkeiten würdig auszustatten.«
»Ich hielt es für angemessen, mit den Gemeinschaftsräumen zu beginnen …« Dougald begriff, dass er dabei war, sich bei einem Dieb zu entschuldigen. »Dass Sie Ihr Zimmer schmücken wollten, erklärt aber nicht, weshalb Sie ein Halsband gestohlen haben. Vermutlich verkaufen Sie die Juwelen.«
Seaton legte die Hand aufs Herz. »Ich bin ein Gentleman. Ich verkaufe die Dinge, die ich sammle, nicht!«
Fassungslos rang Dougald um eine Klarstellung. »Sie wollen sagen, Sie … behalten … die Sachen?«
»Natürlich!«
»Und was fangen Sie damit an?«
»Ich betrachte sie.« Als Seaton begriffen hatte, dass Dougald ihn am Leben lassen würde, entspannte er sich. Er lehnte sich zurück und schlug einen Plauderton an. »Ich habe eine ziemlich beeindruckende Sammlung. Sie dürfen sie gerne einmal besichtigen.«
Falls Seaton vorhatte, Dougald abzulenken, leistete er glänzende Arbeit. »Sie haben noch alles?«
»In der Tat!«
»Dann nehme ich Sie beim Wort. Sie werden alles zurück erstatten.«
Sir Onslow riss die Augen weit auf, setzte sich kerzengerade und ballte die Hände zu Fäusten, »Doch nicht im Ernst? An wen denn?«
»An die Eigentümer.«
Seaton hörte sich panisch an. »Die Leute werden das nicht verstehen. Man wird schlecht von mir denken!«
jetzt ließ sich Charles, der Diplomat, wieder vernehmen. »Ein solcher Meisterdieb wie Sie kann die Sachen doch so unauffällig zurückbringen, dass die Besitzer glauben werden, sie hätten sie lediglich verlegt gehabt.«
»Aber
mir
werden sie fehlen!«
»Entweder Sie tun es selber, oder ich erledige es für Sie.«
Die kaum verborgene Drohung entlockte Seaton einen Schluchzer. »Die Juwelen, das Porzellan und die Gemälde?«
»Die Gemälde?« Dougald konnte sich schlicht nicht vorstellen, wie Seaton ein großes Gemälde von der Wand nahm, es elegant unterm Gehrock verbarg und sich davonmachte.
»Habe ich Gemälde gesagt?« Seaton tupfte sich mit einem spitzenbesetzten Taschentuch die Augen. »Ich meinte natürlich …«
»Die Gemälde auch!«, polterte Dougald, der nicht wusste, ob er über Seatons Tränen lachen oder weinen sollte.
»Das ist ein Skandal!«, rief Seaton aus.
»Ich selbst hätte es nicht besser formulieren können.«
»Einer solchen Schmach muss ich mich nicht aussetzen!«
»Wenn Sie weiter hier wohnen möchten, schon.« Dougalds Nachbarn mussten die Verluste, die mit Seatons Besuchen einhergingen, doch bemerkt haben.
Der potenzielle Titelnachfolger zog ein Paar Handschuhe aus der Westentasche und klatschte sie in die Handfläche. »Eine derartige Grausamkeit und ein solcher Mangel an Feingefühl wird Ihren Ruf noch weiter beschädigen, Lord Raeburn!«
»Ich habe die Mordgerüchte überlebt, die Sie mit solcher Akribie verbreitet haben; dann ertrage ich vielleicht auch die Schmach, meinen räuberischen Erben vor die Tür setzen zu müssen.« Dougald wagte kaum, sich vorzustellen, welche Gerüchte
Seaton
auf dem Fuße folgten.
Der erhob sich. »Wieder so ein hässliches Wort – räuberisch! Also gut. Ich tue es. Aber mögen die Folgen auf Sie zurückfallen!«
Charles öffnete die Tür. Dougald stützte den Kopf in die Hände. Er war müde, sorgenvoll. Zum ersten Mal seit Jahren wusste er nicht, was er als Nächstes zu tun hatte. »Charles, glauben Sie, Seaton hat mich hinters Licht geführt?«
»Ich werde mit den Detektiven sprechen«, gab Charles rätselhafterweise zur Antwort.
Dougald hob den Kopf, starrte seinen Kammerdiener an und verlangte wortlos nach einer präzisen Antwort.
Eilig lenkte Charles ein. »Nein, Mylord! Ich glaube, Sir Onslow ist nicht mehr als das, was Sie ihm vorgeworfen haben – ein kleiner Dieb.«
»Es gibt keinen anderen Verdächtigen.«
»Im Augenblick nicht, Mylord.«
»Sie müssen auch weiterhin ein Auge auf
Madame
haben.«
»Selbstverständlich«, verkündete Charles.
Dougald kam ein anderer, geringfügigerer Verdacht. »Höchstwahrscheinlich ist Seatons diamantene Nadel, die der meinen so ähnelt, in der Tat meine.«
»Ich dachte, ich hätte sie verlegt.«
Dougald schaute seinem Kammerdiener in die spöttische Miene. »Pah … mochte sie ohnehin nicht!«
Kapitel 25
Nie mehr würde sie Leidenschaft empfinden. Hannah saß verdrießlich in der Nachmittagssonne, die ins Handarbeitszimmer der Damen fiel, und stichelte Prinz Alberts Antlitz zusammen. Die Schwere eines Männerkörpers, dieses
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