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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Trauergäste stand, versuchte an die Aufregung bei der Grundsteinlegung auf einer neuen Baustelle zu denken, an einen umgegrabenen, zur Saat vorbereiteten Garten. Doch sie sah nur Paul Lafitte vor sich, wie er ein großes Stück Brot abbrach, um es mit ihr zu teilen.
    Einige Gesichter in der Menge erkannte sie. Indem sie sich auf sie konzentrierte, schottete sie sich gegen die Gebete und das Weinen ab. Da stand Derille in grimmiger Gefaßtheit bei mehreren Arbeitern, die sie kannte. Einige weinten offen, andere formten mit den Lippen Antworten auf die Gebete des Priesters.
    Der Duft der frischen Blumen bereitete ihr Übelkeit. Über Dutzende von gebeugten Köpfen hinweg trafen sich Sarahs und Byrons Blicke.
    Seine Anwesenheit hier überraschte sie, und sie starrte ihn auch nach dem Ende der Gebete an, als die Menge sich zu zerstreuen begann. Drei Tage lang waren sie sich in weitem Bogen aus dem Weg gegangen. Jetzt sah Sarah ihn auf Lafittes Witwe zugehen. Er beugte sich herab und sprach mit ihr. Sie faßte ihn an beiden Händen und redete schnell auf ihn ein. Sarah wandte sich ab, dann ging sie über den kurzgeschnittenen Rasen davon. Sie spürte ihn hinter sich, ehe sie hundert Meter gegangen war, sagte aber erst etwas, als er sich auf gleicher Höhe mit ihr befand.
    »Daß Sie auch gekommen sind?« sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Hat Bounnet Sie hergebracht?«
    »Nein.« Die breite Hutkrempe beschattete ihre Augen. Sie schaute schnell zu Byron hinüber, dann wieder starr nach vorne.
    »Er mußte zu einigen Besprechungen. Ich eigentlich auch; er ist für mich eingesprungen.«
    »Ich fahre Sie zurück.«
    »Ich bin mit dem Auto da.«
    »Ich habe gesagt, ich fahre Sie zurück.« Er brachte sie zum Stehen, indem er ihr die Hand auf den Arm legte. »Geben Sie mir die Schlüssel.« Er nahm sie ihr aus der Hand. »Warten Sie hier.« Er entfernte sich ein paar Schritte und redete kurz mit einem der Mechaniker.
    Sarah sagte nichts, als Byron wiederkam und sie am Arm nahm. Während sie neben dem Auto standen, schaute sie über seine Schulter auf den Friedhof zurück. Lafittes Familie entfernte sich in einem dunklen Halbkreis vom Grab. Sarah hob den Blick zu Byron.
    »Ich hasse Beerdigungen.«
    Sie drehte sich um, stieg ins Auto und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Kopfstütze. Der Motor sprang an, und der Daimler glitt ruhig über die Straße. Als Byron sich eine Zigarette anzündete, trieb der Tabakgeruch zu ihr herüber.
    »Ich hasse Unfälle.« Sie hielt ihre von der Hutkrempe beschatteten Augen geschlossen. »Der Tod ist an sich schon häßlich genug, aber ein Unfall… Ich möchte Sie um Entschuldigung dafür bitten, daß ich sagte, ich würde Sie hassen. Das tue ich nicht, oder tat es jedenfalls nur in diesem Moment. Da hätte ich mir gewünscht, daß Sie meine Hand halten.«
    »Das wußte ich.«
    Sarah nahm den Hut ab und warf ihn auf den Rücksitz. »Sie sind um so viel beherrschter als ich. Paul nannte Sie distanziert.
    Das beschreibt Sie gut. Ich lasse mich auf alles viel zu sehr ein.
    Byron…« Mit einem Mal wurde sie sich der Welt außerhalb des Autos bewußt. »Das ist nicht der Weg zum Büro.«
    »Stimmt.«
    Sarah schloß wieder die Augen. Die Trauerfeier hatte sie entsetzlich ermüdet. Das Auto glitt dahin, während beide schwiegen. Erst als sie anhielten, öffnete Sarah die Augen und schaute aus dem Fenster.
    Rechts von ihr befand sich ein Park voll blühender Blumen und lärmender Kinder. Sie sah einen Hund über das Gras flitzen und einem blauen Ball nachspringen. Ohne ein Wort beugte sich Byron über sie und machte ihr die Tür auf.
    »Warum sind wir hier?« fragte sie. Ihre Blicke trafen sich, und sie erinnerte sich lebhaft an damals, als er sie in der Tiefgarage von Haladay das erste Mal geküßt hatte.
    »Warum nicht?« fragte er zurück. »An einem so schönen Tag.«
    Er stieg aus und ging dann zum Rasen zurück. Sarah folgte ihm langsam. Als sie bei ihm war, streckte er die Hand aus. Sie starrte sie überrascht einen Moment an, dann schaute sie wieder hoch, lächelte und legte ihre Hand in die seine. Sie spürte, wie sie sich zum ersten Mal seit Tagen fallenlassen konnte.
    Leben pulsierte um sie herum. Lachend und kreischend rannten Kinder die Pfade entlang. Pärchen spazierten engumschlungen vorbei. Eine alte Frau mit einem unter dem Kinn geknoteten Schal warf gelangweilten Tauben Krümel hin.
    Sarah beobachtete eine Kunststudentin und ihren Begleiter, die ihre Blöcke und Stifte im

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