Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
hatte, und sie hatte beträchtlich mehr als »ein wenig« Geld auf ihrem Bankkonto. Wenn Emmeline erfahren würde, wie viel ihr Anteil allein an Zinsen einbrachte, würde sie vermutlich in Ohnmacht fallen.
»Natürlich könnte ich mich, wenn sich die richtige Geschäftsvereinbarung ergibt, mit dem Gedanken anfreunden, mich hier niederzulassen«, fuhr sie fort, als Angus schwieg. »Haben Sie jemals daran gedacht, dass »Territorial Hotel« zu verkaufen, Mr. McKettrick?« Was redete sie da? Sie wollte dieses primitive Hotel mit seinen Gemeinschaftstoiletten, den Böden aus rauen Planken und den Vorhängen aus Mehlsäcken nicht.
Oder?
Angus genoss eine Weile seine Zigarre. »Könnten Sie mir ein Angebot machen, Mrs. Fairmont?«
Becky lächelte. Sie erkannte eine verwandte Seele, einen anderen gewieften Geschäftemacher. Fast schien es, als hätte Angus ihre Absicht durchschaut, bevor sie ihr selbst bewusst geworden war. »Vielleicht«, antwortete sie. »Ihnen ist gewiss klar, dass dieses Hotel in einem bedauerlichen Zustand ist. Es würde harte Arbeit und viel Geld nötig sein, um es auf meinen Standard zu bringen.«
»So, würde es das?« Angus genoss die Begegnung so sehr wie Becky, das war klar.
»Dennoch«, dachte sie laut nach und spielte ihre Rolle, »könnte ich mir vorstellen, dass es möglich ist, etwas Vernünftiges daraus zu machen. Eine einigermaßen große Stadt braucht ein anständiges Hotel.«
»Da stimme ich Ihnen zu«, bemerkte Angus großzügig. »Und ich gebe zu, dass ich das Hotel vernachlässigt habe. Ich bin nie sehr am Hotelgeschäft interessiert gewesen. Ich habe es aus steuerlichen Gründen gekauft, als der Vorbesitzer vor zwei oder drei Jahren Pleite ging.«
»Dann sollten Sie mir einen guten Preis machen können«, entgegnete Becky. Es war ein Spiel für sie, dieses kultivierte Feilschen. Sie liebte das um der Sache willen, obwohl sie sich die ganze Zeit über fragte, welcher Teufel sie geritten haben mochte, überhaupt dieses Gespräch anzufangen. Ungefähr das Letzte, was sie brauchte, war ein Hotel in einem Kaff wie Indian Rock, weit abgelegen im Arizona Territorium. In fünf Jahren konnte nach finanziellen Schwierigkeiten der ganze Klimbim hier zur Geisterstadt werden, voller leer stehender Gebäude, Unkraut und Kaninchen.
»Ich dachte daran, Ihnen eine Gewinnbeteiligung anzubieten«, eröffnete sie ihm. »Zuerst die Summe, die Sie an Steuern bezahlt haben, und ein Drittel von dem, was ich in den ersten fünf Jahren verdiene. Danach gehört es mir ganz.«
Angus lehnte sich zurück, paffte an seiner Zigarre und überlegte. Er ließ sich Zeit, doch Becky ärgerte sich nicht darüber. Wenn er akzeptierte, würde sie ein Projekt haben, mit dem sie sich beschäftigen konnte, während sie ein Auge auf Emmeline hielt und dafür sorgte, dass sie sicher war und sich einlebte. Wenn er ablehnte, würde sie sich nicht mit einem armseligen Hotel belasten.
»Sie sind ganz wie ein Pferdehändler, Mrs. Fairmont«, sagte Angus schließlich.
»Becky«, korrigierte sie ihn. »Und, ja, das bin ich.«
Angus lachte glucksend und drückte den Stummel seiner Zigarre im Aschenbecher aus. »Abgemacht, Mrs. Fair ... Becky.«
Becky erhob sich wie Angus, und sie schüttelten einander über den Schreibtisch hinweg die Hände, zwei Menschen, die sich verstanden.
An diesem Abend wirkte Emmeline beim Essen sehr steif, doch Rafe maß dem keine besondere Bedeutung zu. Er nahm an, dass sie sich wegen dieses weiblichen Problems noch verletzlich fühlte. Er selbst war einfach froh, wieder daheim zu sein, und er war begierig darauf, wieder die Ärmel aufzukrempeln und an die Arbeit zu gehen.
Während des Essens erinnerte er sich plötzlich an das Telegramm und händigte es Phoebe Anne aus. Sie sah etwas munterer aus und trug das blaue Kleid, das Emmeline ihr aus der Stadt mitgebracht hatte.
Aller Blicke richteten sich auf Phoebe Anne. Mit zitternden Händen öffnete sie den Umschlag und entfaltete das Blatt darin. Während sie las, erhellte sich ihr schmales Gesicht immer mehr.
»Sie wollen, das ich heimkomme!«, jubelte sie. »Pa und Mum Pelton wollen, dass ich so bald wie möglich zu ihnen komme!«
Freudenrufe wurden am Tisch laut, und Emmeline taute lange genug aus ihrer eisigen Stimmung auf, um zu Phoebe Anne zu gehen und sie in die Arme zu schließen. Alle Frauen am Tisch waren zu Tränen gerührt.
Gut, dachte Rafe. Jetzt kann ich diese Bruchbude abfackeln, und diese Siedlerplage ist zu Ende. Natürlich
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