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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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versorgt hatte, zog sie ein versiegeltes Kuvert aus der Tasche und sagte unwillig: »Ein Brief von Miss Clara. Ich mußte noch einen Shilling draufzahlen. Ich muß Ihnen den jetzt wohl geben, aber wenn ich Sie wäre, Miss, würde ich ihn nicht öffnen, bevor ich nicht gefrühstückt habe.« Mit diesem weisen Ratschlag zog sie sich zurück. Und Miss Tresilian, die niemals vor einer unangenehmen Pflicht zurückschrak, erbrach das Siegel des schwesterlichen Briefes und breitete drei Seiten voller Vorwürfe aus.
    Während sie den Kaffee trank, begann sie zu lesen. Nichts konnte deprimierender sein als die Berichte der ältesten Miss Tresilian über ihren Gesundheitszustand. Doch da die detaillierte Schilderung der Schmerzen, an denen sie infolge ihres Rheumatismus, ihrer nervösen Zustände, Krämpfe und Schlaflosigkeit litt, von den neuesten Ondits in Bath und einigen Bemerkungen über ihr Pech am Whisttisch unterbrochen wurden, blieb Miss Elinor Tresilian weitgehend ungerührt. Sie war erfreut darüber, daß Clara sich ganz gut zu amüsieren schien, und sie war erleichtert, keine zu ernste Kritik über die Dame zu lesen, die sie als Begleiterin für ihre leidende Schwester engagiert hatte. Sie stand auf, um den Brief in ihren Sekretär zu legen. Dazu kam es nicht. Kaum hatte sie den Deckel geöffnet, als ihr Blick auf einen Brief fiel, der an sie adressiert war und Lucys Handschrift trug. Claras Nachricht fiel zu Boden, und Miss Tresilian nahm, von bösen Vorahnungen erfüllt, den Brief ihrer Nichte und erbrach das Siegel.
     
    »Liebste, allerliebste Tante«, las sie. »Das wird ein Schock für Dich sein, und ich kann Dich nur anflehen, mir zu verzeihen und die Dringlichkeit meiner Situation zu verstehen (was Du sicherlich tun wirst), denn nichts anderes hätte mich bewegen können, in einer Weise zu handeln, die für mich ebenso verabscheuungswürdig ist wie – hélas – für Dich. Wenn Deine Augen auf diesen Brief fallen, werde ich bereits viele Meilen von Dir entfernt sein, und wenn ich mich Dir zu Füßen werfen werde, um Deine Verzeihung zu erflehen, dann werde ich es als die Braut meines angebeteten Arthur tun. Oh, meine liebe Tante, glaube mir, ich habe diese Entscheidung nicht ohne furchtbare innere Kämpfe getroffen, denn ohne Deinen Segen vor den Altar zu treten und den feierlichen Augenblick ohne die Stütze Deiner Gegenwart zu erleben, macht mir das Herz so schwer, daß nur meine Überzeugung, Dein Widerstand entspringe nicht Deinem Herzen, sondern Deinem Gefühl für Anstand, mir den Mut gibt, etwas zu tun, was Dich und alle Welt schockieren muß. Mein einziger Trost (außer dem Glück, mit dem besten und edelsten aller Männer vereint zu sein) ist, daß Dich nicht einmal Lord Iver für das verantwortlich machen kann, was ich (meine Hand weigert sich beinahe, das furchtbare Wort niederzuschreiben) meine Flucht nennen muß …«
     
    Von der Mitteilung wie betäubt, brauchte Miss Tresilian einige Zeit, um ihre verwirrten Gedanken zu ordnen. Einerseits zu sofortigem Handeln bereit, fühlte sie sich andererseits gleichsam wie gelähmt. Aus diesem betrüblichen Zustand wurde sie durch das Öffnen der Tür und den Klang einer harten, nur zu gut in Erinnerung gebliebenen Stimme gerissen. Die Stimme sagte: »Danke, ich werde mich selbst anmelden!«
    Sie hob den Kopf und starrte mit leerem Blick auf Lord Iver.
    Er war für eine Reise angekleidet und hatte sich nicht die Mühe genommen, seinen langen hellgrauen Reisemantel mit den vielen Schulterkragen abzulegen. Aus seinen blitzenden Augen und den zusammengepreßten Lippen ging klar hervor, daß er wutentbrannt war, doch sprach er nicht sofort. Nach einem schrecklichen Augenblick fiel sein Blick auf den Brief in ihrer Hand, und er sagte: »Mein Besuch ist sinnlos, fürchte ich. Ist er von deiner Nichte?«
    Kaum wissend, was sie tat, reichte sie ihm den Brief. Er überflog ihn rasch und sagte verächtlich: »Sehr rührend – wenn man für Romantik etwas übrig hat. Ich gehöre nicht dazu.« Er blickte sie prüfend an und lachte kurz. »Schau nicht so tragisch drein! Du kannst dir doch vorstellen, daß ich diesen verrückten Plan vereiteln werde?«
    Sie preßte die Finger gegen ihre pochenden Schläfen. »Wie willst du das machen? Weißt du, wo – Hat Arthur dir geschrieben?«
    »Ja – dumm, wie er ist«, erwiderte er. »Und was das Wo betrifft, das muß man mir nicht sagen. Und dir auch nicht, denke ich.«
    »Aber ich habe nicht die geringste Ahnung«, rief

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