Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
durchzogen.«
Charlie signalisierte dem Wirt, ihm das Übliche zu bringen, einen doppelten Whisky. »Habe heute einen interessanten Passagier gebracht«, bemerkte er.
Rafe dachte an die Frau, die er auf der Straße gesehen hatte, gleich nachdem Jake ihm einen knallharten Schwinger verpasst hatte. Sie war ein hübsches kleines Ding, erinnerte er sich, betastete sein Kinn und vergewisserte sich, dass nichts gebrochen war. Er fragte sich, ob er sich an sie heranmachen konnte. »Eine Dame?«, hakte er nach.
Charlie nickte und lächelte ein wenig. »Sieht prima aus«, meinte er. »Das hast du wirklich gut gemacht, Rafe.«
Rafe richtete sich auf. Ein schreckliches Gefühl stieg in ihm auf. »Worauf, zum Teufel, willst du hinaus?«
»Der Name auf dem Fahrschein lautete Mrs. Rafe McKettrick«, berichtete Charlie. »Kam den weiten Weg von Kansas City. Ich wusste gar nicht, dass du dir eine Frau angeschafft hast.«
Rafe murmelte etwas vor sich hin, warf Geld für sein Bier auf die Theke und ging zur Tür.
»Keine Hast«, rief Charlie, »Jeb hat ihre Sachen auf den Wagen geladen, und die beiden sind vor einer halben Stunde zur Triple M aufgebrochen!«
Rafe blieb jäh stehen und drehte sich um. Jake setzte sich auf dem Billardtisch auf, hustete und spuckte einen Zahn aus.
»Du dreckiger Hurensohn, McKettrick«, grollte der Farmer. »Ich sollte dir die Haut abziehen.«
»Was hast du gesagt?«, murmelte Rafe, und die Frage war nicht an Jake Fink gerichtet.
Charlie lachte. »Ich nehme an, der alte Jake hier hat dir die Trommelfelle lädiert.« Charlie hielt sich für witzig, und keiner freute sich über seine Scherze so sehr wie er selbst.
»Ich sagte, Jeb hat deine per Post bestellte Braut nach Hause gebracht, da du anderweitig beschäftigt warst. Richtig brüderlich von ihm, finde ich.«
Rafe fluchte. Er hatte vor zwei Monaten eine Frau bestellt und sie ganz vergessen. Diese Leute vom Heiratsinstitut Happy Home hätten ihn wenigstens benachrichtigen können, dass sie seinen Auftrag ausgeführt hatten.
»Komm her und kämpfe!«, verlangte Jake, schwang beide Beine über die Kante des Billardtischs und fiel prompt auf den mit Sägemehl bestreuten Boden.
Rafe blätterte ein paar Scheine von einem Geldbündel und gab sie Jakes Partner Pootie Callahan. »Bring ihn rüber zum Doc«, meinte er geistesabwesend. Dann wandte er sich um und eilte aus dem Saloon.
Er war auf halbem Weg zum Mietstall, als ihm klar wurde, dass er nicht so, wie er aussah, hinter seiner Braut herreiten konnte. Er war schmutzig, seine Kleidung war zerrissen und blutig, und er musste zum Barbier. Anscheinend hatte er einen höllisch schlechten ersten Eindruck auf sie gemacht; sie war höchstwahrscheinlich ein Stadtmädchen, und wenn er sich nicht die Zeit nahm, sich ein wenig herzurichten, würde er sie zu Tode erschrecken.
Nein, alles hing davon ab, und er musste es richtig handhaben.
Charlie Biggam hatte eine große Klappe, und bald würden die meisten Leute in der Stadt von seiner neuen Frau wissen, die jetzt mit Jeb zur Ranch fuhr. Zweifellos setzte Jeb nun seinen Charme ein, und bei dem Gedanken wurde Rafe der Hemdkragen zu eng. Er war gesetzlich mit dieser Frau verheiratet, wie auch immer sie hieß, doch er wusste genug über das Gesetz, um sich vorstellen zu können, dass der Handel rückgängig gemacht werden konnte, wenn die Ehe nicht vollzogen wurde, und das wusste auch Jeb. Wenn sie sich anders besann, brauchte sie nur zu einem Anwalt zu laufen und eine Annullierung verlangen.
Rafe war entschlossen, es nicht dazu kommen zu lassen. Er hatte zwar nicht Jebs Charme oder Kades Talent, schöne Worte zu säuseln, doch er hatte andere Vorzüge, die ihn empfahlen. Er musste nur eine Zeit lang darüber nachdenken, um herauszufinden, welche das waren; das war alles.
Rafe stürmte über die Straße, und die Leute gingen ihm aus dem Weg, Fußgänger und Reiter gleichermaßen, denn sie deuteten seinen Gesichtsausdruck richtig. Jeder, der sich jetzt mit Rafe McKettrick anlegte, tat das auf eigene Gefahr.
Im General Store erschöpfte er seinen Kredit, kaufte einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit Zelluloidkragen, einen Derbyhut, zwei goldene Eheringe und ein weißes Nachthemd aus der Abteilung »Reizwäsche«, das seiner Frau einfach prima stehen würde.
Er ignorierte das leise Gelächter und die geflüsterten Spekulationen, als er den Laden verließ und die Straße hinunter zum Hotel ging. Dort zahlte er für ein Bad, eine Rasur und ein
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