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Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Zärtliches Spiel mit dem Feuer

Titel: Zärtliches Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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erweckte in ihm das Bedürfnis, länger hinzuschauen - im Gegensatz zu Charles' keckem, kleinem Hinterteil.
    Radcliffe wusste nicht, ob er deswegen nun erleichtert oder womöglich noch bedrückter sein sollte. Was, zum Teufel, war nur mit ihm los? Früher hatte er sich niemals einen Männerkörper angeschaut, und schon gar nicht auf diese Weise. Trotzdem, dieser Junge, dieses Bürschchen, zog seine Aufmerksamkeit und sein Begehren auf sich, wie es noch niemals eine Frau getan hatte.
    Ja, das war es. Er begehrte den Knaben. Großer Gott, er verlor ja den Verstand! Er spürte kein Verlangen nach einem Mann. Er wünschte sich jedoch glühend, dass Charles eine Frau wäre.
    Sein Blick glitt zu Beth hinüber. Sie war in jeder Beziehung eine weibliche Ausgabe von Charles, und in der Bibliothek hatte er ihr gegenüber eine unglaubliche Leidenschaft empfunden. Jetzt tat er es indes mitnichten. Das war alles sehr verwirrend.
    Radcliffe schob solche Gedanken von sich, als er hörte, dass Tom für den nächsten Tag eine Einladung zu einem Picknick aussprach.
    „Es wird keine große Sache", sagte der junge Lord gerade. „Wir würden uns jedoch freuen, Sie alle dabeizuhaben."
     
    „Ist es nicht herrlich?" hauchte Beth glücklich.
    „Entzückend", brummte Charlie missmutig, ohne einen Blick auf das grasbewachsene Tal zu werfen, an dem sie von Bord gegangen waren.
    Der Theaterbesuch am Vorabend war dank Clarissa Mowbrays Affenliebe eine verteufelte Angelegenheit gewesen. Der heutige Tag würde auch nicht besser werden, denn wieder einmal hatte sie sich überreden lassen, den „Charles" zu spielen.
    „Ach Charlie, mach doch nicht so ein Gesicht. Es ist doch so ein schöner Tag für einen Picknickausflug, und ..."
    „Also falls Clarissa mich noch ein einziges Mal anfasst, dann schwöre ich, dass ich ..." Sie sprach nicht weiter, als sie Beth' glockenhelles Lachen hörte.
    Ein Blick auf Charlies böse Miene, und ihre Schwester lachte nicht mehr. Sie bemühte sich sogar um einen schuldbewussten Gesichtsausdruck, dem leider jede Aufrichtigkeit fehlte. „Sie scheint eben ziemlich an dir zu hängen."
    Charlie schnaufte angewidert. „Ja, wie eine besonders giftige Schlingpflanze! Bei jeder Gelegenheit klammert sie sich an mir fest. Dieses Mädchen ist eine wahre ... Oh verdammt." Sie unterbrach sich, sobald sie Clarissa entschlossen herankommen sah.
    Während des größten Teils der heutigen Tagesreise hatte Charlie ihr Bestes getan, um Clarissa Mowbray aus dem Weg zu gehen, was sich allerdings als ziemlich unmöglich erwies, wenn man mit hundert anderen Leuten auf einem Flusskahn zusammengepfercht war. Immerhin hatte Charlie es versucht, indem sie unausgesetzt Clarissas Hände abstreifte, die sie beim Ärmel fassten. Danach hatte sie ohne Rücksicht auf Höflichkeit das Weite gesucht.
    Clarissa hatte entweder nicht bemerkt, oder es kümmerte sie nicht, dass Charlie sich an ihrem Charme so gar nicht interessiert zeigte. Das Mädchen schien überhaupt keine Selbstachtung zu haben, und Würde war ihm offenbar völlig fremd. Sie hatte Charlie durch das Schiff gescheucht wie ein kleiner Hund, der seinem Herrchen hinterherlief. Charlie empfand das Ganze als ungemein lästig und unangebracht.
    Falls Clarissa jemals einen Ehemann fände, dann würde der Ärmste bald an Ü beranstrengung zu Grunde gehen. Charlie nahm sich jedenfalls vor, unbedingt etwas gegen die junge, wild entschlossene Lady zu unternehmen, um keinen absolut scheußlichen Nachmittag verbringen zu müssen.
    „Da sind Sie!" rief Clarissa aus, als hätten sie seit einer Stunde Verstecken nicht gespielt. Schon hakte sie sich wieder bei Charlie ein und strahlte triumphierend. „Also wirklich, Sie sind so schlüpfrig wie ein Fischlein! Ich wollte Ihnen eine Stelle ein wenig flussauf- wärts zeigen, doch Sie sind mir immer entwischt."
    Schweigend ließ sich Charlie davonzerren. Ihrer lachenden Schwester warf sie noch einen wütenden Blick zu und konzentrierte sich dann nur darauf, sich einen Weg durch die zahlreichen, jetzt von Bord gehenden Passagiere zu bahnen.
    Die Vorstellung der Mowbrays von einem „kleinen Picknick" bestand darin, sechzig Gäste und beinahe ebenso viele Dienstboten auf ein Lustboot zu verfrachten, sie flussabwärts zu transportieren, bis man zu einem grasigen Fleckchen gelangte, wo ein leichter
    Imbiss auf Klapptischen und -Stühlen serviert wurde. Hätte Charlie gewusst, was für ein Trubel sich bei diesem Unternehmen abspielte, würde sie die

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