Zärtlichkeit des Lebens
Chablis, nicht wahr, Byron?«
»Ja.« Er strich ihr mit der Hand über einen ihrer
Zöpfe.
»Wenn ich zum Abendessen bleibe«, meinte Catherine mit Blick auf die verwüstete Küche, »erlaubt ihr mir vielleicht, daß ich ein bißchen mithelfe?«
Tief ausatmend folgte Sarah Catherines Blick. »Nein, das wäre wohl Schummelei. Mir persönlich würde das nichts ausmachen, aber Byron…«
»Schön, daß du Hemmungen hast«, gab Byron zurück. Er nahm ihr das Tablett ab, das sie ihm reichte.
»Wenn ich dir gestanden hätte, daß ich in Hauswirtschaft nur Fünfen bekommen habe, hättest du mich dann geheiratet?«
Er lächelte. »Nein.«
Sarah ging an ihm vorbei und öffnete die Terrassentür. »Es ist so hübsch auf der Veranda«, wandte sie sich an Catherine.
»Vielleicht können Sie Byron dazu bringen, daß er Ihnen von meinen Vorzügen vorschwärmt, solange ich nicht dabei bin, damit ich nicht verlegen werde.«
Während der folgenden Stunde gab Sarah in der Küche ihr möglichstes und ließ die beiden auf der Terrasse allein. Als sie sich ihnen schließlich anschloß und noch einen Kaffee anbot, zog Byron sie auf einen Stuhl.
»Byron hat mir erzählt, daß Sie eine sehr gute Architektin sind.« Catherine beobachtete, wie Sarah ihm stirnrunzelnd einen Blick zuwarf.
»Ein ungeheures Lob von einem Ingenieur«, murmelte sie.
»Sie werden im Hinblick auf die Bibliothek für das Reservat zusammenarbeiten«, fuhr Catherine fort.
»Ja.« In Sarah erwachte das berufliche Interesse. »Kennen Sie das Grundstück? Es ist nicht weit von hier, nicht wahr?«
»Wir schauen es uns vor unserer Heimreise noch an«, versprach Byron.
Sarah lächelte ihn an und lehnte sich zurück. »Wollen wir nicht hier draußen essen?« schlug sie vor.
Das Essen schmeckte überraschend gut, und Sarah glaubte zu sehen, wie Byron sich entspannte. Er fühlte sich in Anwesenheit seiner Mutter nicht hundertprozentig wohl, doch Sarah spürte, daß das Band zwischen ihnen trotzdem stark war.
In der Dämmerung wechselte die Wüste die Farben. Die Schatten auf der Terrasse wurden länger. Im Westen war der Himmel rosa und wolkenlos. Sie blieben noch im Freien, bis sich die Luft mit Einbruch des Abends abkühlte.
»Ich würde gern beim Abwaschen helfen«, bot sich Catherine beim Aufstehen an.
Sarah willigte ein. »Vielen Dank. Byron würde ich ungern fragen«, gestand sie, als säße er nicht neben ihr. »Er ist beim Kochen so ordentlich; mein Chaos in der Küche würde ihm einen Schrecken einjagen.«
Er sagte nichts, sondern zog nur eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie sich an, während Sarah die Teller zusammenstellte.
Bis die Küche aufgeräumt war, fiel die Sonne schon schräg durch die Fenster herein. Als Sarah noch ein Tablett mit Kaffee ins Wohnzimmer trug, sah sie, daß Byron gerade ein Feuer entfachte.
Er blieb, wo er war, neben dem Ofen kauernd, während er den Blick von seiner Frau zu seiner Mutter wandern ließ. Lächelnd tippte Catherine Sarah auf den Arm, ehe sie zu ihm ging. »Ich kann nicht länger bleiben.« Sie streckte die Hand zu ihm aus, und er nahm sie, als er sich aufrichtete. »Flitterwöchner muß man alleine lassen.«
Byron drückte ihr die Hand, die sich von der Küchenarbeit warm und vom Gärtnern rauh anfühlte. »Ich bin froh, daß du da warst«, sagte er.
»Ich auch.« Sie redete leise auf Navajo. Byron hob ihre Hand und hielt sie sich an die Wange, während er ihr antwortete.
Sarah stellte das Tablett auf den Tisch, als Catherine auf sie zukam. Sie faßte Sarah bei den Schultern und küßte sie auf beide Wangen. »Ich habe meinem Sohn meinen Segen gegeben und wünsche euch viel Glück.« Sie umarmte Sarah, ehe sie sich abwandte. Byron begleitete sie zur Tür. Dort blieb sie stehen, um ihn noch einmal anzuschauen. »Du hast eine gute Wahl getroffen. Ich bin mit dir zufrieden.« Als sie hinausging, leuchtete der Himmel in den prächtigsten Farben.
»Deine Mutter ist eine schöne Frau.«
Er rührte sich nicht von der Stelle. »Ja, ich weiß.«
Sarah kauerte sich vor dem Feuer nieder. »Sie ist sehr stolz auf dich.« Sie warf beide Zöpfe nach hinten, wobei sie ihm weiter ins Gesicht schaute. »Du kannst dich glücklich schätzen, daß du sie hast.«
Byron starrte in die Flammen. »Sie war fünfzehn, als sie schwanger wurde, sechzehn, als er sie im Stich ließ. Und sie hatte nie eine Chance.«
Er,
fiel Sarah auf. Nicht
mein Vater.
»Was für eine Chance, Byron?«
»Wählen zu können.«
»Wem
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