Zärtlicher Hinterhalt
Nicht jetzt jedenfalls.
Seine Hände entfalteten ihre ganze Magie, hielten sie mit genau richtigem Druck, umkreisten ihre Nippel und kniffen sie sacht zwischen den Fingern. Sie sah es im Geiste vor sich. Er würde sie auf die Knie hochziehen und sie von hinten besteigen. Sie würde maunzen und krallen wie eine Katze. Zwar erschauderte es sie; doch war sie bereit, ihn in sich auf zunehmen, hätte ihm aber gern ihren Willen aufgezwungen. Doch dazu fehlte ihr die Kraft. Er war zu stark und zu erfahren. Unter Umständen wie diesen hatte das Bestreben einer Frau kein Gewicht.
Als Hannah im Morgengrauen erwachte, stand Dougald neben ihrem Bett. In Hosen, die Stiefel in der Hand und im Gesicht deutlich grimmig. Finster stierte er das Mobiliar an, das schmale Bett … und Hannah. »Die Schlafkammer ist schäbig.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Hannah stützte sich auf den Ellenbogen und wischte sich die Haare aus den Augen. »Dir auch einen guten Morgen!«
»Ich lasse dir von Mrs. Trenchard einen schöneren Raum herrichten.«
Beinahe wäre Hannah empört aus dem Bett gesprungen. Beinahe. Aber sie hatte keinen Fetzen Stoff am Leib, was ihr in jedweder Auseinandersetzung mit Dougald zum Nachteil gereichen musste. »Das wirst du nicht! Wir können ohnehin von Glück sagen, wenn wir unentdeckt bleiben.« Dann erst begriff sie, was sie da gesagt hatte. Wie sie reagiert hatte. Sie waren
beide
der Ansicht, dass sie sich zwar in Leidenschaft vereint, aber nicht versöhnt hatten. »Wie auch immer«, sagte sie und setzte sorgsam die Worte, weil sie schon ahnte, dass sie ins Stocken kommen würde. »Es spielt keine Rolle, ob mein Schlafzimmer dir zusagt. Weil du … nicht mehr … herkommen wirst.«
Er schien größer, breiter und finsterer zu werden. »Wenn mir danach ist …«
»Nein. Du weißt, dass wir es nicht wiederholen können. Irgendwer
würde
uns sehen. Wir würden zum Gegenstand von Klatsch und Spekulationen, und ich … du … jetzt können wir uns das nicht leisten. Oder?«
Während ihrer stockenden kleinen Ansprache war er wieder zu dem ernsten, teilnahmslosen Gentleman geworden, mit dem sich Hannah auf Raeburn Castle so überraschend konfrontiert sah. »Nein.«
Sie konnte weder seiner Miene noch Haltung etwas ablesen. Es war, als hätte es diese Nacht nie gegeben. Als sei alle Intimität nur Hannahs Fantasie entsprungen und alle Leidenschaft … sie bewegte die Beine und verspürte ein schmerzhaftes Ziehen.
Die Leidenschaft war real gewesen, sie ließ sich nicht leugnen.
Aber die Leidenschaft zwischen ihnen beiden war immer eine sehr reale gewesen, doch angesichts ihrer Eheprobleme zum Scheitern verurteilt. Na ja …
»Wir dürfen es nicht mehr tun«, sagte er fest.
»Ich stimme dir zu.«
»In zwei Wochen?« Miss Minnie packte einen Stuhl und setzte sich schwer. »Die Königin kommt in zwei Wochen?«
Unter den Bediensteten machte sich fröhliche Aufgeregtheit breit.
»Ist das nicht wundervoll?« Tante Spring erhob sich und klatschte mit leuchtenden Augen in die Hände. »Ihre Majestät besucht uns höchstpersönlich!«
»Ich glaube das einfach nicht«, sagte Seaton jetzt schon zum vierten Mal. »Es ist ganz unmöglich.«
Den Rücken dem leeren Kamin zugewandt, stand Dougald in der großen Empfangshalle einer fassungslosen Zuhörerschaft gegenüber, die sich aus den Tanten rekrutierte, Seaton, diesem heimtückischen Schurken, Charles, Mrs. Trenchard, sämtlichen Dienstboten – und Hannah.
Seiner Frau Hannah. Und er hatte eine derartige Tortur für sie ausgeheckt. Die zu Anfang ja auch ein voller Erfolg gewesen war, da sie ihm in die Falle gegangen war. Er hatte sie in die Falle gelockt. Er hatte sie an einen Ort gelockt, wo sie ihm ausgeliefert war, hatte sie nach seiner Pfeife tanzen lassen und sich in dem Glauben gewiegt, er werde sie zur Räson bringen.
Doch dann hatte sie damit angefangen, alles auf den Kopf zu stellen.
Er hätte es wissen, ihre Neigung bedenken müssen, stets das Unerwartete zu tun.
Tante Isabel und Tante Ethel hielten sich an den Händen und legten ein Tänzchen aufs Parkett, während die jüngeren unter den Bediensteten übermütig lachten.
Mrs. Trenchard klatschte in die Hände, worauf die Lakaien und Mägde verstummten, doch an der Freude über den nahenden Besuch Ihrer Hoheit änderte das nichts.
Also gut. Dougald war sich der Gefahr, die Hannah darstellte, endgültig bewusst und würde entsprechend wachsam sein. jedenfalls würde sie keine Briefe mehr über Land
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