Zaertliches Duell
Sie doch, was Sie auf dem Herzen haben! Würde es Ihnen mißfallen, wenn ich Ihnen hofiere?«
»Nein, nein – es würde mir nicht mißfallen – wirklich nicht!« gestand Miss Trent und errötete in der Dunkelheit.
»Dann wollen wir unverzüglich Ihren Großvater aufsuchen!« sagte er fröhlich.
Sie wurden im Hause von einem alten Diener empfangen, der sie widerwillig in ein kaltes Zimmer im Erdgeschoß führte. Er ließ sie dort mit einer einzigen Kerze zurück. Miss Trent sagte: »Nicht sehr – sehr einladend, wie?«
»Ziemlich bedrückend!« bestätigte Sir Julian.
Nach einigen Minuten öffnete sich wieder die Tür, um eine dralle Lady unbestimmten Alters mit unwahrscheinlich goldenen Locken einzulassen. Sie sagte ohne Umschweife: »Sind Sie Mr. Kennets Sophia? Er ist derart vergeßlich, daß er es verabsäumt hat, Ihnen abzuschreiben! Wie dem auch sei, wenn Sie ihn sehen wollen, folgen Sie mir bitte die Treppe hinauf, Schätzchen. Erzählen Sie mir aber nicht, daß der, den Sie da mitgebracht haben, Joseph ist!«
»Wer – wer sind Sie?« brachte Miss Trent ganz bestürzt vor.
Die Lady warf sich in die Brust. »Mein Name ist Flint«, sagte sie. »Aber ich bin dabei, ihn zu wechseln. Ich war Ihres Großvaters Haushälterin.«
»Oh«, sagte Miss Trent. »Dann wollen Sie, bitte, die Güte haben, mich zu meinem Großvater zu führen?«
Mrs. Flint rümpfte die Nase, wandte sich um und ging voraus die Treppe hinauf. Sie öffnete die Tür zu einem großen Salon und sagte: »Da ist Ihre Enkelin, Mr. K.!«
Aus einem Ohrensessel beim Kaminfeuer starrte ein dürrer alter Mann auf Miss Trent. »Nun, es hatte keinen Sinn, hierherzukommen, weil ich mich anders besonnen habe«, sagte er. »Marias Mädel, was? Ich laß mich hängen, wenn du ihr nicht ähnlich siehst!«
Mrs. Flint, die neben seinem Stuhl Stellung bezogen hatte, sagte affektiert lächelnd: »Ich und Mr. K. sind im Begriff zu heiraten!«
»Das kommt billiger«, erklärte Mr. Kennet schlicht.
Miss Trent sank kraftlos in den nächsten Stuhl. Mr. Kennet unterzog indessen Sir Julian einer strengen Prüfung. »Hast dich zu einem feinen Stutzer herausgemacht!« äußerte er. »Wie heißt du? Joseph?«
»Nein«, sagte Sir Julian. »Mein Name ist Julian Arden.«
Beide – Mr. Kennet und seine künftige Braut – musterten ihn scharf. »Mr. K., wenn das nicht Beau Arden in Person ist!« erbebte die Lady.
»Sind Sie der Sohn von Percy Arden, der mit mir in Oxford war?« fragte Mr. Kennet. »Sir Julian Arden?«
»Ich bin’s«, sagte Sir Julian.
»Was wollen Sie?« fragte der alte Mann mißtrauisch.
»Ihre Enkelin heiraten«, erwiderte Sir Julian kühl.
Diese Nachricht rief eine plötzliche Wandlung in Mr. Kennets Verhalten hervor. Er rieb seine dürren Hände aneinander und rief: »Das ist gut! Das nenne ich ein Mädel! Komm und gib mir einen Kuß, Sophy! Ich bin stolz auf dich, und es tut mir leid, daß ich sagte, du seist wie deine Mutter. Ich laß mich hängen, wenn ich nicht was Schönes für dich habe!«
Miss Trent, die sich nur widerstrebend umarmen ließ, war durch die rasante Entwicklung der Geschehnisse in den letzten Minuten zu benommen, um sprechen zu können, doch nun glomm eine leise Hoffnung in ihren Augen.
»Ja, das will ich!« sagte Mr. Kennet mit einer Miene, als träfe er eine schmerzliche Entscheidung. »Du sollst die Perlen deiner Großmutter haben!«
»Wenn wir tot und dahin sind, Mr. K.«, schaltete sich die künftige Mrs. Kennet mit fester Stimme ein.
»Ja«, stimmte Mr. Kennet zu, sobald er die Weisheit dieses Ausspruchs begriff. »Und ich will ihr außerdem die Granatbrosche meiner armen Charlotte als Brautgeschenk geben! Ich habe sie im Moment zwar nicht greifbar, aber ich werde sie dir schicken. Wo bist du untergebracht, meine Liebe?«
Sir Julian, dem Miss Trents Erschütterung nicht entgangen war, ergriff zärtlich ihre Hand und sagte: »Sie wird im ›Christophorus‹ wohnen, Sir. Und nun, glaube ich, müssen wir Sie verlassen.«
Mr. Kennet strahlte noch mehr, als er erfuhr, daß man nicht eine Einladung zum Essen erwartete. Er sagte nur, wenn sie wolle, könne sie ihn noch einmal besuchen, ehe sie Bath verlasse. »Aber ich möchte nicht haben, daß dein Cousin Joseph kommt und sich bei mir mästet«, setzte er hinzu.
»Das macht mich neugierig«, bemerkte Sir Julian, nachdem er Miss Trent aus dem Haus gelotst hatte, »was aus Joseph geworden ist.«
»Und was wird aus mir?« fragte Miss Trent
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