Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
herumgelungert, dich geprügelt und Saloonmädchen nachgestellt«, vermutete sie.
»Nicht ewig«, wandte er kläglich ein. »Aber eine Weile länger, nehme ich schon an.«
Jedenfalls ist er ehrlich, dachte Emmeline. Das war mehr, als sie von sich selbst behaupten konnte. Sie musste von ihrem hohen Ross heruntersteigen, so schwierig dies auch sein würde, und das Beste aus den Dingen machen. Sie war verheiratet, hatte ein richtiges Zuhause und sicherlich würden im Laufe der Zeit Kinder kommen. Das war alles, was sie wollte, alles, was sie sich erhofft hatte - bis auf eines.
Vielleicht war es zu viel verlangt, auch noch Liebe zu erwarten. Zu diesem Zeitpunkt war sie sich nicht sicher, ob wahre Liebe überhaupt existierte, abgesehen von der Liebe in Märchen und ihren albernen Träumen.
»Ich möchte dir danken, Rafe«, sagte sie leise.
Er sah sie verwirrt an. »Mir danken?«
»Ja«, erwiderte sie. »Du bist lieb zu mir gewesen und hast Geduld mit mir gehabt.«
»Hast du ... nun ... diese Frauensache überstanden?«
Sie lächelte über seine Verlegenheit. »Es wird noch ein paar Tage dauern.«
»Ich nehme an, du musst ziemlich mitgenommen sein. Vielleicht solltest du dich schlafen legen. Ich möchte noch mit Pa sprechen, und dann komme ich nach oben.«
Sie nickte, ging zu ihm und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. Dann stieg sie wortlos die Treppe hinauf und ging über den Flur zu ihrem Zimmer.
Er ließ ihr viel Zeit, um in ihr Nachthemd zu schlüpfen, sich die Zähne zu putzen und sich ins Bett zu legen, bevor er leicht an die Tür klopfte und darauf wartete, dass sie ihn zum Eintreten aufforderte. Er blieb einen Moment scheu auf der Türschwelle stehen, trat dann ein und schloss die Tür hinter sich.
»Ich habe dir das mitgebracht«, meinte er schüchtern und überreichte ihr einen warmen Ziegelstein, der in Filz eingewickelt war.
Kapitel 9
D u hast das »Territorial Hotel« gekauft?«, fragte Emmeline und blickte von der Näharbeit auf. Seit der Ankunft ihrer Tante auf der Triple M waren ein paar Tage vergangen, hektische Tage, in denen sie viel gekocht, sauber gemacht, Möbel gerückt und stundenlang mit Concepcion und Phoebe Anne die Party geplant hatte. Nach der ersten Nacht hatte Concepcion ihr Schlafzimmer Becky überlassen und war mit Phoebe Anne ins Gästezimmer gezogen.
Während dieser Zeit hatte Emmeline keine Gelegenheit zum Nähen gehabt, doch an diesem Morgen hatte sie es endlich geschafft, nach dem Frühstück die Teile ihres Partykleides zu schneiden. Die grüne Seide floss wie ein Fluss über den Küchentisch, und jetzt schnitt sie einen Ärmel zu. Becky und sie waren allein im selten benutzten Wohnzimmer, dessen Fenster an diesem warmen Sommertag offen standen.
Becky schaute ihr einen Augenblick zu, bevor sie nickte. »Du hast richtig gehört«, meinte sie. Sie hatte nie viel für Näharbeiten übrig gehabt und in einem von Angus Büchern, Das Leben von Kopernikus, gelesen, das sie sich aus dem Arbeitszimmer geliehen hatte. Sie schloss den Band behutsam und ließ ihn auf ihrem Schoß liegen.
Einerseits freute sich Emmeline über die Neuigkeit, denn sie bedeutete, dass Becky in Indian Rock bleiben würde und sie ihre »Tante« oft sehen konnte. Andererseits war Beckys bisherige Karriere kein Anlass, auf die Familie stolz zu sein;
in einer kleinen Gemeinde wie Indian Rock würde sich herumsprechen, wie sie sich früher ihren Lebensunterhalt verdient hatte. »Du bist fast eine Woche hier«, bemerkte sie sehr vorsichtig, »und dies ist das Erste, was ich darüber gehört habe. Wann hast du diesen Handel abgeschlossen?«
Beckys Augen funkelten vergnügt. Sie spitzte die Lippen, gab dann dem Impuls nach und lachte. »Am ersten Abend«, gestand sie. »Angus und ich waren uns ziemlich schnell einig.« Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte ihre Tochter. »Was ist los, Emmeline? Du denkst doch nicht, ich eröffne eine andere ... Pension, oder?«
»Ich denke«, entgegnete Emmeline, benommen vor Erleichterung, »dass du tun würdest, was immer dir be li ebt, und dir piepegal ist, wer etwas dagegen hat.«
Das führte zu einem frechen Lächeln. »Du hast also gut aufgepasst«, stellte Becky fest. In diesem Moment schien alles an ihr zu funkeln. Es war schwierig, nein, unmöglich zu glauben, dass sie ernsthaft krank sein könnte. »Keine Angst, Liebling. Ich werde von jetzt an die Tugend in Person sein. Das »Territorial Hotel« wird genau das sein -
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