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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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machen.«
    Emmeline hatte weder die Mittel noch die Kraft, um wieder in die Postkutsche zu steigen und in der Hoffnung weiterzureisen, eine bessere Lage vorzufinden, was hieß, dass ihre Wahl stark eingeschränkt war. Jeb McKettrick wirkte höflich genug, und er war der Bruder ihres Mannes, was ihn zu einem Familienmitglied machte. Sie entschied sich, ihm zu vertrauen, und hof fte, dass sie sich auf ihr Gefühl verlassen konnte.
    »Danke«, willigte sie ein und verbarg ihr Widerstreben so gut wie möglich.
    Jeb hielt einen Finger unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht an und lächelte auf sie herab. Sie fühlte sich durch die Herzlichkeit und den Sinn für Humor, den sie in seinen Augen sah, aufgemuntert. »Sie sind bei mir sicher«, sagte er. »Das verspreche ich Ihnen.« Er bot ihr seinen Arm, und sie hakte sich bei ihm ein. »Haben Sie Hunger?«, fragte er. »Da ist ein Speiseraum im Hotel, wenn Sie etwas essen möchten. Das Essen ist nichts Besonderes, aber es wird Sie bei Kräften halten, bis wir zu Hause sind.« Bevor sie antworten konnte, fuhr er fort. »Im Laden ein Stück die Straße hinunter gibt es ein paar Dinge für Damen. Brauchen Sie irgendetwas, bevor wir aufbrechen?«
    Emmeline errötete unter seinem prüfenden Blick. »Ich könnte keinen Bissen herunterbekommen«, sagte sie ehrlich. »Aber ich möchte mich ... ein wenig frisch machen.«
    Er lächelte verständnisvoll, wies zu der Gasse zwischen Saloon und Postkutschenstation und erklärte: »Dort hinten gibt es einen Abtritt. Auf der Bank daneben werden Sie Wasser und Seife zum Waschen finden.«
    Emmelines Mut sank. Während der langen Reise in den Westen hatte sie versucht, sich innerlich auf die Zustände an der Siedlungsgrenze vorzubereiten. Über alle Möglichkeiten hatte sie nachgedacht, über erfreuliche und ernüchternde, doch bei all diesen Fantasien hatte sie nie an den Zustand sanitärer Einrichtungen gedacht.
    Sie zögerte, riss sich dann zusammen und marschierte in die Gasse.
    Der Abtritt war abscheulich, errichtet aus Brettern, die inzwischen verwittert und schief waren, aber die Natur ließ sich nicht verleugnen. Sie hielt den Atem gegen den Gestank an, trat unter einem Schild TÜR SCHLIESSEN ein, schob innen den Riegel vor und erledigte ihr Geschäft in aller Eile. Minuten später kam sie heraus, nach Luft schnappend und vielleicht ein wenig grünlich im Gesicht, und wusch sich hastig die Hände im Eimer der Gemeinde.
    Als sie wieder auf der Main Street war, immer noch ein wenig schaudernd, sah sie, dass Jeb oder der Postkutschenfahrer ihr Gepäck auf einen kleinen Ranchwagen geladen hatte, der von zwei kräftigen Rappen gezogen wurde. Sie vergewisserte sich, dass alles sicher verstaut war, warf einen resignierten Blick zum Saloon, wo ihr Bräutigam offenbar bevorzugt seine Zeit verbrachte, und wandte sich dann Jeb zu, der ihr in den Wagen half, ihn umrundete und geschickt neben sie auf die Sitzbank kletterte.
    Ich werde nicht weinen, versprach sie sich.
    Jeb wies mit dem Kopf zu der Fracht hinten auf dem Wagen. »Sieht aus, als wären Sie ziemlich gut ausgestattet«, bemerkte er, vermutlich um Konversation zu machen. »Das ist gut, denn wenn man hier irgendetwas Modisches haben will, muss man es aus San Francisco schicken lassen.«
    Sie strich glättend über ihr Kleid, richtete ihre Frisur und nickte, um ihn wissen zu lassen, dass sie zuhörte. Emmeline traute sich nicht, etwas zu erwidern, denn sie befürchtete, dann ihre Gefühle zu verraten. Sie wollte keinen schlechten Eindruck auf ihre neue Familie machen.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nichts essen wollen, bevor wir losfahren?«, fragte Jeb freundlich. »Die Fahrt zur Ranch dauert über zwei Stunden, und das nur, wenn es unterwegs keinerlei Probleme gibt.«
    Sie schüttelte den Kopf, straffte die Schultern und richtete den Blick auf die Straße. »Ich fühle mich einfach prima«, behauptete sie und versuchte mit aller Macht, es selbst zu glauben.
    Der Kampf war vorüber, sein Gegner schnarchte auf dem Billardtisch, und Rafe sah Charlie Biggam, den Postkutschenfahrer, in den Saloon kommen und zur Bar gehen.
    »Tag, Rafe«, grüßte Charlie.
    Rafe nickte. »Tag.«
    Charlie blickte zum Billardtisch, wo Jake Fink zu sich kam und ein bisschen stöhnte. »Ihr habt euch wieder über Zäune auf offenem Weideland gestritten?«, fragte er.
    Rafe schwenkte sein Bier im Krug. »Verdammte Farmer«, brummte er. »Wenn es nach Schollenbrechern wie Jake ginge, wäre das ganze Land von Stacheldraht

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