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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zu. »Ich höre, Becky.«
    »Ich habe in Kansas City ein Bordell betrieben«, begann sie, und dann war sie entsetzt, weil die Worte heraus waren und nicht rückgängig gemacht werden konnten. John würde jetzt einfach aufstehen, das Zimmer verlassen und nie mehr in ihre Nähe kommen.
    »Hast du ?«, fragte er. Es war keine Spur von Schock in seiner Stimme, und Becky wandte ihm den Kopf zu, um ihn anzustarren.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    Er grinste sie an. »Becky, wenn Leute in unsere Stadt kommen, dann erfinden sie für gewöhnlich eine Vergangenheit, die sie gar nicht gehabt haben. Ich habe nicht gedacht, dass du in irgendeinem Turm gesessen, aus Stroh Gold gesponnen hast und es kein Anzeichen auf einen Mann gegeben hat.«
    Ihre Augen brannten, und vor ihren Augen verschwamm alles. Ihr Puls raste, was nichts mit ihrer gesundheitlichen Verfassung zu tun hatte. »John Lewis«, meinte sie. »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Er legte einen Arm um sie und zog sie an seine Brust. Sie liebte den Geruch seiner Haut, den gleichmäßigen Rhythmus seiner Atemzüge, das Pochen seines starken, ehrbaren Herzens. »Ja«, antwortete er. »Du hast in Kansas City ein Bordell betrieben. Möchtest du jetzt mein schreckliches Geheimnis hören? Es ist nur fair, dass wir die Geschichten austauschen.«
    »Nicht, wenn du mir eröffnen wirst, dass du verheiratet bist «, entgegnete sie. »Das will ich nicht hören.«
    Er lachte. »Ich bin Junggeselle und zu haben«, versicherte er ihr. »Aber ich habe fünf Jahre in Ohio im Gefängnis gesessen, als ich viel jünger - und viel naiver - gewesen bin als jetzt.«
    Sie empfand Mitleid statt Besorgnis oder Verachtung. »Was hast du getan?«
    »Ich habe an einem Bankraub teilgenommen«, gestand er. »Dabei wurde ein Mann erschossen.«
    Sie lag völlig still und verarbeitete diese Neuigkeit. »Warst du es, der ihn getötet hat?«
    »Nein«, erwiderte er, und sie wusste, dass er die Wahrheit sprach. Sie hatte in ihrem Leben jede Form und Spielart von Lügen gehört und hätte eine Lüge sofort erkannt. »Ich habe nicht geschossen. Aber ich bin dabei gewesen und habe gegen das Gesetz verstoßen, und so war es meine Mitschuld, dass dieser Mann starb. Drei Tage später fasste man mich mit meinem Anteil der Beute - die anderen entkamen, soweit ich weiß.«
    Becky legte eine Hand auf seine Brust. »Oh, John.«
    »Ich habe für meine Tat bezahlt«, fuhr er fort. »All dies liegt für immer hinter mir, ist längst Vergangenheit. Jetzt zählt für mich nur die Gegenwart. Und du, Becky.«
    Sie begann zu weinen.
    »Nicht«, flüsterte er und küsste ihre Tränen fort. »Wir beide haben genug Kummer und Sorgen gehabt. Es ist an der Zeit, dass wir glücklich sind, findest du nicht auch?«
    Sie kuschelte sich an ihn, schniefte und nickte und begann ihm Dinge zu erzählen, die sie noch keiner anderen Menschenseele preisgegeben hatte. Und doch wusste sie, dass es einige Geheimnisse gab, die sie John nie erzählen musste.
    Emmeline nahm die Flasche Laudanum, schüttete etwas davon auf einen Löffel und näherte sich mit kurzen, schnellen Schritten Holts Bett.
    Er schluckte das Mittel und blickte sie an, als müsste er lächeln, als sie zurückwich, doch sein Blick war missmutig. »Danke«, grollte er.
    »Sie haben keinen Grund, so griesgrämig zu sein«, meinte Emmeline, hielt weiterhin Distanz und stemmte die Hände in die Hüften. »Es ist nicht meine Schuld, dass Sie unter einen Baumstamm geraten sind!«
    »Ich habe jeden Grund!«, brummte Holt. »Wenn ich nicht bald aus diesem Bett rauskomme, werde ich wahnsinnig!«
    »Ah, hören Sie doch mit dem Theater auf.« Sie, Concepcion und Phoebe Anne waren jetzt seit über zehn Tagen die Treppe hinauf-und heruntergeeilt und hatten sich um ihn gekümmert, und nie hatten sie ein höfliches »Bitte« oder »Danke« von ihm gehört, es sei denn in sarkastischer Art und Weise. »Sie verhalten sich wie ein verzogenes Kind.«
    »Nun, vielen Dank, Mrs. McKettrick«, fuhr er auf. »Sagen Sie mir, wo ist die sanftmütige Phoebe Anne? Ich glaube, die kann ich besser ausstehen.«
    »Sie ist nach Iowa abgereist«, erwiderte Emmeline in schnippischer Würde. Ihr fehlte Phoebe Annes Gesellschaft, und jede Erwähnung ihres Namens erinnerte sie daran, dass sie gestern mit Phoebe Anne die Gräber von deren Mann und Kind besucht hatte.
    »Dies ist ein hartes Land, Emmeline«, hatte sie gesagt. »Es nimmt und nimmt von einem, bis man nichts mehr zu geben hat,

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