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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gerne.«
    Sarah schaute ihn fragend an. Seine vereinnahmende Antwort gefiel ihr und störte sie gleichermaßen. Gerade als Januel lächelnd ihren Blick auffing, spürte sie, wie jemand sie am Arm berührte.
    »Sarah,
ma chere,
Sie dürfen sich nicht in einer Ecke verstecken«, schalt Andre sie in seinem rasend schnellen, holprigen Englisch. »Ich muß Sie unbedingt jemandem vorstellen. Ich entführe sie Ihnen, Januel.«
    »Wenn Sie sie mir wieder zurückbringen…«
    Sarah warf ihm noch einen Blick zu, ehe sie mit Andre auf die andere Seite des Raumes ging. »Das klingt ja, als wäre ich ein Weihnachtsgeschenk, das nicht so recht paßt«, bemerkte sie über die Schulter.
    Madeleine beobachtete sie, wie sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten. »Ein hübsches Kind«, stellte sie fest und leckte dann mit der Zunge über den Rand ihres Glases. »Und gescheit.«
    »Hübsch und gescheit«, stimmte Januel zu und zeigte mit einem schnellen Lächeln die Zähne. »Aber nicht unbedingt ein Kind, Madeleine. Jung, das sicherlich.« Als er hinüberschaute, sah er, wie einer von Andres Schweizer Geschäftsfreunden Sarah gerade die Hand küßte. »Jung genug, um noch formbar zu sein«, fügte er hinzu, wobei er den Blick wieder auf Madeleine richtete. »Hübsch genug, um anziehend zu sein, und gescheit genug, um an die Spitze zu gelangen.«
    »Und naiv genug, um dich dorthin mitzunehmen?« fügte Madeleine mit einem Nicken hinzu. Sie gluckste leise, ehe sie näher an ihn herantrat und mit ihrer vollen Brust Januel am Arm streifte, wobei sie ihn anlächelte. »Kann sie all das sein und noch dazu deinen… unermeßlichen Appetit befriedigen?« Sie lächelte ihn über ihr Champagnerglas an und beobachtete seine Augen.
    »Sagen wir mal, Sarah verfügt nicht über deine Erfahrung oder deinen…« Er hielt inne und überlegte. »Einfallsreichtum.«
    Sie lachte wieder, dann tauchte sie einen Finger in seinen Wein und tupfte sich damit auf die Zunge. »Ruf mich an, wenn dich das Spielen mit kleinen Mädchen langweilt«, lud sie ihn ein.
    Sarah saß an ihrem Reißbrett. Sie hatte die Gardinen aufgezogen, um die warme Frühlingssonne ins Zimmer zu lassen, bemerkte im Moment allerdings nichts davon.
    Es mußten einige letzte Veränderungen an der Innenausstattung einer der Bühnen vorgenommen werden, und sie konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit. Die heiße Schokolade und das Gebäck, die ihre Sekretärin ihr vor zwei Stunden gebracht hatte, standen kalt und vergessen auf dem eleganten Beistelltisch in der anderen Zimmerecke. Das Telefon klingelte dreimal, ehe sie es hörte, und noch zweimal, ehe ihr einfiel, daß sie Madame Fountblanc zum Mittagessen geschickt hatte.
    »Verdammt«, murmele sie und nahm den Hörer ab. »Sarah Lancaster«, sagte sie, wobei sie noch immer stirnrunzelnd auf ihren Entwurf schaute.
    »Guten Tag, Sarah Lancaster.« Die tiefe, rauhe Stimme klang völlig amerikanisch.
    »Max!« Sogleich überflutete sie Freude. Sie ließ den Bleistift fallen und umklammerte den Hörer mit beiden Händen. »Wie schön, einen Amerikaner amerikanisch reden zu hören. Sagen Sie doch noch was«, bat sie.
    Haladay lachte. Er freute sich über ihre aufgeregte Stimme.
    »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie Heimweh haben.«
    »Am Anfang schon, aber das habe ich überwunden.« Bis grade eben, dachte sie wehmütig, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Wie geht es Ihnen, Max?«
    »Gut.« Er legte sich kurz die Hand aufs Herz und wußte nur zu gut, daß er übertrieb. »Ich höre, daß bei Ihnen alles bestens läuft, aber ich wollte es gern aus erster Hand bestätigt bekommen.«
    Zum erstenmal an diesem Tag bemerkte Sarah, daß sich das Sonnenlicht über ihren Schreibtisch ergoß. Sie stand auf und nahm das Telefon mit. »Wir sind im Zeitplan. Sobald wir uns durch den Papierkram gekämpft und den Grundstein gelegt hatten, lief die Sache. Himmel, Max, was es hier an Formalitäten gibt, man glaubt es gar nicht.« Die Blätter auf dem Baum draußen vor ihrem Fenster zeigten das erste Grün. Sarah klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Kinn und machte das Fenster mit der freien Hand auf. Frühling strömte herein. »Bei den Aushebearbeiten hatten die Leute ganz schön mit Matsch zu kämpfen, weil es hier ziemlich geregnet hat. Aber jetzt ist es schon seit ein paar Tagen trocken. Das Fundament wächst ziemlich schnell.«
    »Keine Probleme?«
    »Ich habe heute morgen eine Liste überflogen.« Sarah ging zu ihren Schreibtisch zurück und setzte

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