Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Angelegenheit fällt.«
    Sie starrte ihn verblüfft an. Wie lächerlich, dachte sie. Er hat Angst um sein Selbstwertgefühl. »Das habe ich nicht vergessen, Januel«, verbesserte sie ihn. »Du warst nicht zu erreichen. «
    »Dann hätte die ganze Angelegenheit so lange warten müssen, bis ich wieder zur Stelle war.«
    »Nein.« Sie stand auf und schaute ihm gerade ins Gesicht.
    »Wir haben den letzten Flug für heute nach Saint-Etienne bekommen. Es kam auf jede Stunde an.«
    »Es kommt auch auf den glatten Betriebsablauf an.«
    »Verdammt noch mal, Troudeau verfügt über die nötigen Befugnisse, und ich habe die üblichen Verfahrensweisen soweit wie möglich eingehalten. Es war eine glasklare Entscheidung, Januel.« Sie hob die Hände. »Andernfalls hätten wir Tage verloren.«
    »Das bleibt abzuwarten. Die Kühlanlage ist nur ein Teil des Projekts. Und zweifelsohne hast du etliche Schritte des Einkaufsverfahrens außer acht gelassen.«
    Zum Teufel mit dem Einkaufsverfahren, dachte Sarah, konnte sich diese Bemerkung aber gerade noch verkneifen. »Die Bautrupps sind zum Arbeiten angestellt«, fuhr Januel fort. »Das erwarten sie und tun sie auch, bis ich ihnen erlaube, damit aufzuhören. Heute nachmittag hast du deine Kompetenzen überschritten.«
    »Vielleicht.« Sarah sprach mit der Ruhe verhaltenen Zorns.
    Seine Sturheit kam ihr geradezu unglaublich vor. »Unter den gleichen Bedingungen würde ich auch morgen meine Kompetenzen wieder überschreiten. Ich war vor Ort, Januel«, fügte sie im Versuch, ihn zu entschuldigen, nicht sich selbst, hinzu. »Du aber nicht.«
    »Ich bin nicht in der Lage, meine Zeit damit zu verbringen, auf Baustellen herumzuspazieren.«
    »Nein, aber ich. Und ich sage dir, die Arbeitsbedingungen heute waren unerträglich.«
    »Bauarbeiter sind es gewohnt, unter solchen Bedingungen zu arbeiten.« Januel tat das Ganze mit einer schnellen, eleganten Geste ab.
    »Spar dir deine Klassenunterscheidungen«, gab sie wütend zurück. »Ich habe nicht die Geduld für so etwas. Und erzähl mir nichts über Bauarbeiter. Ich habe mit Baustellentrupps gearbeitet, als es so heiß war, daß sie die Schindeln nicht auflegen konnten, weil ihnen der Teer die Hände verbrannte. Sie schlucken Salztabletten und literweise Wasser und schwitzen wie die Schweine. Ich weiß nicht, wie heiß es heute in dem Gebäude war, aber es war schlimmer als nur heiß. Man hatte überhaupt keine Luft mehr zum Atmen. Und unsere Ventilatoren wirbelten lediglich verbrauchte Luft auf. Es war, als steckten wir in einer verschlossenen Kiste. Wenn du meinem Urteil nicht traust, frag doch Lafitte oder Derille. Sie waren auch da.« Mit beiden Händen strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. »Und wenn dir meine Arbeit, wie ich die Dinge anpacke, nicht gefällt, dann besprich die Angelegenheit mit Max. Ich bin nicht deine Angestellte.«
    Diese Reaktion hatte Januel nicht erwartet. Sarah schaute ihm ungerührt in die Augen. Nach einem Moment fand er wieder Worte. »Ich zweifle nicht daran, daß du nach bestem Wissen gehandelt hast, Sarah. Und es kann sich in der Tat bei weiterer Betrachtung auch herausstellen, daß es so richtig war. Dennoch warst du zu ungestüm. Du mußt dich in meine Lage versetzen.
    Eine Unterbrechung im Arbeitsablauf anzuordnen kommt einer grundlegenden Entscheidung gleich. Solch eine Anordnung sollte erst den ganzen Entscheidungsweg durchlaufen.«
    »Und wenn einige Arbeiter mit einem Hitzeschlag umkippen, während die Entscheidung sich auf dem Weg befindet, zählt es als Pause.« Erbost schüttelte Sarah den Kopf. »Nein, ich kann keine Logik darin entdecken.« Sie fing an, die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch zusammenzuschieben. »Wenn ich andere als die üblichen Wege beschritten habe, so tut mir das leid, aber meiner Meinung nach blieb mir keine andere Wahl. Für mich zählen Menschen mehr als irgendwelche Verfahrensregeln.«
    »Wir sehen die Dinge in einem unterschiedlichen Licht. Du mußt dein Gebäude bauen.« Er legte ihr die Hände von hinten auf die Schultern. »Meine Aufgabe liegt im Verwalten.«
    Bei seiner Berührung versteifte sich Sarah, was Januel nicht entging. Dennoch löste er den Körperkontakt nicht. »Behandle mich nicht herablassend, Januel.« Sie drehte sich zu ihm um.
    »Nun gut.« Er bemühte sich um einen freundlichen Ton, und plötzlich konnte sie keine Anzeichen schlechter Laune mehr bei ihm entdecken. »Ich habe dir meine Meinung zu dieser Sache dargelegt. Aber da es sich um ein
fast

Weitere Kostenlose Bücher