Zärtlichkeit des Lebens
Begründung, ehe ich die Tür von Debilleri in Rom kaufen kann. Die Kosten überschreiten den finanziellen Rahmen, und deshalb müssen uns Angebote vorliegen. In dem Antrag, den Sie mir geschickt haben, fehlten die genauen Angaben. Natürlich könnten sie Debilleri als beste oder einzige Bezugsquelle rechtfertigen.«
»Blödsinn.«
Seufzend wandte sich Dallas an Sarah. »Architekten verschwenden nie den leisesten Gedanken an Betrug, Mißbrauch oder Verschwendung. Und auch«, fügte sie hinzu, »niemand anderer sonst, weshalb ich dieser Aufgabe mein Leben geweiht habe. Schicken Sie mir die Unterlagen, und Sie können Ihre italienische Tür haben«, wiederholte sie zu Cassidy gewandt.
»Rutschen Sie mir doch mit Ihrer Begründung den Buckel runter«, brummte Cassidy und stolzierte hinaus.
»Siehst du?« Dallas seufzte zentnerschwer. »Betrug, Mißbrauch, Verschwendung. Überall.«
Sarah hielt es für besser, Dallas nichts von den Extras zu erzählen, die sie für das Bibliotheksvorhaben plante. »Du gehst jetzt am besten in dein Büro und paßt auf, daß dir nichts entgeht«, schlug sie vor. »Ich muß hinauf.«
»Mhm«, murmelte Dallas abwesend, als sie zusammen das Büro verließen.
Byron und Haladay standen auf, als Sarah ins Zimmer kam.
Sie wechselte mit Byron einen Blick, bevor sie Haladay anschaute. Spannung lag in der Luft, das spürte sie sofort.
»Guten Tag, Max.«
»Guten Tag, Sarah.« Hatte er abgenommen? Unter seinen Augen bemerkte sie Falten, die vorher noch nicht dagewesen waren. »Jetzt sind wahrscheinlich Glückwünsche angebracht.«
»Ja.« Sie trat einen Schritt näher, bis sie zwischen den beiden Männern stand. »Wollen Sie mir alles Gute wünschen, Max?«
Sie sah, wie Haladays Blick über sie hinweg schweifte, und fragte sich, ob er ihre Heirat mit Byron mißbilligte.
Dann schaute er sie wieder an. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Sarah.«
Lächelnd streckte sie ihm die Hand hin. »Danke, Max.«
Er drückte ihr schnell die Hand. »Ich habe auch etwas für euch beide.«
»Ein Geschenk?« Sarah wandte sich Byron zu, als Max durchs Zimmer ging. Nicht nur Haladay stand unter Spannung, sondern auch Byron. Sieht so aus, dachte sie, als müßten wir schon jetzt damit anfangen, uns an die veränderte Situation zu gewöhnen.
Haladay nahm ein Gemälde vom Tisch am anderen Ende des Raumes. »Zur Hochzeit schenkt man doch für gewöhnlich etwas.« Lächelnd überreichte er Sarah das Präsent.
»Oh, Max, das ist wunderschön!«
»Besser als das, was Sie da in Ihrem Büro hängen haben«, brummte er.
Sarah lachte, als sie zu Byron aufschaute. »Max mag lieber Cezanne als Dali.« Sie reichte Byron das Bild, dann küßte sie Max auf die Wange. »Vielen Dank.«
Der alte Mann seufzte. »Im Kühlschrank bei der Bar steht Champagner«, sagte er energisch. »Macht ihn auf, und schenkt mir bloß nichts von diesem Scheißsherry ein.«
Manchmal, wenn Byron sie liebte, spürte Sarah Verzweiflung in seinem Verlangen nach ihr. Sie dachte, wie bei ihrer ersten Liebesnacht, daß noch nie jemand sie in solchem Maße begehrt hatte. Sein Verlangen nach ihr war nahezu unvernünftig, und im Verlauf der Wochen änderte sich nichts daran. Nicht im Bett.
Dennoch spürte sie dieselbe Wut in ihm, denselben Wunsch, sich zurückzuhalten. Er war kein Mann, der leicht Liebe geben oder empfangen konnte. Was er ihr vor der Hochzeit gesagt hatte, bewahrheitete sich noch immer. Er wollte sie nicht lieben.
Sarah mußte sich ins Gedächtnis zurückrufen, daß sie mit offenen Augen diese Ehe eingegangen war. Sie wollte Byron und würde viel Geduld aufbringen müssen, bis sie ihn vollständig besaß. Aber Geduld zählte nicht zu Sarahs Stärken.
Das Bibliotheksprojekt nahm ihre ganze Arbeitszeit in Anspruch. Weil ihr das Projekt persönlich wichtig geworden war, wollte sie keinen Zeichner beschäftigen, sondern vollendete die Pläne eigenhändig. Sie und Byron arbeiteten eng zusammen, und in dieser Zeit wurde sie sich seiner Fähigkeiten erst völlig bewußt. Obwohl sie oft bis aufs letzte mit Ingenieuren gekämpft hatte – und Byron bildete da keine Ausnahme –, imponierte ihr sein genaues, umfassendes Fachwissen. In beruflicher Hinsicht harmonierten sie, das Kreative und das Technische hielten sich die Waage.
Mit einer Tasse kalten Kaffee in der Hand schaute sich Sarah die Blaupausen auf ihrem Schreibtisch an. Die Bibliothek war ein Teil von ihnen beiden. Bis jetzt hat er mich noch nie näher an seine Vergangenheit
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