Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
ein Enkelkind schenkt.«
Emmeline hatte natürlich die ganze Zeit über gewusst, dass die Heirat mit Rafe keine Liebesheirat war, und er hatte perfekt klar gemacht, dass er sofort ein Kind haben wollte, doch es verletzte sie trotzdem, dass er die Entscheidung, sich eine Frau zu nehmen, nicht aus eigenem Entschluss getroffen hatte. Sie war für ihn ein Mittel zum Zweck, eine Bequemlichkeit und vermutlich wenig mehr. Er hätte jede geheiratet, weil er eine Frau und ein Kind brauchte, um die Kontrolle über die Triple M zu bekommen.
»Ich verstehe«, murmelte sie.
»Nein«, wandte Concepcion leise ein. »Ich glaube, du verstehst überhaupt nicht. Rafe mag dich. Im Laufe der Zeit...«
»Im Laufe der Zeit«, wiederholte Emmeline und stand auf.
»Sie ist nur müde«, versicherte Becky hastig und erhob sich ebenfalls. »Vielleicht sollte sie ein wenig...«
Emmeline schüttelte ihre Hand ab. »Bitte, lass mich in Ruhe«, bat sie sehr leise. »Ihr beide.«
Becky und Concepcion tauschten Blicke, doch sie gaben nach und ließen sie die Treppe hinaufgehen, ohne ihr zu folgen.
Emmeline ging schnell über den oberen Flur, sah durch die halb offen stehende Tür, dass Beckys Gepäck in das Gästezimmer gebracht worden war, in dem sie in ihrer ersten Nacht nach ihrer Ankunft auf der Ranch geschlafen hatte.
Eine Pritsche war bereits für Phoebe Anne aufgestellt worden.
Sie ging weiter zu Rafes Zimmer, öffnete die Tür und trat ein. Das Zimmer war verlassen, doch die süßen Erinnerungen an ihre Liebesnacht waren noch gegenwärtig. Emmeline seufzte, schloss die Tür ab, ging zu dem kleinen Schreibtisch und schlug ihr Tagebuch auf.
Sie setzte sich, öffnete das Tintenfässchen, nahm ihre Feder, tauchte sie ein und begann zu schreiben. Neben ihr lag das Album mit der goldenen Prägung, das Rafe ihr in Indian Rock geschenkt hatte. Unsere Familie.
Sie hielt im Schreiben inne, und ein kalter Schauer lief ihr über die Wirbelsäule. Wenn Holt sie an Rafe verriet, würde es keine Familie für sie geben.
»Ich habe nicht vor, Ihre Gastfreundschaft auszunutzen«, sagte Becky an diesem Abend zu Angus McKettrick, als sie allein in seinem Arbeitszimmer saßen, jeder mit einem Schwenker Brandy in der Hand. »In werde in ein paar Tagen nach Indian Rock zurückkehren, wo ich mir ein Hotelzimmer genommen habe.«
Angus hatte höflich um Erlaubnis gefragt, bevor er sich die Zigarre angezündet hatte, die er so offensichtlich genoss, während er hinter seinem großen Schreibtisch saß. Seine Söhne und Emmeline hielten sich irgendwo im Haus auf, ebenso Concepcion, und Becky war überzeugt, dass sie sich alle fragten, was hinter der geschlossenen Tür des Arbeitszimmers besprochen wurde.
»Es gibt keinen Grund, uns so schnell zu verlassen«, protestierte Angus. »Dies ist ein großes Haus.«
Nicht groß genug, dachte Becky sarkastisch. Sie hatte bei ihrer Ankunft am Nachmittag Concepcion die Spannung angesehen. Angus hatte vermutlich nicht die geringste Ahnung, dass Concepcion ihn liebte, und das wahrscheinlich schon seit Jahren. Dass er das Gleiche für sie empfand, wusste er bestimmt erst recht nicht. Diese McKettrick-Männer sind größere Dickschädel als die meisten anderen, dachte Becky.
»Ich bin es gewohnt, für mich selbst zu sorgen«, erklärte sie. Becky hatte sich in einen Sessel gegenüber seinem Schreibtisch gesetzt, neben dem Kamin, in dem ein behagliches Feuer prasselte. Sie lächelte leicht und schaute in die Flammen. »Ich bin seit einigen Jahren im Geschäft, obwohl ich mich jetzt zur Ruhe gesetzt habe.«
Angus fragte nicht nach der Art des Geschäfts; vielleicht wusste er darüber Bescheid. Wie viele Frauen tranken schließlich Brandy und sprachen über Gewinn und Verlust, wie sie mit ihm ? Wahrscheinlich nahm er jedoch an, dass sie einen Modeladen oder so etwas betrieben hatte. »Sie wären eine willkommene Bereicherung für Indian Rock«, meinte er in seiner freundlich-schroffen Art. »Natürlich könnten Sie sich einen guten Ehemann angeln, bevor ein Maultier zweimal mit dem Schwanz wedelt, wenn Sie es wollten.«
Beckys Lächeln wurde ein wenig breiter, bevor sie es unter Kontrolle bringen konnte. »Es ist sehr freundlich, dass Sie das sagen, aber ich suche keinen Ehemann. Ich habe ein wenig Geld auf die Seite gelegt, denn ich bin gern unabhängig.« Beides waren Untertreibungen. Sie konnte sich nicht vorstellen, von irgendeinem Mann Befehle entgegenzunehmen, nur weil er ihr einen Ehering an den Finger gesteckt
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