Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
eines Bräutigams sein«, bemerkte Red freundlich. Er hatte noch Geld, weil er zu Beginn des Spiels gewonnen hatte, und er hatte vermutlich auch ein paar kräftige Schlucke aus der Whiskyflasche getrunken.
»So muss es sein«, stimmte Rafe zu. »Und da wir gerade davon sprechen, ich sollte zu meiner Frau zurückgehen.«
Jeb und Kade tauschten stumm einen Blick. Kade stieß sich von der Wand ab, und Jeb erhob sich mit einem übertriebenen Gähnen von seinem Stuhl.
»Ich leg mich selbst aufs Ohr«, meinte Jeb. »Leider werde ich allein sein.«
Kade schlug seinem jüngeren Bruder auf den Rücken. »Arme, einsame Seele«, kommentierte er ziemlich dramatisch. »Wir können uns nicht so glücklich preisen wie unser großer Bruder Rafe. Warum meint es das Schicksal nicht so gut mit uns ?«
»Jemand soll eine Mundharmonika holen!«, rief Red. »Wir brauchen jetzt ein trauriges Lied.«
Rafe freute sich über die gute Laune seiner Brüder, vielleicht weil er wusste, dass sie kurzlebig sein würde, und lachte. Zufällig fiel sein Blick auf Cavanagh, und er bemerkte, dass der ihn mit einem ernsten Ausdruck in den Augen beobachtete. Dieser Cowboy aus Texas war kein Mann, der Mitleid hervorrief, doch er wirkte ziemlich einsam, wie er so dasaß, als wäre er aus etwas ausgeschlossen worden.
»Ich erwarte, dass diese Zäune bei Peltons Parzelle morgen ausgebessert werden«, erklärte Rafe. »In aller Frühe.«
Jeb salutierte übertrieben, Kade schüttelte den Kopf, und der neue Mann grinste ein wenig und blickte dann fort.
Die grüne Seide funkelte wie ein flüssiger Smaragd, als sie auf dem frisch geschrubbten Küchentisch lag. Draußen war es völlig dunkel, und die Küche war nur von Lampen erhellt. Phoebe Anne saß in einem Schaukelstuhl, lächelte und las immer wieder ihr Telegramm.
»Oh, wie wunderschön«, stieß Concepcion hervor und bewunderte den Stoff, den Emmeline soeben ausgewickelt hatte.
»Hier ist deiner«, verkündete Emmeline aufgeregt und schob Concepcion ein großes Paket zu. »Pack ihn aus!«
Concepcion wickelte das Paket neugierig aus. Sie hielt den Atem an, als sie die silbergraue Seide sah, legte eine Hand auf den Busen und murmelte etwas auf Spanisch.
»Ist er nicht schön?«, fragte Emmeline. Erst jetzt kam ihr in den Sinn, dass der Stoff Concepcion vielleicht nicht so gefiel wie ihr. Möglicherweise hätte sie roten vorgezogen oder grünen wie sie selbst. »Concepcion?«
»O ja«, flüsterte Concepcion, und ihre Augen glänzten vor Freude, als sie zu Emmeline aufblickte. »Ich habe noch nie so etwas Feines gehabt. Nicht einmal bei meinem Hochzeitskleid ...«
Emmeline ging um das Ende des Tisches herum und schloss die andere Frau in die Arme, die schniefte und die Umarmung erwiderte.
Gerade als sie den Stoff vorsichtig falteten und wieder mit dem braunen Papier einwickelten, kam Rafe durch die Hintertür herein. Am nächsten Morgen würden sie Schnittmuster aus Zeitungspapier schneiden, die sorgfältig ausgewählten Entwürfe aus Godey's Ladies Book als Anleitung benutzen, und dann würde das Nähen beginnen. Emmeline hatte nie etwas Schwierigeres als eine Hemdbluse genäht, aber Becky war eine vollendete Näherin. Zusammen und unter Beckys Anleitung würden sie die Kleider im Nu fertig haben.
Concepcion räusperte sich, als sie Rafe sah, und entschuldigte sich hastig. Becky war noch mit Angus im Arbeitszimmer, und Kade und Jeb, die gleich hinter ihrem älteren Bruder in die Küche gekommen waren, tippten an ihre Hutkrempe und zogen sich zurück.
Rafe stand da und schaute Emmeline an. Im Lampenschein sah er gut aus wie Apollo, fand Emmeline.
»Guten Abend, Mr. McKettrick«, sagte sie förmlich.
»Abend«, erwiderte er und blieb immer noch wie erstarrt stehen, den Hut in der Hand. »Du siehst sehr schön aus!«, fügte er hinzu, als das Schweigen lastend wurde.
»Danke«, gab Emmeline zurück und blieb auf Distanz.
»Hat sich deine Tante eingewöhnt?«
Sie nickte.
»Stimmt etwas nicht?«
Emmeline breitete die Arme aus. »Was sollte nicht stimmen?«
»Du verhältst dich sonderbar, das ist alles. So bist du den ganzen Abend gewesen.«
Sie gab vor, einen imaginären Fleck auf dem bereits makellosen Tisch wegzuwischen. »Sag mir, Mr. McKettrick, hättest du dir eine Frau bestellt, wenn nicht die Triple M auf dem Spiel gestanden hätte?«
Er schwieg lange, und sie vermied es, ihn anzusehen. »Vermutlich nicht«, bekannte er schließlich.
»Du hättest vermutlich ewig in Kneipen
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