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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wissen, daß ich nicht so bin, denn Lady Windlesham weiß es – und wenn Arthurs Schwester die Verbindung billigt, möchte ich von dir wissen, welches Recht Lord Iver hat –« Sie faßte sich. »Nun gut! Mit Reden ist nichts getan. Zerbrich dir den Kopf für mich, Tante Elinor! Sinnlos zu denken, Arthur könne diesen Menschen umstimmen!«
     
    Noch viel weniger als ihre Nichte glaubte Miss Tresilian, daß Mr. Roselys Bemühungen erfolgreich sein würden, und so war sie überraschter als Lucy, als Lord Iver zwei Tage später in dem kleinen Haus in der Green Street, das sie für die Saison gemietet hatte, seine Aufwartung machte. Die Nachricht, daß er sie im Wohnzimmer erwarte, entriß ihr den Ausruf: »Oh, nein! Nein, nein, ich kann nicht –!« Aber sie faßte sich rasch, schickte das Dienstmädchen hinunter, um Seiner Lordschaft zu sagen, sie würde sogleich kommen, und warf einen prüfenden Blick auf ihr Bild im Spiegel.
    Mit dem Optimismus der Jugend war Lucy zu glauben geneigt, Lord Iver habe wunderbarerweise kapituliert und sei gekommen, um die Heiratsvorbereitungen zu besprechen. Miss Tresilian, die sich keinen Illusionen hingab, bat sie, sich nicht zu früh zu freuen, und ging energischen Schrittes hinunter, entschlossen, die Sache der Liebenden zu verteidigen. Der Besucher stand, den Rücken dem Zimmer zugewandt, vor dem Fenster und blickte hinaus, doch als er das Öffnen der Tür hörte, drehte er sich um und sah die Hausherrin mit harten, herausfordernden Augen an.
    Sie schloß die Tür, blieb aber stehen und stellte sich resolut dieser unbarmherzigen Musterung. Eine Minute lang fiel kein Wort, sie starrten sich nur an: die Dame den kräftig gebauten Mann mit harten Zügen und dunklem Teint, dessen kurz geschnittenes Haar, sportliches Halstuch und glänzende Stiefel den Korinthier anzeigten; der Mann die ungewöhnlich hübsche Frau. Miss Tresilian war Mitte Dreißig, sah jedoch, obwohl sie seit kurzem ein Häubchen über ihren weichen blonden Locken trug und ihre Haltung der Würde ihrer Jahre entsprach, viel jünger aus.
    Sie war es, die das Schweigen mit den Worten brach: »Ich glaube, Sie wünschten mich zu sprechen. Darf ich wissen, warum, Sir?«
    Er verbeugte sich steif. »Ich danke Ihnen, daß Sie mich empfangen haben, Madam. Was meine Wünsche betrifft –! Ich hielt es für das beste, persönlich zu kommen, um keine Mißverständnisse zwischen uns entstehen zu lassen.«
    »Ich bitte Sie, Platz zu nehmen, Sir«, sagte Miss Tresilian und ließ sich selbst anmutig in einem Lehnsessel nieder.
    Er machte keinen Gebrauch von ihrer Aufforderung, sondern sagte unvermittelt: »Ich nehme an, Sie wissen, warum ich komme. Wenn Sie tatsächlich der Vormund Ihrer Nichte sind – aber Sie werden mir die Bemerkung erlauben, daß ich das kaum glauben kann! Sie hat einen Vater, und Sie sind viel zu jung, um ihr Vormund zu sein!«
    »Natürlich hat sie einen Vater«, erwiderte Miss Tresilian kühl. »Doch als er sich wiederverheiratete, wurde beschlossen, daß seine Tochter in meiner Obhut bleiben solle. Darf ich Sie erinnern, Sir, daß ich nicht mehr die Jüngste bin.«
    Bei diesem Punkt veränderte sich die Konversation, die bis dahin wenigstens den Anschein von Höflichkeit gewahrt hatte. »Ich weiß auf den Tag genau, wie alt Sie sind, also reden Sie keinen Unsinn«, sagte Seine Lordschaft ungeduldig. »Ein lächerlicheres Arrangement –! Wohnt Ihre Schwester bei Ihnen?«
    »Nein«, sagte Miss Tresilian und blickte ihn feindselig an, »ihre ständig angegriffene Gesundheit –«
    Er lachte spöttisch. »Sie brauchen mir nichts zu erzählen. Ich kann mir diese Krämpfe und Anfälle und Wallungen vorstellen – da ist man beschäftigt, nicht wahr?«
    »Darf ich fragen, ob Sie hierhergekommen sind, um über den Gesundheitszustand meiner Schwester zu sprechen?« fragte Miss Tresilian.
    »Sie wissen sehr gut, warum ich hier bin! Diese bedauerliche Angelegenheit zwischen Ihrer Nichte und meinem Cousin – welche Sie anscheinend unterstützt haben!«
    »Ich kann Ihnen versichern, daß ich, hätte ich von Mr. Roselys Beziehung zu Ihnen gewußt, mein Äußerstes getan hätte, um diese Affäre zu verhindern, die mir ebenso mißfällt wie Ihnen!«
    »Ein feiner Vormund, der es sich nicht zur Aufgabe macht, über Arthurs Verwandtschaft Bescheid zu wissen!« sagte er mit schneidender Schärfe.
    »Und haben Sie es sich zur Aufgabe gemacht, über alle entfernten Verwandten Lucys Bescheid zu wissen?« erwiderte sie.
    »Das

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