Zärtlichkeit des Lebens
Armbanduhr schüttelte sie den Kopf. »Nein, verdammter Mist, um diese Zeit brauche ich womöglich zwei Stunden. Schicken Sie mir einen Boten in zwei Stunden ins Büro. Gehen Sie auf Nummer Sicher, daß unser Mann dann abreisefertig ist.« Mit festen, schnellen Schritten steuerte sie die Treppe an. »Ach ja, ich habe den Arbeitern für den Rest des Tages freigegeben.
Schauen Sie auch, daß Sie hier rauskommen. Unter solchen Bedingungen kann ja kein Mensch arbeiten.«
»Bien«,
murmelte Lafitte, aber sie sauste schon die Treppe hinunter. Er wandte sich wieder an seine Leute. »Ihr habt gehört, was Madame gesagt hat.«
Die Luft in Sarahs Büro war erheblich besser; frisch und kühl; sie duftete leicht nach Januels frischen Rosen. Sarahs feuchtes Haar kringelte sich an den Schläfen noch immer, aber zum erstenmal seit drei Stunden klebte ihr das Hemd nicht mehr an der Haut fest.
»Verbinden Sie mich mit dem Manager der Fabrik in Saint-Etienne, von der wir die Kühlanlage für das Kulturzentrum gekauft haben«, wies Sarah Madame Fountblanc an, zog die Schublade eines Aktenschranks auf und fing an, darin herumzukramen. »Dann suchen Sie den schnellsten Hin- und Rückflug nach dort heraus und reservieren Sie einen Platz.
Wenn es keinen passenden Flug geben sollte, chartern Sie eine Maschine.« Sarah entdeckte die Unterlagen für das Kühlsystem und zog sie heraus. »Und schauen Sie nach, ob Monsieur Bounnet in seinem Büro ist.«
Während ihre Sekretärin telefonierte, breitete Sarah die Unterlagen aus. Die Finger auf dem Papier, überflog Sarah die Verträge. Als sie den entsprechenden Passus gefunden hatte, kritzelte sie schnell Namen und Modellnummer der Anlage auf einen Zettel. Neben ihr ertönte der Summer der Gegensprechanlage.
»Monsieur Brionne, der Manager von Caspar in Saint-Etienne.«
»Danke.« Sarah nahm den Hörer. »Monsieur Brionne, hier spricht Sarah Lancaster. Wir haben hier ein Problem.«
Fünfzehn Minuten später meldete sich Sarah wieder bei ihrer Sekretärin. »Haben Sie Monsieur Bounnet erreicht?«
»Er hat jetzt eine Besprechung in der Weltbank und wird nicht vor vier Uhr zurückerwartet.«
»Verdammt«, murmelte Sarah leise und trommelte mit den Fingernägeln auf die Schreibtischplatte, während sie ihre Gedanken zu ordnen versuchte. »Dann müssen wir uns an Troudeau wenden. Schauen Sie, ob Sie ihn erwischen, und schicken Sie Lafitte herein, sowie er hier eintrifft.«
Innerhalb von neunzig Minuten hatte Sarah sich durch den Papierkram gekämpft und einen Mann auf den Weg nach Saint-Etienne geschickt. Jetzt, wo ihr Büro leer war und das Telefon schwieg, fiel ihr ein, daß sie gar nicht zu Mittag gegessen hatte.
Ihr T-Shirt fühlte sich unter den Achseln steif vor getrocknetem Schweiß an. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und gestattete sich zum erstenmal an diesem Tag ein wenig Entspannung.
Ihren Hunger und ihre Erschöpfung überdeckte das Gefühl, etwas zustande gebracht zu haben. Ein Problem war mit geringstmöglichem Aufwand gelöst worden, und dadurch hatten sie eine Woche Zeitverzug verhindert. Sarah wußte, daß der Bau mittlerweile weit genug fortgeschritten war, daß sie an ihre Heimreise nach Phoenix denken konnte. Sie schob die auf ihrem Schreibtisch verstreuten Unterlagen beiseite.
Ich ordne sie jetzt auf keinen Fall ein, beschloß sie, sondern gehe jetzt heim und stelle mich eine geschlagene Stunde unter die Dusche. Ehe sie sich jedoch vom Schreibtisch erheben konnte, ging die Tür auf, und Januel trat ein.
»Du kommst früh zurück«, meinte sie verärgert, weil er nicht angeklopft hatte.
»Die Besprechung war früher als erwartet beendet.« Seine Stimme klang unpersönlich. »Du hattest viel zu tun«, bemerkte er.
»Ja.« Sie strafte automatisch die Schultern. »Gibt es Probleme?«
»Es gibt immer Probleme, wenn ein Mitarbeiter seine Autorität überschreitet.«
»Wohl durchdacht«, meinte sie und hob eine Augenbraue.
»Es ist erst jetzt zu mir durchgedrungen, daß du heute nachmittag die Arbeit hast abbrechen lassen und daß einer der Mechaniker angewiesen wurde, nach Saint-Etienne
zu
fliegen, um ein Ersatzteil zu besorgen.«
»Ja. Möchtest du, daß ich dir die Einzelheiten schildere, oder kennst du sie bereits?«
»Troudeau hat mir von einem gerissenen Transmissionsriemen berichtet.« Januel wischte das Problem beiseite. »Mich macht jedoch die Tatsache betroffen, Sarah, daß du anscheinend vergessen hast, in wessen Zuständigkeitsbereich diese
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