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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Gibt es Schwierigkeiten mit dem Bibliotheksprojekt? Die Entwürfe gefallen mir.«
    »Nein, darum geht es nicht.« Weil sie nicht wußte, wie sie anfangen sollte, kam Sarah ohne Umschweife zur Sache. »Max, ich trage mich mit dem Gedanken an Kündigung.«
    »Was?« Er zog die Brauen zu einer beinahe geraden Linie.
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie denn?«
    »Ich überlege mir, eine eigene Firma aufzumachen. Ich hatte schon früher einmal daran gedacht, aber…«
    »Was ist denn das für ein Blödsinn?« wollte er wissen.
    »Es ist kein Blödsinn, Max.«
    »Haben Sie denn irgendwelche Klagen?« fragte er sie mit noch immer finsterem Blick. »Über Ihr Gehalt? Ihre Aufträge?«
    »Nein.« Sarah schüttelte den Kopf. »Nein, es hat damit nichts zu tun. Keiner Ihrer Mitarbeiter könnte sich darüber beschweren, wie Sie die Geschäfte führen, Max, oder Ihre Angestellten behandeln. Ich habe private Gründe.«
    »Was in aller Welt soll das nun heißen?«
    »Ich möchte nicht für Byron arbeiten.«
    Daraufhin lehnte sich Max zurück und atmete langsam aus.
    »Warum?«
    »Weil ich unsere Ehe fortführen und mir gleichzeitig meine Eigenständigkeit bewahren möchte.«
    »Darf ich erfahren, was das bedeuten soll?«
    Sarah lachte. »Nun, Max, ich liebe ihn. Ich möchte ihn nicht verlieren. Ich möchte mich selber aber auch nicht aufgeben.«
    »Das erklärt nicht, weshalb Sie so hirnverbrannte Ideen haben – weggehen und sich selbständig machen!«
    »Hirnverbrannt?« wiederholte Sarah und hob die Brauen.
    »Trauen Sie mir das nicht zu?«
    Stirnrunzelnd musterte Max sie. »Ich traue Ihnen das durchaus zu«, gestand er. »Aber ich glaube nicht, daß Sie das nötig haben. Sie haben hier alle schöpferischen Freiheiten, die Sie brauchen. Ich könnte Leute wie Cassidy nicht halten, wenn ich sie gängeln würde.« Er hielt inne, hob einen Bleistift und trommelte damit auf dem Schreibtisch herum. »Was meint denn Byron zu dieser Idee?«
    »Ich habe ihm noch nichts davon gesagt.«
    »Warum zum Teufel nicht?«
    »Weil ich das nicht mit dem Vizevorstandsvorsitzenden von Haladay besprechen möchte«, erwiderte sie gelassen, »sondern mit meinem Mann. Ich komme zuerst zu Ihnen, weil Ihnen das Unternehmen gehört. Ich werde mit Byron darüber reden, aber nicht während der Bürozeiten.«
    »Ich verstehe«, meinte Haladay nachdenklich und tat es allmählich auch. »Ich hätte auch nicht gewollt, daß meine Frau für mich arbeitet. Sie sollte zu Hause bleiben und das Abendessen für mich bereit halten, wenn ich heimkam.« Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich dann wieder auf Sarah. »Aber Sie sind ein ganz anderer Frauentyp, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete sie lächelnd. Sie hatte sich immer gefragt, was er wohl für seine Frau empfunden hatte. Jetzt erkannte sie, daß er verliebt in sie gewesen war. Er legte den Bleistift hin und faltete die Hände. »Ich hatte nie einen Sohn«, fing er schließlich an.
    »Tatsächlich, Max?«
    Bei diesen Worten stockte er. Sie sahen einander kurz in die Augen, ehe er nickte. »Ja, Sie sind eine sehr gescheite Frau.
    Byron verkörpert alles, was ich mir von einem Sohn gewünscht hätte. Als ich ihn das erstemal sah, war er jung und zäh; er hungerte nach Erfolg. Himmel, dachte ich, das könnte ja ich vor dreißig Jahren sein. Aber er war gescheiter, intelligenter. Ich habe in diesen Jungen investiert, aber nicht nur geschäftlich. Es hat sich ausgezahlt.«
    Sein Blick wurde durchdringender. »Es hat mir überhaupt nicht gefallen, als er mir von Ihrer Heirat erzählte.«
    Sarah hielt seinem Blick stand. »Ich weiß.«
    »Es gefiel mir nicht«, fuhr Haladay fort, »weil dies bedeutete, daß er sich damit von mir entfernt hatte. Wenn er an jemanden wie meine Laura geraten wäre, hätte ich nicht mal geblinzelt.
    Verdammt, Sarah, ich schaue Sie an und erkenne in Ihrem Ehrgeiz mich selbst wieder.«
    »Ist das denn so schlimm, Max?«
    Er stieß einen langen, müden Seufzer aus. »Ich bin ein alter Mann. Herrje, ich bin alt und nicht darauf vorbereitet. Sie sind die Frau, die Byron braucht. Es war höchste Zeit, daß er sich einen Schritt von mir entfernt hat. Aber das sage ich Ihnen – Haladay ist nicht darauf vorbereitet, eine seiner besten Architektinnen zu verlieren.«
    »Max, das weiß ich zu schätzen, aber…«
    »Sie sollen das nicht zu schätzen wissen«, brauste er auf.
    Plötzlich spürte er ein Stechen in der Brust. »Denken Sie darüber nach. Ich habe auch in Sie investiert. Bringen Sie

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