Zaertliches Duell
Kutsche gesprungen war, um seiner Dame ein Glas Limonade zu bringen; und er beschrieb ihn mit Worten, die jeden Zweifel ausschlossen. Miss Tresilians Stimmung erreichte einen Tiefpunkt und wurde auch durch die Worte Seiner Lordschaft nicht gebessert, als sie aus dem Hof fuhren: »Zufrieden?« Gereizt über die unfreundliche Stichelei, erwiderte sie: »Eine sehr seltsame Meinung mußt du von mir haben, wenn du annimmst, ich wäre mit einer solchen Nachricht zufrieden! Niemals in meinem Leben war ich schockierter.«
»Das hoffe ich sehr! Wenn noch etwas nötig war, meine Vermutung zu bestätigen, daß du für die Stellung eines Vormunds völlig ungeeignet bist, dann hat deine Nichte jetzt den Beweis geliefert.«
»Wenn das so ist, dann kann ich nur sagen, daß du aus deinem Mündel einen armseligen Tropf gemacht hast«, gab sie zurück.
»Ich zweifle keinen Augenblick, daß Arthur zu dieser Eskapade von deiner ränkevollen Nichte bewegt wurde.«
»Um die Wahrheit zu sagen«, meinte Miss Tresilian offen, »ich auch nicht! Lucy ist zehnmal so energisch wie er. Ihm fehlt jegliche Entschlußkraft, was ich nur bedauern kann, auch wenn ich sehr wohl den Grund dafür verstehe. Armer Junge! Wie soll er je Charakterstärke entwickeln, wenn er von Kindheit an tyrannisiert und eingeschüchtert wurde.«
»Tyrannisiert und eingeschüchtert?« wiederholte der Lord.
»Vermutlich war dir nicht bewußt, daß du ihn an der Entfaltung seiner Willenskraft hindertest«, meinte sie in versöhnlichem Ton.
»Nein, und ihm sicherlich auch nicht. Und wenn du jetzt noch hinzufügst, daß ihn die Angst vor mir zu dieser Flucht getrieben hat, dann ist das der Gipfel!«
»Natürlich war es so«, sagte sie und betrachtete verwundert, aber auch interessiert sein hartes Profil.
»Gott gebe mir Geduld!« rief er. »Du beabsichtigst also, mir die Schuld aufzubürden? Nun, das wird dir nicht gelingen. Du bist schuld, nicht ich!«
»Ich?« stammelte sie.
»Ja, du! Mit deinem haarsträubenden Plan, das Mädchen aus seiner ländlichen Umgebung zu reißen! So etwas Verrücktes, Verschrobenes –«
»Das«, unterbrach Miss Tresilian, »ist wirklich nicht zu glauben! Als nächstes wirst du behaupten, daß ich es war, die die Heirat verbot!«
»Jedenfalls warst du die einzige Person, die dazu autorisiert war!«
»Tatsächlich? Also träumte ich bloß, daß du erklärtest, du würdest der Sache ein Ende machen, und mich warntest, deine Macht nicht zu unterschätzen?«
»Als ich das sagte, glaubte ich, du hättest genug Verstand, keine Krise heraufzubeschwören.«
»Nein, das geht zu weit«, rief sie aus. »Und wage nicht, mir zu sagen, daß du machtlos bist, denn ich weiß sehr gut, daß du über Arthurs Vermögen verfügst und ihm jeden Penny sperren kannst.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte er ärgerlich. »Wie könnte ich so etwas tun? Wie würde das aussehen?«
»Du drohtest damit.«
»Das ist durchaus möglich, aber wenn er geglaubt hat, ich meine das ernst, dann ist er ein größerer Esel, als ich dachte. Wenn es ihm ernst war, hätte ich nichts unternehmen können, um eine Heirat zu verhindern – eine durchaus standesgemäße Heirat in den Augen der Welt, wenn auch nicht in meinen! Hättest du dich nicht eingemischt, wäre ich mit ihm fertig geworden: Es waren keine Drohungen von mir, die ihn zu dieser heimlichen Flucht bewogen haben, sondern dein Entschluß, das Mädchen von ihm wegzulocken.«
»Von allen bösartigen Dingen, die du mir jemals gesagt hast, ist das der Gipfel«, rief sie. »Also ich mischte mich ein! Und aus welchem Grund kamst du in die Green Street, wenn nicht, um mich so weit zu bringen?« Sie sah eine leichte Röte in seine mageren Wangen steigen: ein Zeichen von Unbehagen, das ihr mehr Genugtuung bereitete, als sie zuzugeben bereit war. Nach einer kurzen Pause fügte sie streng hinzu: »Wenn du nur das geringste Gefühl für Anstand besitzt, wirst du deinen Fehler zugeben und mich um Vergebung bitten!«
Seine Antwort darauf war verwirrend. Er blickte sie an, und seine Augen brannten. »Bitte, nein! Nicht nochmals! Einmal tat ich es – nahm die Schuld für einen Streit, den ich nicht ausgelöst hatte, auf mich – bat dich, zu verzeihen –« Er faßte sich wieder und sagte bitter: »Nicht einmal Arthur ist ein solcher Tor, wie ich einer war!«
Er ließ die Pferde anhalten, denn sie waren an einer Mautstelle angekommen. Niemals war sie froher gewesen, einer Antwort enthoben zu sein. Während er den
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