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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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herankommen lassen, sann sie vor sich hin. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch nach dem Besuch seiner Mutter. Damals hatte er sich ihr geöffnet, wenngleich nur kurz.
    Aber es war zweifellos ein wichtiger Schritt gewesen. Es konnte Wochen, vielleicht Monate dauern, ehe er einen weiteren Schritt wagte. Mit einem Seufzer der Enttäuschung stellte sie den Kaffee beiseite. Wochen, Monate oder gar Jahre, dachte sie.
    Herrgott, kann ich denn so lange warten, ohne ihn unter Druck zu setzen?
    Sie wollte ihn nicht ändern. Nein, sie hätte sich nicht so sehr in ihn verliebt, wenn er anders wäre. Doch er sollte sie wissen lassen, wer er war. Er sollte ihr vertrauen. Sarah begann wieder die Entwürfe zu studieren. Byron und sie hatten sich besonders gut bei der Besprechung von Statik und möglichen Schwachstellen verstanden. Und wenn sie sich liebten, verspürten sie vollständiges, verzehrendes Verlangen.
    Doch das war nicht genug. In einem Anfall von Erschöpfung preßte sich Sarah die Finger an die Augen. Es reicht mir einfach nicht. Und ich glaube, Byron auch nicht.
    Als der Summer auf ihrem Schreibtisch ertönte, verdrängte Sarah die Gedanken an Byron und antwortete: »Ja, Mugs.«
    »Ein Mr. Bounnet möchte Sie sprechen, Miß Lancaster.«
    »Was?« Sarah hörte auf, ihren linken Ohrring zu befestigen.
    »Wer?«
    »Mr. Januel Bounnet.«
    »Januel«, murmelte sie, dann lachte sie leise und erstaunt.
    Nerven hat er ja, das muß man ihm lassen, dachte sie. »Schicken Sie ihn herein.«
    Sarah stand hinter dem Schreibtisch. Sie machte sich nicht die Mühe, die Blaupausen und Unterlagen zu ordnen. Als er hereinkam, fiel ihr auf, wie blendend er aussah, einfach perfekt in dem teuren Anzug und der Seidenkrawatte. Sein Gesicht war so schön wie eh und je. Es überraschte sie, daß sie weder Schmerz noch Unbehagen empfand – nur Neugierde. »Sarah!«
    Lächelnd kam Januel auf sie zu und faßte sie an beiden Händen.
    »Du siehst blendend aus!«
    »Ich habe das gleiche soeben von dir gedacht.« Sie entzog ihm ihre Hände. »Ich habe nicht mit dir hier in Amerika gerechnet, Januel. Gibt es Probleme mit dem Delacroix?«
    »Nein, du hast doch sicher die Berichte gelesen. Es geht gut voran. Ich bin nicht gekommen, um mit dir Geschäftliches zu besprechen, Sarah.«
    »Nein?« Sie lächelte. Aber er merkte, daß es kein freudiges, sondern ein belustigtes Lächeln war, und mußte sich Mühe geben, nicht verärgert zu klingen. Er wurde nicht gerne ausgelacht.
    »Mir ist etwas ganz Merkwürdiges zu Ohren gekommen.«
    Seine Augen ruhten noch immer warm und bewundernd auf ihr.
    »Daß du und Byron Lloyd geheiratet habt.«
    »Was ist daran so seltsam?«
    »Mein Liebes… Sarah«, verbesserte er sich, als sie die Stirn runzelte. »Vielleicht sollte ich sagen – es kommt unerwartet.«
    »Vielleicht«, stimmte sie zu und wartete, daß er fortfuhr.
    »Bitte.« Januel spreizte die Hände. »Darf ich offen mit dir reden?«
    »Oh. unbedingt.«
    Ihr sarkastischer Ton reizte ihn. »Sarah«, sagte er mit bemüht sanfter Stimme, »wie kann ich es gutmachen, daß ich solch ein Narr war?«
    »Überleg’s dir.«
    Mit einem schnellen Lachen schüttelte er den Kopf. »Du läßt mich nicht so leicht davonkommen, nicht wahr?«
    »Warum sollte ich?« entgegnete sie. »Du hast dich abscheulich benommen. Wie geht es übrigens Madeleine?«
    Er lachte wieder. »Sie hat mir prophezeit, daß du dich danach erkundigen würdest. Ich soll dich herzlich grüßen. Sarah…«
    Sowohl in seinen Augen wie auch in seiner Stimme lag etwas Flehendes. »Ich habe einen Fehler, einen fürchterlichen Fehler begangen. Was ich tat, was ich sagte, war unverzeihlich. Ich habe nicht erkannt, was dir wichtig sein würde. Eine dürftige Entschuldigung, gewiß, aber hoffentlich glaubst du mir, daß ich dich gern hatte – dich noch immer mag, sehr gerne mag. Ist es zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, daß wir Freunde bleiben?«
    »Ja«, beschied ihm Sarah. »Viel zu viel.«
    »Aber vielleicht haßt du mich wenigstens nicht?« Er lächelte gewinnend. Es erstaunte sie, daß er noch immer nicht damit rechnete, daß sie ihn durchschaute.
    »Ich hasse dich nicht, Januel«, sagte sie ehrlich. »Du hast mir, wenn auch unabsichtlich, einen Gefallen erwiesen. Aber verlange bitte keinen Dank dafür.«
    Er kam um den Schreibtisch herum und nahm ihre Hand.
    »Sarah, bist du glücklich in deiner Ehe?«
    »Ja.«
    Er seufzte und führte ihre Hand an die Lippen. »Sarah, wenn…«
    In diesem

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