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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schlief mit den unterschiedlichsten Frauen und vermied Sex generell mit jenen, mit denen er zusammenarbeitete. Seine Sekretärin schätzte er wegen ihrer Intelligenz und Fähigkeit und sorgte dafür, daß sie gut bezahlt wurde. Doch es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, mit ihr ins Bett zu steigen.
    Byron wußte von Sarahs Beziehung zu Benedict und dachte über die Tatsache nach, daß sie im letzten Jahr nur einen Liebhaber gehabt hatte. Sie hatten nicht zusammengelebt, also hätte sie sich doch mit anderen Männern vergnügen können.
    Nachdenklich zog Byron an seiner Zigarette.
Treue.
Ein nützlicher Charakterzug, sinnierte er, insbesondere, wenn er sich auch auf andere Bereiche erstreckt.
    Der Bericht in Sarahs Personalakte umfaßte auch ihr Privatleben. Es hätte sie entsetzt und erzürnt, wenn sie davon erfahren hätte.
    Für Byron war der Bericht lediglich ein Mittel zum Zweck. Er würde ihn wie einen Rechner oder einen Computer benutzen.
    Doch enthielt er bloß Fakten und war somit unvollständig. In Byrons Akte stand nichts über Sarahs Gefühle, ihre Gedanken und Ängste, ihre Träume. Trotz seines Wissens über die Höhe ihres Überziehungskredits, ihrer politischen Zugehörigkeit und Schuhgröße blieb die Frau neben ihm eine Fremde – eine Fremde, die sich nicht bequem in irgendeine Schublade stecken ließ.
    »Das hat gut getan.«
    Byron wandte den Kopf und beobachtete, wie Sarah sich dehnte und streckte. Sie hob die Schultern und senkte sie dann in einer langsamen, wohligen Bewegung. Während sie die Sonnenbrille abnahm, lächelte sie ihn an. Das Schläfchen hatte ihre Laune aufgehellt. »Wie lange haben Sie denn höflicherweise darauf gewartet, daß ich wieder zu mir komme?«
    »Nicht lange.« Ihm fiel auf, daß sie die Brille in ihrer Handtasche verstaute, ohne nach einem Spiegel zu greifen.
    Sarah unterdrückte seufzend ein Gähnen. Sie war froh, daß sowohl die Kopfschmerzen als auch die Müdigkeit verschwunden waren. »Ich habe nicht gerade einen vielversprechenden Start hingelegt, nicht wahr?« Es klang mehr wie eine Feststellung denn wie eine Fr.age oder Entschuldigung.
    »Kündigen Sie mir jetzt?«
    »Das war außerhalb der Arbeitszeit.« Er beugte sich über sie, um die Tür aufzumachen. Es war ihr Duft, entdeckte er, irgendeine Wildblumenmischung, die den ganzen Vormittag über seine Sinne betört hatte. Wieder überkam ihn Verlangen. Er spürte es heftig in sich auflodern, als er an ihrem Blick sah, daß sie es erkannte. Unwillkürlich preßte er, ein Mann, der sich niemals seinen spontanen Gefühlen hingab, seinen Mund auf den ihren.
    Sarah war von dem Kuß nicht überrascht worden. Sie hatte sogar das unerbittliche Fordern, das ihn begleitete, vorhergesehen. Doch seine Wirkung auf sie war unerwartet.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, schmiegte sie sich an ihn. Vom ersten Berühren ihrer Lippen an lag Hunger in diesem Kuß. Es gab kein vorsichtiges Herantasten, kein anfängliches Erkunden, sondern sofortiges Verstehen, als ihre Zungen einander trafen. Sarah stöhnte auf, als der Kuß leidenschaftlicher wurde. Mit einem leichten Biß in die Unterlippe verschaffte ihr Byron einen kurzen Schauder des Schmerzes, einen heftigen Stich der Begierde. Ihre Beine begannen zu zittern und sie spürte, wie die schmerzliche Begierde vom Unterleib prickelnd bis in die Fingerspitzen reichte. Was sie hier erlebte, überstieg all ihre Vorstellungen. Solche Leidenschaft hätte sie niemals in sich vermutet. Dies war eine Qual der Wonnen, von der sie bisher nie erfaßt worden war. In der Beziehung mit Benedict hatte genau das gefehlt, und deshalb war Benedict ihr mehr ein Freund denn ein Geliebter gewesen. Weil sie noch mehr wollte, streichelte sie Byron mit den Händen über den Rücken und packte ihn schließlich an den Schultern.
    Nichts Weiches schien an ihm zu sein. Sein Körper war straff, sein Mund hart und rücksichtslos. Hier gab es keine Behaglichkeit, kein unbeschwertes Vergnügen, sondern Gefahr und Abenteuer. Jeder andere Kuß, den sie bisher bekommen hatte, war im Vergleich dazu fade gewesen. Unvermittelt löste Byron seine Lippen von ihren und schaute sie an. In seinen Augen konnte sie keine Frage, keine Antwort entdecken, nur ihr eigenes Spiegelbild.
    »Dir ist doch klar«, murmelte er und ließ die Hand von der Biegung ihrer Schultern bis zur Hüfte hinuntergleiten, »daß wir jetzt miteinander schlafen würden, wenn wir zuerst zum Hotel gefahren

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